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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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benötigen, weil sie davon ausgehen, dass nicht alle die Fahrt überleben.«
    »Solche Geschichten habe ich auch gehört«, gab Brashen zögernd zu. Er hockte sich hin und setzte sich dann in den Sand neben das Schiff. »Aber welche Wahl habe ich sonst? Ich hätte all die Jahre auf Kapitän Vestrit hören sollen. Hätte ich das getan, hätte ich jetzt ein bisschen Geld angespart.«
    Er knurrte missbilligend. »Ich wünschte, mir hätte vor all den Jahren jemand gesagt, dass ich meinen Stolz einfach runterschlucken und nach Hause gehen sollte.«
    Paragon kramte in seiner Erinnerung. »Wenn Wünsche Pferde wären, könnten Bettler reiten«, erklärte er und lächelte. Er freute sich beinahe über sich selbst. »Diesen Gedanken habe ich schon seit langer Zeit nicht mehr wachgerufen.«
    »Und er ist heute noch genauso wahr wie eh und je«, meinte Brashen mürrisch. »Also schwinge ich meinen Hintern am besten zum Hafen und suche mir eine Arbeit auf einem dieser stinkenden Schlachterboote. Ich hab außerdem gehört, dass es da mehr ums Töten als ums Segeln geht.«
    »Und es ist eine sehr schmutzige Arbeit«, pflichtete Paragon ihm bei. »Auf dem Schiff eines ehrlichen Händlers macht sich ein Matrose die Hände mit Teer schmutzig oder ist von Seewasser durchnässt. Auf einem Schlachterschiff sind es Blut, Innereien und Tran. Wenn du dir in den Finger schneidest, verlierst du deine Hand durch eine Infektion. Falls du nicht daran stirbst. Und auf den Schiffen, die auch das Fleisch verarbeiten, schlägst du dir die halbe Nacht damit um die Ohren, das Fleisch in Wannen mit Salz zu legen. Und auf den Schiffen mit den gierigsten Besitzern schlafen die Matrosen direkt neben der stinkenden Fracht.«
    »Du bist wirklich aufmunternd«, meinte Brashen trübsinnig.
    »Aber was für eine Wahl habe ich denn schon? Gar keine!«
    Paragon lachte merkwürdig. »Wie kannst du das sagen? Du hast die Chance, die mir versagt ist, die Wahl, die alle Menschen als so selbstverständlich hinnehmen, dass sie sie gar nicht mehr wahrnehmen.«
    »Und was für eine Alternative wäre das?«, fragte Brashen unbehaglich. Es lag an dem Unterton in der Stimme des Schiffes, es war ein leichtsinniger Ton, wie der eines Jungen, der wilde Phantasien ausstößt.
    »Hör auf.«
    Paragon sprach die Worte atemlos vor Verlangen aus. »Hör einfach auf.«
    »Womit soll ich aufhören?«
    »Hör auf zu sein. Du bist ein so zerbrechliches Ding. Deine Haut ist dünner als Segeltuch, deine Knochen sind feiner als jede Rahe. Innerlich bist du so nass wie das Meer und genauso salzig, und das alles wartet nur darauf, aus dir hervorzusprudeln, sobald du deine Haut geöffnet hast. Es ist so leicht für dich, aufzuhören, zu sein. Öffne deine Haut und lass dein salziges Blut herausrinnen, lass die Seewesen dein Fleisch Bissen für Bissen wegreißen, bis du nur noch eine Handvoll grüner, schleimiger Knochen bist, die von angenagten Sehnen gehalten werden. Und du wirst nichts mehr denken oder fühlen. Du wirst einfach aufgehört haben. Aufgehört.«
    »Ich will aber nicht aufhören«, erwiderte Brashen leise. »Nicht so. Kein Mensch will so aufhören.«
    »Kein Mensch?«
    Paragon lachte wieder, und seine Stimme überschlug sich kreischend. »Oh, ich habe ein paar gekannt, die so aufhören wollten. Und ich habe auch einige gekannt, die so aufhörten. Sie endeten auf die gleiche Weise, ob sie es wollten oder nicht.«

    »Einer scheint einen kleinen Fehler zu haben.«
    »Ich bin sicher, dass Ihr Euch irrt«, erwiderte Althea eisig. »Sie passen sehr gut zusammen, sind durchgefärbt und von bester Qualität. Die Fassung ist aus Gold.« Sie sah den Juwelier offen an. »Mein Vater hat mir niemals ein Geschenk gemacht, das nicht von allerbester Qualität gewesen wäre.«
    Der Juwelier bewegte seine Hand, und die beiden kleinen Ohrringe rollten auf seiner Handfläche hin und her. In ihren Ohren hatten sie dezent und vornehm gewirkt. In seiner Hand sahen sie nur noch klein und einfach aus. »Siebzehn«, bot er an.
    »Ich brauche dreiundzwanzig.«
    Sie versuchte, ihre Erleichterung zu verbergen. Sie hatte sich entschieden, auf keinen Fall weniger als fünfzehn zu akzeptieren, bevor sie den Laden betrat. Trotzdem wollte sie versuchen, soviel wie möglich aus dem Mann herauszuholen. Es fiel ihr nicht leicht, sich von dem Schmuck zu trennen, und sie besaß nur noch wenig andere Mittel.
    Er schüttelte den Kopf. »Neunzehn. Bis neunzehn kann ich gehen, aber das ist mein letztes

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