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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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passend, sie so zu präsentieren, wenn wir wollen, dass sie eine gute Partie macht.«
    »Eine gute Partie machen? Sie sollte aus Liebe heiraten, so wie wir es getan haben. Sieh dir doch Keffria und Kyle an. Und denk daran, wie die Leute in der Stadt geklatscht haben, als ich einem ehrgeizigen jungen Seekapitän erlaubt habe, um meine Älteste zu freien. Aber ich wusste, dass er ein aufrechter Mann war, und sie wusste, was in ihrem Herzen war, und sie waren glücklich. Sieh dir ihre Kinder an, die gesund sind wie die Möwen. Nein, Ronica, wenn Althea an die Leine genommen werden muss, um einem Mann zu gefallen, ist es sicher nicht die Art Mann, die ich meiner Tochter als Freier wünsche. Sie soll einem Mann gefallen, der ihren Mut und ihre Kraft bewundert.
    Sie wird schon früh genug zur Ruhe kommen, Dame, Ehefrau und Mutter werden. Allerdings bezweifle ich, dass ihr diese Monotonie sonderlich schmecken wird. Also wollen wir unserem Schatz ein richtiges Leben gewähren, solange sie eins haben kann.«
    Nach diesen Worten sank Ephron keuchend in die Kissen zurück.
    Ronica hatte aus Rücksicht auf seine Krankheit den Zorn heruntergeschluckt, den sie darüber empfunden hatte, dass er so geringschätzig über das Leben redete, das sie selbst führte.
    Genauso unterdrückte sie auch die Eifersucht über die Freiheit ihrer eigenen Tochter und deren Leichtsinn. Und sie erwähnte auch nicht, dass sie bei der finanziellen Lage der Familie vielleicht gezwungen sein könnten, Althea gut zu verheiraten.
    Gereizt dachte Ronica darüber nach, dass sie das Mädchen vielleicht mit einem Gläubiger verheiraten könnten, vorausgesetzt allerdings, dass es ihnen gelang, sie vorher zu zähmen. Möglicherweise an einen besonders großzügigen Gläubiger, der der Familie ihre Schulden als Hochzeitsgeschenk erlassen würde. Ronica schüttelte langsam den Kopf. Nein.
    Auf seine feine Art hatte Ephron genau auf ihre schwächste Stelle angespielt. Sie hatte ihn geheiratet, weil sie sich in ihn verliebt hatte. Genauso wie Keffria dem Charme des blonden Kyle erlegen war. Und trotz allem, was der Familie bevorstand, hoffte sie, dass Althea den Mann lieben würde, den sie heiratete.
    Ronica betrachtete mit unendlicher Zuneigung den Mann, den sie nach all den Jahren immer noch liebte.
    Das Licht der Nachmittagssonne schien durchs Fenster und beleuchtete Ephrons Gesicht, der im Schlaf die Stirn runzelte.
    Ronica stand leise auf, um einen Vorhang zuzuziehen. Sie konnte den Ausblick nicht länger genießen. Es hatte ihr einmal großes Vergnügen bereitet, aus diesem Fenster zu blicken und den kräftigen Stamm und die Zweige ihres Hochzeitsbaumes zu betrachten. Nun stand er kahl und entlaubt mitten im Sommergarten, so nackt wie ein Skelett. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, als sie den Vorhang schloss.
    Ephron hatte sich so darauf gefreut, den Baum in seiner Blüte zu sehen. Aber in diesem Frühjahr hatte die Blütenfäule, die den Baum bisher verschont hatte, ihn um so verheerender befallen. Die Blüten wurden braun und fielen faulig auf die Erde. Nicht eine einzige öffnete sich für sie, und der Duft der verrottenden Blüten erinnerte an Begräbnisblumen. Keiner von ihnen nannte das ein böses Omen. Sie waren niemals sonderlich religiös gewesen. Aber kurz darauf fing Ephron wieder an zu husten. Kleine, leichte Hustenanfälle, ohne dass er Schleim gespuckt hätte. Aber eines Tages wischte er sich den Mund mit der Serviette ab und blickte stirnrunzelnd auf die Blutspuren darauf.
    Es war der längste Sommer ihres Lebens. Die heißen Tage bedeuteten eine Qual für ihn. Er hatte erklärt, dass ihm das Atmen in der feuchten, stickigen Luft genauso schwer fiel, als atme er sein eigenes Blut ein. Und dann hatte er sehnige Blutgerinsel ausgehustet, als wollte er seine Behauptung beweisen. Er magerte ab, und er hatte weder den Appetit noch die Willenskraft, Nahrung zu sich zu nehmen. Aber er sprach noch nicht von seinem Tod. Er lastete auf dem ganzen Haus, bedrückender als die heiße Sommerluft. Aber Ronica wollte ihn nicht konkreter machen, indem sie davon sprach.
    Sie bewegte sich lautlos, nahm vorsichtig einen kleinen Tisch hoch und stellte ihn neben den Bettstuhl. Dann holte sie ihre Kontobücher, die Tinte und den Stift und eine Handvoll Quittungen, die sie eintragen musste. Sie bückte sich über ihre Arbeit und runzelte dabei die Stirn. Die Einträge, die sie in ihrer kleinen, präzisen Handschrift machte, munterten sie nicht gerade auf. Und

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