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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ihren Obstgärten Früchte trugen und das Getreide auf den Feldern reifte wie immer. Er hatte kurz eine seiner Besitzungen inspiziert, einen flüchtigen Blick in die Kontobücher geworfen, war dann mit Althea auf eine weitere Seereise aufgebrochen und überließ es Ronica, mit allem anderen fertig zu werden.
    Nur einmal war sie kühn genug gewesen, ihm vorzuschlagen, dass sie vielleicht wieder anfangen sollten, mit den Leuten vom Regenwildfluss Handel zu treiben. Sie hatten das Recht dazu, die Kontakte und das Zauberschiff. Damals zur Zeit seiner Großmutter und seines Großvaters war das die Hauptquelle ihrer Handelsgüter gewesen. Aber seit den Tagen der Blutpest hatte er sich geweigert, den Regenwildfluss hinaufzusegeln. Es gab keinen konkreten Beweis dafür, dass die Krankheit von dort gekommen war. Wer konnte schon sagen, woher eine Krankheit kam? Es war sinnlos, sich selbst die Schuld zu geben und sich den profitabelsten Teil ihres Handels zu versagen. Aber Ephron hatte nur den Kopf geschüttelt und von Ronica verlangt, sie solle ihm versprechen, diesen Vorschlag niemals wieder zu machen. Er hatte nichts gegen die Regenwildnis-Händler, und er wollte auch nicht abstreiten, dass ihre Waren exotisch und wunderschön waren. Aber er hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass man nicht mit Magie handeln konnte, nicht einmal am Rande, ohne dafür einen Preis zu bezahlen. Er wäre, so hatte er ihr versichert, lieber arm, als das zu riskieren.
    Erst musste sie die Äpfelgärten verkaufen und mit ihnen die kleine Weinkelterei, die ihr ganzer Stolz gewesen war. Die Weingärten waren ebenfalls veräußert worden, und das war besonders hart für sie. Sie hatte sie erworben, als sie und Ephron noch Jungvermählte waren, und sie waren ihr erstes eigenes Unternehmen gewesen. Es hatte sie gefreut, mitansehen zu können, wie sie aufblühten. Trotzdem wäre sie eine Närrin gewesen, sie zu behalten, bei dem Preis, den man dafür geboten hatte. Es war genug Gold gewesen, um ihre anderen Unternehmungen ein Jahr lang über Wasser zu halten. Und so ging es weiter. Als der Krieg und die Piraten die Schlinge um den Handel von Bingtown immer enger zogen, hatte sie sich von einem Unternehmenszweig nach dem anderen trennen müssen, um die übrigen über Wasser zu halten. Es beschämte sie. Sie war eine Carrock, und wie die Vestrits waren die Carrocks eine der alteingesessenen Händlerfamilien von Bingtown. Außerdem linderte es ihre Ängste nicht gerade, mitansehen zu müssen, wie auch andere alten Familien ausgeplündert wurden, als hungrige junge Händler in Bingtown einfielen, alte Familienunternehmen aufkauften und alles Gewohnte veränderten. Sie brachten den Sklavenhandel in die Stadt, erst als Zwischenhandel auf dem Weg in die Länder von Chalced, doch bald schien es so, als würde der Handel mit Sklaven alle anderen Geschäfte überlagern. Mehr und mehr Felder und Obstplantagen in und um Bingtown wurden schließlich von Sklaven bestellt. Sicher, die Gutsbesitzer behaupteten, es seien Vertragsdiener, aber alle wussten, dass solche »Diener« normalerweise als Sklaven nach Chalced verkauft wurden, wenn sie nicht willig genug schufteten. Und nicht wenige trugen Sklaventätowierungen auf ihren Gesichtern. Es war eine weitere chalcedeanische Sitte, die in Jamaillia populär geworden war und jetzt allmählich auch in Bingtown akzeptiert wurde. Es sind diese »Neuen Händler«, dachte Ronica verbittert. Sie mochten ja aus Jamaillia nach Bingtown gekommen sein, aber ihr Gepäck schienen sie direkt aus Chalced mitgebracht zu haben.
    Pro forma war es immer noch gegen das Gesetz, Sklaven zu besitzen, außer als Handelsgut. Aber das schien die neuen Händler nicht zu stören. Ein paar Bestechungsgelder an die Zollbehörden des Hafens, und die Schatzbeamten des Satrap wurden plötzlich sehr leichtgläubig und ließen sich nur zu gern davon überzeugen, dass die angeketteten Leute mit den tätowierten Gesichtern Vertragsdiener waren und keine Sklaven.
    Den Sklaven hätte es nichts genützt, die Wahrheit über ihre Lage zu verraten. Das Konzil der alten Händler hatte vergebens protestiert. Und nicht wenige der alten Familien begannen, das Sklavengesetz zu missachten. Zum Beispiel Händler wie Davad Restate, dachte Ronica verbittert. Sie nahm an, dass Davad tat, was er tun musste, um sich in diesen harten Zeiten über Wasser zu halten. Hatte er das nicht erst letzten Monat gesagt, als sie sich laut wegen der Weizenfelder gesorgt hatte? Er hatte

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