Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
fast ungeschminkt vorgeschlagen, die Kosten zu senken und die Felder von Sklaven bestellen zu lassen. Er hatte sogar angedeutet, dass er alles für sie in die Wege leiten könnte, und zwar gegen eine kleine Beteiligung am Gewinn. Ronica dachte nicht gern daran, wie gefährlich nah sie daran gewesen war, diesen Vorschlag anzunehmen.
Mit einem Schnörkel erledigte sie den letzten, trostlosen Eintrag in ihre Kontobücher, als das Rascheln von Raches Röcken ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie hob den Blick und sah das Dienstmädchen an. Ronica war der Mischung aus Ärger und Trauer überdrüssig, die sie stets in Raches Gesicht sah.
Es war fast, als erwartete die Frau, dass sie etwas unternahm, um ihre Situation zu verbessern. Sah sie denn nicht, dass Ronica vollkommen damit beschäftigt war, mit ihrem sterbenden Ehemann und den zerrütteten Finanzen fertig zu werden?
Ronica wusste, dass Davad es gut gemeint hatte, als er darauf bestand, ihr Rache zu schicken, aber manchmal wünschte sie sich, die Frau würde einfach verschwinden. Es gab jedoch keine anständige Möglichkeit, die Frau einfach los zu werden, und ganz gleich, wie ärgerlich Ronica über sie war, brachte sie es dennoch nicht fertig, sie zu Davad zurückzuschicken.
Ephron hatte die Sklaverei immer missbilligt. Ronica glaubte zwar, dass die meisten Sklaven sich ihre Lage selbst zuzuschreiben hatten, aber irgendwie kam es ihr Ephron gegenüber respektlos vor, diese Frau zur Sklaverei zu verdammen, nachdem sie ihr geholfen hatte, ihren sterbenden Mann zu pflegen. Ganz gleich, wie unzulänglich diese Hilfe auch gewesen sein mochte.
»Was?«, fragte sie scharf, als Rache einfach vor ihr stehenblieb.
»Davad ist hier und will Euch sehen, Lady«, murmelte Rache.
»Händler Restate, meinst du?«, verbesserte Ronica sie.
Rache nickte zustimmend, sagte aber nichts. Ronica biss die Zähne zusammen und gab dann auf. »Ich erwarte ihn im Salon«, instruierte sie Rache und folgte dann dem trübsinnigen Blick des Mädchens zur Tür, wo Davad bereits wartete.
Wie immer war er elegant gekleidet, und wie immer war alles an seiner Kleidung nicht ganz korrekt. Seine Hose war an den Knien leicht ausgebeult, und die bestickte Weste, die er trug, war so eng geschnürt, dass er beinahe draus hervorquoll. Jetzt wirkte sein kleiner Bauchansatz wie ein schwellender Schmerbauch. Sein geöltes schwarzes Haar ringelte sich, aber die meisten Locken hingen herunter, was ihm ein leicht schmieriges Aussehen verlieh. Selbst wenn die Locken gehalten hätten, wäre dieses Aussehen einem jüngeren Mann angemessener gewesen.
Irgendwie brachte Ronica den Willen auf, ihn anzulächeln, als sie ihren Stift weglegte und das Kontobuch zuklappte. Sie hoffte nur, dass die Tinte schon trocken war. Sie wollte aufstehen, aber Davad bedeutete ihr sitzenzubleiben. Mit einer weiteren kleinen Handbewegung schickte er Rache fort, die hastig aus dem Zimmer eilte. Dann näherte er sich Ephrons Bett.
»Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Davad und bemühte sich, seine dunkle Stimme leise klingen zu lassen.
»Wie Ihr seht«, erwiderte Ronica ruhig. Sie wollte sich nicht darüber ärgern, dass er einfach davon ausging, im Krankenzimmer von Ephron willkommen zu sein. Und sie rang auch ihre Verlegenheit nieder, dass er sie bei der Abrechnung überrascht hatte, mit Tinte an den Fingern und mit zerfurchter Stirn bei der Betrachtung ihrer fein säuberlich aufgeschriebenen Zahlen. Sie wusste, dass Davad es nur gut meinte. Wie er es allerdings geschafft hatte, als Spross einer der alten Händlersippen von Bingtown aufzuwachsen und trotzdem eine so verquere Vorstellung von guten Manieren zu kultivieren, würde sie niemals begreifen. Unaufgefordert zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich an die andere Seite von Ephrons Bett. Ronica zuckte zusammen, als der Stuhl über den Boden schabte, aber Ephron rührte sich nicht. Als der korpulente Händler endlich saß, deutete er auf ihre Kontobücher.
»Und wie steht es darum?«, fragte er vertraulich.
»Nicht besser oder schlechter als bei den meisten anderen Händlern heutzutage, kann ich wohl sagen«, antwortete sie ausweichend. »Der Krieg, die Piraten und private Sorgen bedrücken uns alle. Wir können nichts weiter tun, als uns über Wasser zu halten und auf bessere Zeiten zu warten. Und wie geht es Euch, Davad?«
Sie versuchte, ihn an seine Manieren zu erinnern.
Er legte vielsagend eine gespreizte Hand auf seinen Bauch.
»Ich habe schon bessere Zeiten
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