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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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muss gar nicht Euer Kernland sein, obwohl er das am liebsten hätte. Bietet ihm irgendein anderes Stück Land an, und er kauft es Euch ganz gewiss ab.«
    Davad lehnte sich zurück. Seine Miene wirkte alles andere als zufrieden. »Verkauft ihm Eure Weizenfelder. Ihr könnt sie ohnehin nicht ordentlich bestellen.«
    »Und damit bekäme er seinen Sitz im Konzil von Bingtown.
    So dass er dafür stimmen könnte, Sklaven von Bingtown zu bringen. Dann kann er das Land, das ich ihm verkauft habe, von Sklaven bestellen lassen und das Getreide, das er anbaut, billiger verkaufen als ich. Davad Restate, gebraucht Euren Verstand.
    Dieses Angebot verlangt von mir nicht nur, die Vestrit-Familie zu betrügen, sondern uns alle. Es sitzen schon genug gierige kleine Schacherer im Konzil von Bingtown. Das Alte-Händler-Konzil ist kaum noch in der Lage, sie unter Kontrolle zu halten.
    Ich werde gewiß nicht diejenige sein, die Land und einen Ratssitz an einen weiteren neuen Emporkömmling verscherbelt.«
    Davad wollte etwas sagen, riss sich aber sichtlich zusammen. Er faltete seine kleinen Hände in seinem Schoß. »Es wird geschehen, Ronica.«
    Sie erkannte das aufrichtige Bedauern in seiner Stimme. »Die Tage der alten Händlersippen neigen sich dem Ende zu. Die Kriege und die Piraten haben uns schwer geschadet. Und jetzt, wo die Kriege fast ganz vorbei sind, kommen diese Kaufleute und stürzen sich auf uns wie Mistfliegen auf ein totes Kaninchen. Sie werden uns aussaugen. Wir brauchen ihr Geld, um uns zu regenerieren, also zwingen sie uns dazu, das billig zu verschleudern, was uns soviel Blut und Kinder gekostet hat.«
    Einen Moment versagte ihm die Stimme.
    Ronica fiel plötzlich wieder ein, dass die Blutpest ihm nicht nur seine Kinder genommen, sondern ihn auch zum Witwer gemacht hatte. Er hatte nicht wieder geheiratet.
    »Es wird geschehen, Ronica«, wiederholte er. »Und diejenigen von uns, die überleben, werden diejenigen sein, die gelernt haben, sich anzupassen. Als unsere Familien sich damals in Bingtown ansiedelten, waren wir arm und hungrig und ach so anpassungsfähig. Das haben wir verloren. Wir sind genau zu dem geworden, wovor wir geflohen waren. Fett und traditionalistisch klammern wir uns verzweifelt an unsere Monopole. Der einzige Grund, warum wir die neuen Händler, die allmählich hierherkommen, verachten, ist der, dass sie uns so sehr an uns selbst erinnern. Oder vielmehr an unsere Ur-Ur-Großeltern und an die Geschichten, die wir über sie gehört haben.«
    Einen Moment lang war Ronica fast geneigt, ihm zuzustimmen. Doch dann übermannte sie der Ärger. »Sie sind überhaupt nicht wie die ursprünglichen Händler! Die waren Wölfe, und das hier sind augenpickende Aasgeier! Als der erste Carrock seinen Fuß auf dieses Ufer setzte, hat er alles riskiert. Er hat alles, was er besaß, für einen Anteil an einem Schiff verkauft und die Hälfte von allem, was er in den nächsten zwanzig Jahren gewinnen sollte, als Hypothek dem Satrap gezahlt. Und wofür? Für ein Stück Land und die Garantie auf eine Beteiligung an einem Monopol. Welches Land? Nun, die Leffer Land, die er bekommen konnte. Und welches Monopol?
    Was für Güter auch immer er entdeckte, mit denen zu handeln die Mühe lohnte. Und wo wurde ihm dieser wundervolle Handel zugesagt? An einem Stück Küste, das seit Hunderten von Jahren als die Verwunschenen Ufer bekannt war, ein Ort, an dem selbst die Götter keine Macht besaßen. Und was haben sie dort gefunden? Bis dahin unbekannte Krankheiten, Absonderlichkeiten, die die Menschen über Nacht verrückt werden ließen und die die Hälfte unserer Kinder zu Missgeburten machten.«
    Davad erbleichte plötzlich und machte beschwichtigende Handbewegungen. Aber Ronica ließ sich nicht aufhalten. »Wisst Ihr, was es für eine Frau bedeutet, Davad, neun Monate lang etwas in sich zu tragen, ohne zu wissen, ob es ein Kind ist, um das sie betet oder ein missgestaltetes Monster, das ihr Ehemann mit seinen eigenen Händen erwürgen muss? Oder vielleicht sogar etwas dazwischen? Ihr wisst sicher, was das für einen Mann bedeutet. Wenn ich mich recht entsinne, war Eure Dorill dreimal schwanger, aber Ihr hattet nur zwei Kinder.«
    »Und die Blutpest hat sie alle dahingerafft«, gab Davad gebrochen zu. Er senkte plötzlich den Kopf und schlug die Hände vors Gesicht. Ronica bedauerte alles, was sie gesagt hatte, und sie bemitleidete auch diese jämmerliche Hülle eines Mannes, der keine Frau hatte, die ihm riet, seine Weste zu

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