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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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irgendwie war es noch deprimierender zu wissen, dass Ephron darauf bestehen würde, das Buch durchzusehen, wenn er das nächste Mal aufwachte. Jahrelang hatte er so gut wie keinerlei Interesse daran bekundet, wie der Bauernhof, die Obstgärten und die anderen Besitztümer geführt wurden. »Ich lasse sie in deinen fähigen Händen, Liebes«, sagte er immer, wenn sie versuchte, ihm ihre Sorgen zu unterbreiten.
    »Ich kümmere mich um das Schiff und sorge dafür, dass wir es noch zu meinen Lebzeiten abzahlen können. Dir vertraue ich den Rest an.«
    Es war sowohl berauschend als auch beängstigend, dass ihr Ehemann ihr so sehr vertraute. Es war zwar nicht unüblich, dass Ehefrauen das Vermögen verwalteten, das sie als Mitgift mit in die Ehe gebracht hatten, und viele Frauen verwalteten bald erheblich mehr als das. Aber als Ephron Vestrit in aller Öffentlichkeit die Verwaltung beinahe sämtlicher Besitztümer seiner jungen Frau übertrug, verursachte er damit fast einen Skandal in Bingtown. Es war mittlerweise nicht mehr in Mode, dass Frauen ein Wörtchen bei den finanziellen Dingen mitredeten. Es hatte einen leichten Beigeschmack von dem alten Pionierleben, solch eine Sitte wiederzubeleben. Die alten Bingtown-Händler waren immer dafür bekannt gewesen, neue Wege zu gehen. Aber als sie wohlhabender wurden, war es zu einem Symbol eben dieses Wohlstands geworden, ihre Frauen von solchen Aufgaben zu befreien. Jetzt wurde es als gewöhnlich und närrisch betrachtet, wenn ein Händler die Verwaltung seines Vermögens seiner Frau übergab.
    Ronica wusste, dass Ephron Vestrit damit nicht nur sein Vermögen, sondern auch seinen Ruf in ihre Hände gelegt hatte.
    Und sie schwor, sich dieses Vertrauens als würdig zu erweisen.
    Mehr als dreißig Jahre lang hatte sich ihr Besitz vermehrt. Zwar gab es Missernten, Weizenfäule, man musste gegen zu frühen und auch gegen zu späten Frost kämpfen, aber eine gute Obsternte glich eine mangelnde Getreideernte aus, oder die Schafe vermehrten sich reichlich, wenn die Obstgärten litten.
    Hätten sie nicht die hohen Summen vom Bau der Viviace abzahlen müssen, wären sie reiche Leute gewesen. Doch selbst so lebten sie recht behaglich und nach einigen Jahren sogar mehr als das.
    In den letzten fünf Jahren jedoch hatte sich dieser Zustand geändert. In dieser Zeit waren ihre Finanzen von wohlhabend zu einigermaßen komfortabel herabgesunken und schließlich bis zu einem Punkt, den Ronica besorgniserregend fand. Das Geld zerrann fast genauso schnell, wie es hereinkam, und sie schien fast immer einen Gläubiger bitten zu müssen, einen Tag oder eine Woche zu warten, bevor sie ihn bezahlen konnte. Immer und immer wieder war sie zu Ephron gegangen, um seinen Rat einzuholen, doch er hatte sie ebensooft fortgeschickt und ihr gesagt, sie solle verkaufen, was nicht profitabel genug war, um mit dem Erlös das zu unterstützen, was Gewinne abwarf.
    Aber eben darin lag das Problem. Die meisten Bauernhöfe und Obstgärten produzierten genausoviel wie immer. Aber es gab mittlerweile billiges, von Sklaven geerntetes Getreide und günstige Früchte aus Chalced auf dem Markt, mit denen sie konkurrieren mussten. Dann zerstörten die verwünschten Rot-Schiff-Kriege den Handel mit dem Norden, und die dreimal vermaledeiten Piraten beeinträchtigten den Handel im Süden.
    Sendungen, die sie losgeschickt hatte, erreichten niemals den Zielhafen, und erwartete Gewinne kamen niemals an. Sie fürchtete ständig um die Sicherheit ihres Ehemanns und ihrer Tochter, wenn sie auf See waren, aber Ephron schien Piraten wie schlechtes Wetter einzustufen: Sie waren einfach eine Plage, mit der man leben musste. Er kam zwar von seinen eigenen Reisen immer nach Hause und erzählte ihr entnervende Geschichten, wie sie vor finsteren Schiffen davongesegelt waren, aber all seine Erzählungen nahmen ein glückliches Ende.
    Kein einfaches Holzschiff konnte mit einem Zauberschiff mithalten. Als sie versuchte, ihm klarzumachen, wie schwer der Krieg und die Piraten dem Rest der Familien Unternehmungen zusetzten, lachte er nur gutmütig und versicherte ihr, dass er und die Viviace eben noch fleißiger arbeiten würden, bis die Dinge wieder in Ordnung kamen.
    Damals war er weder an ihren Kontobüchern noch an den grimmigen Geschichten der anderen Kaufleute und Händler interessiert gewesen. Ronica erinnerte sich frustriert, dass er nur eins im Sinn zu haben schien, dass nämlich seine eigenen Reisen erfolgreich waren und die Bäume in

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