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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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beinahe von sich fort. »Nein, nein, mir geht es gut, Lieber. Lass dich nicht von Großmama aufregen. Geh du nur und kümmere dich um deine Dinge, damit du fertig bist, wenn wir losgehen.«
    Damit schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu. Eine Weile blieb er davor stehen und starrte ungläubig darauf. Als er zurücktrat, sah er, dass ihn Malta und Seiden beobachteten.
    »Also«, sagte er benommen. Und dann suchte er mit einer Verzweiflung, die er selbst nicht verstand, nach einem Gefühl der Verwandtschaft mit seinen Geschwistern. Er sah sie offen an. »Unser Großvater stirbt«, sagte er feierlich.
    »Das macht er schon den ganzen Sommer«, erwiderte Malta verächtlich. Sie schüttelte den Kopf über Wintrows Begriffsstutzigkeit und ließ ihn einfach stehen. »Komm, Seiden. Ich bitte Nana, unsere Sachen zu packen.«
    Ohne Wintrow eines weiteren Blickes zu würdigen, führte sie den Jungen weg.
    Wintrow versuchte sich einzureden, dass er sich nicht verletzt fühlen sollte. Seine Eltern hatten ihn nicht herabsetzen wollen, als sie ihn ausschlossen, und seine Schwester stand unter dem Schock des Leids. Dann jedoch begriff er diese Lüge, akzeptierte, was er fühlte, und verstand es. Seine Mutter und seine Großmutter waren mit ihren Gedanken woanders. Sein Vater und seine Schwester hatten beide absichtlich versucht, ihn zu verletzen, und er hatte zugelassen, dass sie damit Erfolg hatten. Aber was passiert war und was er jetzt empfand, waren keine Fehler, derer man Herr werden konnte. Er vermochte die Gefühle nicht zu leugnen, und er sollte auch nicht versuchen, sie zu ändern. »Akzeptiere und wachse«, erinnerte er sich und fühlte, wie der Schmerz nachließ. Wintrow ging in sein Zimmer, um sich frische Kleidung einzupacken.

    Brashen starrte ungläubig auf Althea hinunter. Das hat mir heute wirklich noch gefehlt, dachte er albernerweise und klammerte sich dann an die Wut, den dieser Gedanke in ihm auslöste, um so die Panik zu verhindern, die in ihm aufwallte.
    Er schlug die Tür zu und kniete sich neben Althea auf den Boden. Er hatte ihre Kajüte einfach betreten, als sie sich weigerte, auf sein Klopfen zu antworten. Als er wütend die unverschlossene Tür aufgestoßen hatte und hereinmarschiert war, erwartete er, dass sie ihn anspucken und beschimpfen würde. Stattdessen sah er sie ausgestreckt auf den Schiffsbohlen liegen. Sie wirkte wie eine dieser ohnmächtigen Heldinnen in einer Schmierenkomödie. Nur dass Althea nicht wie diese elegant mit den Händen ihr Gesicht abgestützt hatte, sondern sich mit ihnen fast an den Boden klammerte, als würde sie sich bemühen, ihre Finger in das Holz zu graben.
    Sie atmete. Er zögerte und rüttelte sie dann vorsichtig an der Schulter. »Mistress«, sagte er, zunächst leise, dann ärgerlich.
    »Althea, wach auf!«
    Sie stöhnte leise, rührte sich aber nicht. Er starrte sie wütend an. Eigentlich sollte er den Schiffsarzt rufen. Er wusste aber, dass sie in diesem Zustand lieber nicht gesehen werden wollte.
    Jedenfalls galt das für die Althea, die er kannte. Dass sie hier ohnmächtig auf dem Boden lag, passte so wenig zu ihr wie die Tatsache, dass sie sich auf dem ganzen langen Heimweg in ihrer Kajüte verkrochen hatte. Und ihr bleiches, eingefallenes Gesicht gefiel ihm auch nicht. Brashen sah sich kurz in der kahlen Kabine um, hob Althea dann einfach hoch und legte sie auf die unbezogene Matratze ihrer Koje. »Althea?«, sagte er, und diesmal zuckten ihre Lider. Schließlich schlug sie die Augen auf.
    »Wenn der Wind deine Segel aufbläht, dann durchschneidest du das Wasser wie ein heißes Messer die Butter«, sagte sie mit einem zärtlichen Lächeln. Ihre Augen wirkten ausdruckslos und schauten durch ihn hindurch, als sich ihre Blicke trafen. Er hätte ihr Lächeln beinahe erwidert, als er von der plötzlichen Vertrautheit ihrer Worte gefangengenommen wurde. Im letzten Augenblick riss er sich zusammen.
    »Bist du ohnmächtig geworden?«, fragte er direkt.
    Unvermittelt schien sie wieder zu sich zu kommen. »Ich… Nein, eigentlich nicht. Ich konnte nur nicht mehr stehen…« Sie verstummte, als sie sich von dem Bett hochstieß. Sie schwankte einen Augenblick, doch noch während er nach ihrem Arm griff, fand sie Halt an der Schottwand. Sie blickte auf die Wand, als könnte sie durch sie hindurchsehen. »Hast du alles für ihn vorbereitet?«, fragte sie heiser.
    Er nickte. Sie nickte gleichzeitig mit ihm. »Althea«, sagte er kühn. »Ich trauere mit dir. Er war sehr

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