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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hässlichen alten Umhang drinnen gelassen und spürte allmählich die abendliche Kälte. Sie schlang ihre Arme um ihre Brust, achtete darauf, sich nicht mit Wein zu bekleckern, und ging weiter. Dann blieb sie stehen und betrachtete ein Wappen auf einer Kutschtür. Es war ein albernes Wappen, ein Hahn, der eine Krone trug. »Khuprus«, sagte sie und berührte es leicht mit den Fingern, um es sich einzuprägen Das Metall glühte kurz unter der Berührung ihrer Finger auf, und sie erkannte, dass es aus Jidzin gemacht war. Es war nicht mehr so beliebt wie früher einmal. Einige der älteren Gaukler und Straßenmusikanten machten immer noch ihre Becken und Fingerglöckchen aus Jidzin. Das Metall schimmerte, wenn man es berührte. Es war ein wundervoller Anblick, aber eigentlich klang Messing besser. Trotzdem war das noch etwas, das sie Delo erzählen konnte. Sie schlenderte gelassen weiter und malte sich genau aus, wie sie es formulieren würde. »Eigenartig, dass eine menschliche Berührung sowohl Jidzin als auch Flammenjuwelen zum Leben erwecken kann«, probte sie laut.
    Nein, das war noch nicht ganz richtig. Sie brauchte eine dramatischere Formulierung.
    Beinahe unmittelbar neben ihr leuchtete plötzlich ein blaues Auge auf. Sie trat hastig zurück und sah dann genauer hin.
    Irgendjemand stand im Schatten. Er lehnte an der Kutsche der Khuprus. Das blaue Glühen war ein Juwel, das er um seinen Hals trug. Es war eine schlanke Gestalt, die einen schweren Umhang im Stil des Regenwildvolks trug. Um den Hals hatte er einen Schal geschlungen, und sein Gesicht war verschleiert wie das einer Frau. Vermutlich war es der Kutscher. »Guten Abend«, begrüßte sie ihn kühn, um ihre vorübergehende Überraschung zu kaschieren. Sie wollte an ihm vorbeigehen.
    »Eigentlich«, sagte er leise, »bedarf es nicht einmal einer menschlichen Berührung. Jede Bewegung kann sie aufflammen lassen, sobald sie erst einmal erweckt sind. Seht Ihr?«
    Er streckte seine behandschuhte Rechte aus und schüttelte kurz sein Handgelenk. Zwei kleine blaue Steine schimmerten an seiner Manschette auf. Malta blieb unwillkürlich stehen und starrte. Sie waren nicht blassblau, sondern von einem tiefen Blau.
    Es war eine Farbe, die einzigartig in der Dunkelheit tanzte.
    »Ich dachte, die Blauen und die Grünen wären die Seltensten und Wertvollsten«, bemerkte sie und nippte an dem Weinglas, das sie immer noch in der Hand hielt. Das kam ihr höflicher vor als zu fragen, wie ein Kutscher zu solchen Juwelen kam.
    »Das sind sie auch«, stimmte er leichthin zu. »Aber dies hier sind sehr kleine Steine. Und bedauerlicherweise haben sie winzige Fehler. Sie wurden beim Erweckungsprozess angeschlagen.«
    Er zuckte mit den Schultern. Sie sah es an der Bewegung des Juwels an seinem Hals. »Vermutlich werden sie nicht lange brennen. Nicht länger als ein oder zwei Jahre. Aber ich konnte es nicht ertragen, dass sie weggeworfen werden sollten.«
    »Aber natürlich nicht!«, rief Malta beinahe entsetzt.
    Flammenjuwelen sollten weggeworfen werden? Wie schockierend. »Ihr sagt, sie brennen? Sind sie denn heiß?«
    Er lachte. Es war ein angenehmes, schmeichelndes Geräusch.
    »Oh, nicht auf die übliche Art. Hier. Fasst selbst einen an.«
    Erneut hielt er ihr den Arm hin.
    Sie berührte einen Stein vorsichtig mit dem Finger. Nein, sie brannten nicht. Mutiger fasste sie das Juwel noch einmal an. Der Stein war kühl und glatt wie Glas, obwohl sie an einer Stelle eine kleine Kerbe ertasten konnte. Sie berührte auch den anderen und schlang dann wieder die Arme um ihren Körper. »Sie sind wunderschön«, sagte sie und erschauderte. »Es ist sehr kalt hier draußen. Ich sollte besser wieder hineingehen.«
    »Nein, tut das nicht… Ich meine… Ist Euch kalt?«
    »Ein bisschen. Ich habe meinen Umhang drinnen gelassen.«
    Sie drehte sich um.
    »Hier. Nehmt meinen.«
    Er richtete sich auf und knöpfte seinen Umhang auf.
    »Oh, nein, es geht schon. Ich kann Euren Umhang nicht annehmen. Ich brauche nur hineinzugehen.«
    Allein der Gedanke, einen Umhang von seinem verwarzten Rücken zu tragen, ließ sie noch mehr frösteln. Sie ging weiter, aber er folgte ihr.
    »Hier. Dann nehmt meinen Schal. Er sieht nicht sehr dick aus, ist aber verblüffend warm. Hier, versucht ihn.«
    Er nahm ihn ab, mitsamt dem Flammenjuwel, und als sie sich umdrehte, legte er ihn ihr über den Arm. Er war tatsächlich warm, aber was sie davon abhielt, ihn zurückzugeben, war der blaue Stein, der sie anzuzwinkern

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