Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
Sollen wir die Viviace den Regenwild-Leuten zurückgeben, um die Schulden zu bezahlen, und dann in Armut weiterleben? Wir könnten natürlich auch einfach vor unseren Gläubigern fliehen, Bingtown verlassen und Sa weiß wohin gehen…«
»Hast du ernsthaft über solche Dinge nachgedacht?«, fragte Althea leise.
»Allerdings«, erwiderte ihre Mutter gereizt. »Althea, wenn wir nicht selbst handeln, entscheiden andere über unser Schicksal. Wenn unsere Gläubiger uns alles abgenommen haben, was wir besitzen, werden wir zurückblicken und sagen: ›Hätten wir Malta doch erlaubt, Reyn zu ehelichen, dann wäre es uns wenigstens erspart geblieben, in Armut zu leben.‹ Wenigstens das Schiff hätten wir behalten.«
»Das Schiff wäre uns geblieben? Wie?«
»Ich habe es dir doch gesagt. Der Khuprus-Clan hat den Wechsel auf die Viviace gekauft. Sie haben indirekt zu verstehen gegeben, dass die Restschuld Reyns Hochzeitsgeschenk an die Familie wäre.«
»Das ist doch verrückt!«, stieß Althea hervor. »Niemand macht solche Hochzeitsgeschenke. Nicht einmal die Regenwild-Händler.«
Ronica Vestrit atmete tief durch und wechselte das Thema. »Wir müssen dich heimlich in dein Zimmer bringen und dir etwas Anständiges zum Anziehen besorgen. Du bist so dünn geworden. Ich frage mich, ob wir überhaupt noch etwas Passendes im Haus haben.«
»Ich kann mich noch nicht in Althea Vestrit zurückverwandeln. Ich bringe dir eine Nachricht von Kapitän Tenira von dem Zauberschiff Ophelia .«
»Das stimmt wirklich? Ich dachte, das wäre nur ein Trick, damit du zu mir kannst.«
»Es ist wahr. Ich habe an Bord der Ophelia gedient. Wenn wir mehr Zeit haben, erzähle ich dir alles darüber. Aber jetzt will ich dir nur seine Nachricht überbringen und ihm dann deine Antwort ausrichten. Mutter, die Ophelia ist am Zollhafen beschlagnahmt worden. Kapitän Tenira hat sich geweigert, die überhöhten Steuern zu bezahlen, die sie verlangen. Schon gar nicht diejenigen, mit denen sie diese chalcedanischen Schweine unterstützen, die im Hafen vor Anker liegen.«
»Chalcedanische Schweine?« Ihre Mutter schien verwirrt.
»Du weißt doch bestimmt, wovon ich spreche. Der Satrap hat chalcedanischen Galeonen die Erlaubnis gegeben, in der Inneren Passage zu patrouillieren. Einer ihrer Kapitäne hat versucht, uns auf dem Weg hierher anzuhalten und an Bord zu kommen. Sie sind keinen Deut besser als Piraten und um einiges schlimmer als die, die sie kontrollieren sollen. Ich verstehe nicht, warum sie im Hafen von Bingtown geduldet werden, geschweige denn, warum anscheinend alle die zusätzlichen Steuern hinnehmen, die sie von uns verlangen!«
»Oh. Die Galeonen. Es hat kürzlich eine ziemliche Unruhe deswegen gegeben, aber ich glaube, dass Tenira der Erste ist, der sich weigert, die Gebühren zu bezahlen. Ob sie fair sind oder nicht, die Händler zahlen sie. Die Alternative heißt: Gar kein Handel, und das wird auch Tenira bald feststellen.«
»Das ist lächerlich, Mutter! Bingtown ist unsere Stadt! Warum wehren wir uns nicht gegen den Satrapen und seine Handlanger? Der Satrap hält sein Wort uns gegenüber nicht mehr, warum sollten wir es dann weiter zulassen, dass er uns unsere rechtmäßigen Gewinne stiehlt?«
»Althea… Ich habe nicht mehr die Kraft, solche Dinge zu besprechen. Du hast zweifellos Recht, aber was kann ich schon dagegen tun? Ich muss meine Familie versorgen. Bingtown muss sich um sich selbst kümmern.«
»Mutter, so dürfen wir nicht denken! Grag und ich haben lange darüber diskutiert. Bingtown muss sich vereint gegen die Neuen Händler und den Satrapen von Jamaillia stellen, falls das nötig sein sollte. Je mehr wir ihnen zugestehen, desto mehr nehmen sie. Die Sklaven, die diese Neuen Händler eingeführt haben, sind der Grund für unsere finanziellen Probleme. Wir müssen sie zwingen, unser altes Gesetz gegen die Sklaverei zu achten. Wir müssen den Neuen Händlern erklären, dass wir ihre Verträge nicht anerkennen. Und wir müssen auch dem Satrapen klarmachen, dass wir keine neuen Steuern bezahlen, solange er sich nicht buchstabengetreu an die alte Charta hält. Nein, wir müssen sogar noch weiter gehen. Wir müssen ihm klarmachen, dass fünfzig Prozent Steuer auf unsere Waren und seine Beschränkungen, wo wir diese Waren verkaufen dürfen, der Vergangenheit angehören. Wir haben das schon viel zu lange hingenommen. Jetzt müssen wir uns gemeinsam erheben und dem ein Ende bereiten.«
»Es gibt einige Händler, die genauso
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