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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verwirkt ist, wenn Ihr sterbt, mit oder ohne mein Zutun.« Er deutete mit dem Kopf zur Tür. »Sie würde niemals dulden, dass ich Euch überlebe.«
    »Du fürchtest die Frau, hab ich Recht?« Kennits Grinsen verstärkte sich. »Dazu hast du auch allen Grund. Also. Was schlägst du vor?« Er versuchte, mit seinen gelassenen Worten den Anschein von Kühnheit zu erwecken.
    Der Junge musterte wieder das Bein. Er runzelte die Stirn und dachte nach. Seine Konzentration betonte seine Jugend noch.
    Kennit sah auf seinen verwesenden Stumpf. Doch dann zog er es rasch vor, Wintrow ins Gesicht zu blicken. Als der Junge seine Hände ausstreckte, zuckte der Pirat unwillkürlich zusammen. »Ich werde es nicht berühren«, versprach Wintrow. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Aber ich muss herausfinden, wo das gesunde Fleisch aufhört und die Fäulnis beginnt.« Er wölbte die Hände nebeneinander, als wollte er etwas unter ihnen fangen. Beginnend bei der Verletzung, glitt er allmählich mit den Händen in Richtung von Kennits Oberschenkel. Wintrows Augen waren zu Schlitzen zusammengezogen, und sein Kopf war geneigt, als ob er aufmerksam lauschen würde. Kennit beobachtete die Hände des Jungen. Was spürte er? Wärme oder vielleicht auch etwas Subtileres, zum Beispiel das langsame Wirken des Giftes? Die Hände des Jungen waren von der schweren Arbeit gezeichnet, aber sie besaßen noch immer die träge Grazie eines Künstlers.
    »Du hast nur neun Finger«, bemerkte Kennit plötzlich. »Was ist mit dem zehnten passiert?«
    »Ein Unfall«, antwortete Wintrow abgelenkt und bat ihn dann zu schweigen. »Sschh!«
    Kennit runzelte die Stirn, tat aber, wie ihm geheißen. Er bemerkte, wie sich die gewölbten Hände des Jungen über seine Haut bewegten. Ihr geisterhafter Druck machte ihm die pochenden Schmerzen wieder deutlicher. Kennit biss die Zähne zusammen, schluckte und schaffte es, sie erneut aus seinem Bewusstsein zu verdrängen.
    Wintrow hielt inne und ließ seine Hände mitten über Kennits Oberschenkel schweben. Die Furchen auf seiner Stirn wurden tiefer. Der Atemrhythmus des Jungen wurde gleichmäßiger, und er schloss die Augen ganz. Es sah aus, als schlafe er im Stehen. Kennit betrachtete sein Gesicht. Die langen, dunklen Wimpern reichten bis zu den Wangen. Diese Wangen und das Kinn strahlten noch viel von der Rundheit der Jugend aus, und sie zeigten nicht einmal den Ansatz eines Flaums. Neben der Nase verkündete das kleine grüne Siegel, dass er einmal dem Satrapen gehört hatte. Daneben befand sich eine größere Tätowierung, eine grobe Arbeit, in der Kennit die Galionsfigur der Viviace erkannte. Seine erste Reaktion war Zorn, weil jemand die Schönheit des Jungen so verdorben hatte. Doch dann sah er, wie die Derbheit der Tätowierung mit seiner Unschuld kontrastierte. Etta war so gewesen, als er sie zuerst entdeckt hatte, ein schlaksiges Mädchen in einem Hurenhaus…
    »Kapitän Kennit? Sir?«
    Er öffnete die Augen. Wann hatte er sie geschlossen?
    Wintrow nickte zufrieden. »Hier«, sagte er, als der Pirat ihn ansah. »Wenn wir hier amputieren, dann dürften wir in gesundem Fleisch sein.«
    Der Junge deutete mit dem Finger auf eine Stelle, die sich erschreckend hoch auf seinem Schenkel befand. Kennit holte tief Luft. »In gesundem Fleisch, sagst du? Sollten wir nicht das schonen, was gesund ist?«
    »Nein. Wir müssen in das Gesunde hineinschneiden, denn gesundes Fleisch heilt schneller als vergiftetes.« Wintrow hielt inne und strich sich mit beiden Händen das Haar aus dem Gesicht. »Ich kann nicht sagen, ob irgendein Teil des Beines unvergiftet ist. Aber wenn wir hier schneiden, dann haben wir die besten Chancen.« Der Junge wirkte nachdenklich. »Zuerst möchte ich Egel an das Unterbein ansetzen, um die Schwellung und die Fäulnis zu lindern. Einige der Heiler im Kloster halten es mit Aderlässen, andere mit Egeln. Natürlich gibt es für beide den richtigen Ort und die gemäße Zeit, aber ich glaube, dass das dickere Blut einer Infektion am besten von Egeln abgesaugt wird.«
    Kennit kämpfte um seine Fassung. Der Blick des Jungen war eindringlich. Er erinnerte Kennit an Sorcor, wenn er versuchte, einen Plan zu verstehen.
    »Dann werden wir einen Knebel anlegen, hier etwa, und zwar einen breiten, damit er den Blutfluss stoppt. Er muss das Fleisch zusammenschnüren, ohne das Bein zu zerquetschen. Darunter werde ich amputieren. Ich brauche ein scharfes Messer und eine Säge mit feinen Zähnen für den

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