Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
wollte, dass du das hier siehst und von Sorcor hörst, dass wir diesen Unglückseligen eine Chance auf ein neues Leben bieten. Was hätten wir mehr tun können, hm?«
Es war die perfekte Schlussbemerkung. Er hätte wissen müssen, dass so viel Gutes nie lange anhält. Als Wintrow und er wieder an Deck kamen, stürmten drei Frauen auf sie zu. Doch bevor sie Kennit erreichten, trat Etta ihnen mit der Hand am Griff ihres Schwertes entgegen. Sie drängten sich furchtsam aneinander und starrten die Piratin an. Etta wandte sich an Kennit. »Es gibt ein kleines Problem. Die drei hier wollen nicht befreit werden. Sie wollen zusammen mit dem Kapitän und dem Ersten Maat freigekauft werden.«
»Und warum?«, erkundigte Kennit sich. Er war kühl, aber höflich und betrachtete die drei. Es waren alles hübsche junge Frauen, deren Sklaventätowierungen nur winzig und in der Sonne kaum zu sehen waren.
»Die dummen Weiber wollen lieber Sklavinnen bleiben, als in Divvytown ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie sind es gewohnt, die Schoßtierchen von irgendwelchen reichen Kerlen zu spielen.«
»Ich bin eine Dichterin, keine Hure«, unterbrach eine Frau sie wütend. »Kapitän Avery ist nach Jamaillia-Stadt gekommen, um speziell mich für Sep Kordor zu kaufen. Er ist ein wohlhabender Adliger und als sehr gerechter Herr bekannt. Wenn ich zu ihm gehe, wird er mich versorgen und mich meine Kunst ausüben lassen. Wenn ich mit Euch gehe, wie soll ich mich dann ernähren? Selbst wenn ich weiter komponiere, wer wird mir zuhören außer Dieben und Halsabschneidern in einer Drecksstadt im Nirgendwo.«
»Vielleicht möchtest du ja lieber für die Seeschlangen singen?«, schlug Etta liebenswürdig vor. Sie zog ihr Schwert und richtete die Spitze auf den Bauch oberhalb des Nabels. Die Dichterin weigerte sich zurückzuweichen. Sie schüttelte nur den Kopf und starrte Kennit an.
»Und ihr beiden… seid ihr auch Dichterinnen?«, fragte Kennit gelassen. Sie schüttelten den Kopf.
»Ich webe Gobelins«, erwiderte eine heiser.
»Und ich bin eine Kammerdienerin, ausgebildet in Massage und der niederen Heilkunst«, sagte die Dritte, als Kennit sie anblickte.
»Und… lasst mich raten… Ihr seid alle für den Sep Sowieso bestimmt, diesen sehr reichen Mann mit den vielen Dienern?« Bei Kennits freundlichem Ton funkelten Ettas Augen. Sie übte etwas mehr Druck auf das Schwert aus und drängte damit die eine wieder in eine Reihe mit den anderen. Die beiden anderen nickten.
»Siehst du.« Kennit wandte sich von ihnen ab und scheuchte sie mit einer Handbewegung fort. »Das bewirkt Sklaverei, Wintrow. Ein reicher Mann kauft ihre Talente für seinen eigenen Ruhm. Er kauft sie gegen Geld, und sie wissen nicht einmal, dass sie Huren sind. Keine hat genug Stolz, um ihren eigenen Namen zu sagen. Sie sind bereits ein Teil ihres Herrn geworden.«
»Was soll ich mit ihnen machen?«, rief Etta ihm hinterher, als er weiterhumpelte.
Er seufzte. »Sie möchten gern Sklaven sein. Steck sie zu den anderen, damit sie freigekauft werden können. Sep Kordor hat sie einmal gekauft, er kann sie auch gern noch einmal kaufen.« Plötzlich hatte Kennit eine Idee. »Was sie an Lösegeld bringen, teilen wir zwischen denen auf, die die Freiheit wollen. Das erleichtert ihnen den Anfang.« Etta nickte verwirrt, bevor sie die Sklavinnen wegführte. Kennit sah Wintrow an. »Hast du dir jemals vorgestellt, wie es ist, Kapitän auf deinem eigenen Schiff zu sein? Vielleicht ein kleines, nettes Schiff wie dies hier?«
Wintrow sah sich um, bevor er antwortete. »Es ist ein schönes Schiff. Aber nein, mein Herz zieht mich in eine andere Richtung. Wäre ich frei, würde ich wieder in mein Kloster zurückkehren.«
»Deine Freiheit? Wintrow! Diese Tätowierung bedeutet nichts für mich. Hältst du dich etwa immer noch für einen Sklaven?« Kennit täuschte Erstaunen vor.
»Nein. Eine Tätowierung macht mich nicht zum Sklaven.« Er schloss kurz die Augen. »Es ist mein Blut, das mich an Viviace bindet, und zwar beinahe so fest, als wäre ich angekettet. Das Band zwischen uns wird jeden Tag fester. Ich könnte sie vielleicht immer noch verlassen und wäre zufrieden, mein Leben Sa zu widmen. Aber das wäre sehr egoistisch von mir, und ich würde ihr mit meiner Abwesenheit eine immer währende Lücke reißen. Ich glaube nicht, dass ich mit diesem Wissen Gelassenheit finden könnte.«
Kennit neigte den Kopf. »Und du glaubst nicht, dass sie mich jemals statt deiner akzeptieren
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