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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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könnte? Ich möchte euch beide nur glücklich machen. Ich würde dir das Kloster ermöglichen, vorausgesetzt, das gelingt, ohne den Lebensmut des Schiffes zu zerstören.«
    Wintrow schüttelte langsam den Kopf. »Es muss jemand von ihrem Blut sein. Das Familienband ist entscheidend. Nur das könnte sie vor dem Wahnsinn bewahren, in den sie versinken würde, wenn ich sie verließe.«
    »Verstehe«, erwiderte Kennit nachdenklich. »Nun, dann stecken wir wohl in einem Patt, hm?« Er klopfte dem Jungen tröstend auf die Schulter. »Vielleicht kann ich mir ja doch etwas ausdenken, was uns alle glücklich macht.«

    Das Wasser, das sich unter ihrem Rumpf bewegte, machte ein angenehmes Geräusch. Die Viviace war wieder unterwegs und flankierte zusammen mit der Marietta die Brummbär. Kennit wollte, dass alle drei Schiffe so schnell wie möglich vom Ort des Überfalls verschwanden. Er hatte Etta erklärt, dass ein Lösegeld schneller bezahlt werden würde, wenn ihm Ungewissheit vorausging. Die Brummbär würde einfach eine Weile verschwinden. Zuerst wollte er das Schiff nach Divvytown bringen, um seine Beute und seine Gefangenen vorzuführen. In ein oder zwei Monaten würde er eine Nachricht nach Chalced schicken, dass das Schiff und die Überlebenden freigekauft werden konnten. Um die Ladung würde er sich selbst kümmern. Etta hatte sich bereits bedient. Sie glättete den Stoff, der auf ihrem Schoß lag, und betrachtete ihn bewundernd, während sie Garn in ihre Nadel einfädelte.
    Die Schiffe lagen im Dunkeln. Kennit selbst stand am Ruder. Etta versuchte, sich nicht darüber zu ärgern. Nach all der Zeit, die er heute mit dem Schiff verbracht hatte, müsste er jetzt eigentlich ruhen. Es war ein langer Tag für sie alle gewesen. Sie hatte Sorcors Arm genäht. Der massige Mann hatte still dagesessen und die Zähne zusammengebissen, während sie die lange Schnittwunde an seinem Arm geschlossen hatte. Diese Arbeit gefiel ihr nicht sonderlich, aber wenigstens hatte er nicht so geschrieen wie der arme Opal.
    Sie hatten den Jungen auf die Viviace gebracht, um ihn zu heilen. Er wehrte sich verzweifelt, als sie ihn auf das Vordeck brachten, als fürchtete er, ausgepeitscht zu werden. Ein Schwerthieb hatte seine Wange und die Nase bis auf den Knochen aufgeschlitzt. Die Wunde musste vernäht werden, wenn er überhaupt eine Chance haben sollte, jemals wieder normal essen zu können. Es wurde Nacht. Sie hängten eine Laterne auf das Vordeck, und er lag in ihrem Lichtkreis. Unter den Sklaven auf der Brummbär befand sich auch ein Arzt. Auf Wintrows ernste Bitte hin hatte Kennit ihn ebenfalls holen lassen. Opal wollte nicht zulassen, dass jemand die Wunde berührte. Als Wintrow versucht hatte, das Fleisch und die Haut zusammenzupressen, damit der Arzt nähen konnte, hatte Opal geschrien und den Kopf so wild hin und her geworfen, dass sie schließlich aufgeben mussten. Der Arzt war der Meinung gewesen, dass sie ihn erst ausbluten lassen mussten, bis der Schmerz nachließ, und das hatten sie so lange getan, bis Opal ohnmächtig wurde. Etta hatte eine Weile zugesehen, während Kennit diesen Vorgang dem Schiff erklärte. Der Schmerz, den der Junge erduldete, war notwendig. Ohne ihn gab es keine Heilung. Kennit verglich es mit dem notwendigen Töten, um diese Gewässer von Sklavenschiffen zu befreien. Wintrow hatte bei seinen Worten zwar die Stirn gerunzelt, aber seine Aufgabe, Opals Blut aufzufangen, hatte ihn vollauf beschäftigt. Schließlich wurden Opals heisere Schmerzensschreie zu erstickten Seufzern. Sie bereiteten die Nadel vor, um dem Jungen das Gesicht zusammenzunähen. Er würde niemals wieder so hübsch aussehen wie vorher, aber er konnte wenigstens essen. Es war das erste Mal, dass Opal bei der Entermannschaft gewesen war. Der Junge hatte Pech gehabt, das war alles.
    Etta machte die letzten Stiche am Saum. Sie biss den Faden ab, stand auf und öffnete ihren Rock. Er fiel in einem roten Haufen um ihre Füße. Dann stieg sie in ihre neueste Kreation, zog sie hoch und band sie um ihre Hüfte. Sie kannte den richtigen Namen für diesen Stoff nicht. Er hatte eine gekräuselte Oberfläche, die wunderschön unter ihren Händen knisterte, wenn sie darüber strich. Die Farbe war zederngrün, aber wenn sie sich bewegte, fing sich das Lampenlicht in dem Stoff und ließ alle möglichen Töne schillern. Aber am meisten genoss sie es, wie sich der Stoff anfühlte. Sie strich erneut mit den Händen darüber und glättete ihn an den Hüften. Es

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