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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sein. Ein Mann wie du hat doch Kumpel, alte Freunde, hm? Oder du kennst jemanden mit einer Neigung zu unserer Profession, hast Gerüchte von jemandem gehört. In jeder Stadt gibt es welche, denen es nichts ausmacht, insgeheim ein paar Münzen mehr einzusacken. Wir könnten uns an diese Leute wenden, ein-, zweimal im Jahr, mit einer Ladung unseres besten Zeugs, das wir unseren üblichen Käufern vorenthalten. Nicht viel, aber nur das Beste. Und genau das wollen wir auch im Tausch dafür. Alles natürlich höchst vertraulich. Nur du und ich würden davon erfahren.«
    Brashen nickte. Es galt mehr sich selbst als Finney. Ja. Der Mann hatte vor, seinen Partner übers Ohr zu hauen, wollte selbst ein bisschen mehr Geld machen. So war es also mit Ehre unter Dieben bestellt. Er bot Brashen an, mit in den Handel einzusteigen, wenn Brashen für ihn eine Quelle ausfindig machte. Es war ein mieser Trick. Wie konnte Finney ernsthaft glauben, dass er so eine Sorte Mann war?
    Aber wie lange konnte er noch so tun, als wäre er es nicht? Und warum sollte er es überhaupt?
    »Ich denke darüber nach«, meinte Brashen.
    »Ja, mach das.« Finney grinste.

    Es war später Nachmittag, als Wintrow sich neben Kennit auf das Vorderdeck hockte. »Holt ihn vorsichtig von der Decke«, wies er die Männer an, die ihn hierhergetragen hatten. »Ich möchte, dass er auf den Deckplanken liegt und sich so wenig wie möglich zwischen ihm und dem Hexenholz befindet.«
    Ein paar Schritte entfernt stand Etta mit vor der Brust verschränkten Armen, scheinbar passiv. Sie weigerte sich, Viviace anzusehen. Wintrow versuchte, die Piratin nicht anzustarren. Ob jemand anders bemerkte, wie sie dastand, mit zusammengepressten Lippen und geballten Fäusten? Sie hatte gegen seine Entscheidung angekämpft, die Amputation hier durchzuführen. Sie wollte Privatheit und vier Wände um diese blutige, schmerzhafte Angelegenheit. Wintrow hatte sie hergeführt und ihr seinen eigenen, blutigen Handabdruck auf dem Deck gezeigt. Er hatte ihr versichert, dass die Viviace Kennit gegen den Schmerz helfen konnte, so wie sie auch ihm geholfen hatte, als sein Finger abgeschnitten worden war. Schließlich hatte Etta nachgegeben. Doch weder Wintrow noch Viviace wussten genau, wie viel Hilfe das Schiff gewähren konnte. Da sie jedoch den Medizinkasten immer noch nicht gefunden hatten, war alles an Hilfe nützlich, was sie Kennit geben konnte.
    Das Schiff ankerte in einer namenlosen Bucht einer auf den Karten nicht verzeichneten Insel. Wintrow war zu Brig gegangen und hatte ihn gefragt, wo der Medizinkasten sei und wann sie nach Bullenbach kämen. Die Antworten auf beide Fragen waren enttäuschend. Man hatte die Medizinvorräte immer noch nicht gefunden, und ohne die Führung der Marietta wusste Brig nicht, wie er nach Bullenbach zurückkommen sollte. Die Antwort hatte Wintrow zwar entmutigt, aber nicht wirklich schockiert.
    Brigs kurzfristiges Kommando über die Viviace war für ihn ein gewaltiger Schritt nach vorn. Noch vor ein paar Tagen war Brig ein einfacher Seemann gewesen. Er wusste weder, wie man navigierte, noch konnte er Karten lesen. Seine Absicht war, einen sicheren Ankerplatz zu finden und dort zu warten, bis ihnen entweder die Marietta zu Hilfe kam oder sich Kennit so weit erholt hatte, dass er das Schiff führen konnte. Als Wintrow ihn ungläubig fragte, ob sie sich vollkommen verirrt hätten, antwortete Brig, dass man sehr wohl wissen konnte, wo man war, ohne jedoch einen sicheren Kurs irgendwo anders hin finden zu können. Die unüberhörbare Gereiztheit in der Stimme des jungen Seemanns ließ es Wintrow geraten erscheinen, seine Zunge im Zaun zu halten. Es wäre unsinnig gewesen, die ehemaligen Sklaven über ihre Lage aufzuklären. Sa'Adar hätte sich über eine solche Gelegenheit nur gefreut.
    Selbst jetzt lungerte der Wanderprediger am Rand der Gruppe herum. Er hatte seine Hilfe nicht angeboten, und Wintrow hatte ihn nicht darum gebeten. Meistens waren diese Wanderprediger auch eher Richter und Unterhändler als Heiler und Gelehrte. Zwar hatte Wintrow immer das Wissen und sogar die Weisheit dieses Ordens respektiert, aber das Recht eines Mannes, über einen anderen zu richten, war ihm immer schon suspekt vorgekommen. Und es war auch nicht sonderlich hilfreich, jetzt selbst Objekt dieser kritischen Blicke zu sein. Wann immer er Sa'Adars Blick auf sich spürte, durchlief ihn eiskalt das Wissen, dass dieser Mann ihn für unwürdig hielt. Der ältere Priester stand da,

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