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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sah in ihre dunklen Augen, die ebenso erbarmungslos waren wie die eines Falken. Wintrow wappnete sich für die unausweichlich scheinende Konfrontation. Doch stattdessen erkannte er etwas wie Erleichterung in ihren Augen. »Sag mir, wie ich dir helfen kann«, bat sie ihn schlicht.
    Er nickte nur als Antwort auf ihr Ansinnen, weil er zu schockiert war, um etwas zu sagen. Auf halbem Weg den Niedergang hinab blieb er stehen. Gegen die Wand gelehnt, überließ er sich dem Zittern, das seinen ganzen Körper schüttelte. Die Tollkühnheit seines früheren Handelns überwältigte ihn. Was mutige Worte gewesen waren, würde sehr bald eine blutige Aufgabe werden. Er hatte verkündet, dass er ein Messer an Kennits Bein ansetzen würde, dass er sein Fleisch durchschneiden, den Knochen durchtrennen und ihm das Bein abnehmen würde. Wintrow schüttelte den Kopf, bevor die Ungeheuerlichkeit der Situation ihn einschüchtern konnte. »Es gibt nur einen Weg: vorwärts«, sagte er laut und beeilte sich, Brig zu finden. Unterwegs schickte er ein Stoßgebet zum Himmel. Hoffentlich war der Medizinkasten gefunden worden!

    Kapitän Finney setzte den Krug ab, leckte sich die Lippen und grinste Brashen an. »Du bist gut. Weißt du das?«
    »Ich denke schon.« Brashen nahm das Kompliment zögernd an.
    Der Schmuggler lachte kehlig. »Aber du willst gar nicht gut sein, hab ich Recht?«
    Brashen zuckte mit den Schultern. Kapitän Finney äffte ihn nach und lachte dann wiehernd. Finney war ein kräftiger Mann mit einem mächtigen Backenbart. Seine Augen über seiner rotgeäderten Nase funkelten wie die eines Frettchens. Er schob seinen Krug auf dem klebrigen Tisch hin und her und schien dann zu dem Schluss zu kommen, dass er für den Nachmittag genug Bier getrunken hatte. Er schob den Krug zur Seite und griff stattdessen nach dem Cindin-Behälter. Mit einer kurzen Drehung zog er den Stopfen aus dem dunklen Holz. Er drehte ihn zur Seite und schüttelte ihn. Einige dicke Stücke der Droge tauchten auf. Er brach sich ein großzügig bemessenes Stück ab und reichte dann den Behälter an Brashen weiter.
    Der schüttelte den Kopf und tippte sich bedeutungsvoll an die Unterlippe. Ein kleines Stück von dem Zeug brannte dort immer noch. Das Cindin war ausgezeichnet, schwarz und teerig, und löste wohlige Gefühle in ihm aus. Brashen war jedoch klug genug, um zu erkennen, dass niemand bestochen und umschmeichelt wurde, wenn man nichts von ihm wollte. Ob er noch genug Willenskraft besaß, um Finney zu widerstehen, wenn es nötig werden sollte?
    »Sicher, dass du kein frisches Stück willst?«
    »Nein, danke.«
    »Nein, du willst wirklich nicht gut in diesem Beruf werden«, fuhr Finney fort. Er lehnte sich schwer auf seinem Stuhl zurück und atmete durch den Mund ein, um die Wirkung des Cindins zu beschleunigen. Mit einem Seufzer stieß er die Luft wieder aus.
    Einen Moment war alles still, bis auf das leise Plätschern der Wellen gegen den Rumpf der Springeve. Die Mannschaft war an Land und füllte die Wasserfässer an der kleinen Quelle, die Finney ihnen gezeigt hatte. Brashen wusste, dass es eigentlich die Pflicht des Ersten Maats war, diese Arbeit zu beaufsichtigen, aber der Kapitän hatte ihn stattdessen in seine Kabine eingeladen. Brashen hatte schon befürchtet, dass der Kapitän unzufrieden mit ihm sein könnte. Stattdessen gab es Bier und Cindin am Mittag, und das auch noch während seiner Wache. Schäm dich, Brashen Trell, dachte er und lächelte bitter. Was würde Kapitän Vestrit von dir denken? Er hob seinen Krug.
    »Du willst zurück nach Bingtown, hm?« Finney neigte den Kopf zur Seite und deutete mit seinem dicken Finger auf Brashen. »Wenn es nach dir ginge, würdest du genau das tun. Du würdest weitermachen, wo du aufgehört hast. Du warst dort ein Adliger. Versuch nur, es abzustreiten, es steht dir ins Gesicht geschrieben. Du bist nicht im Hafenviertel geboren.«
    »Ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielt, wo ich geboren worden bin. Jetzt bin ich jedenfalls hier«, meinte Brashen und lachte. Das Cindin durchdrang sein ganzes Inneres. Er grinste, genauso wie Finney. Eigentlich sollte er sich Sorgen darüber machen, wie der Kapitän es herausgefunden hatte, dass er aus Bingtown stammte, aber er glaubte, damit schon fertig werden zu können.
    »Genau das wollte ich dir gerade sagen. Verstehst du das? Verstehst du? Du bist clever. Viele Männer können einfach nicht akzeptieren, wo sie enden. Sie trauern immer der Vergangenheit

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