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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schien beinahe bewusstlos zu sein. Seine langen Wimpern ruhten auf seinen Wangen, und sein Gesicht war entspannt. Die Spur eines Lächelns lag um seinen Mund. Wintrow legte zwei Finger leicht an Kennits Hals. Sein Puls schlug immer noch regelmäßig und kräftig, aber die Haut des Mannes war heiß. »Kapitän Kennit?«, fragte Wintrow leise.
    »Ist es der hier?«, rief eine Frau. Die ehemaligen Sklaven machten den Weg frei, und sie trat vor. Wintrow stand auf. Die Frau hatte tatsächlich die Medizinkiste in der Hand. Der Deckel war zersplittert, aber Wintrow erkannte das abgeschabte Holz. Er ging ihr jedoch nicht entgegen, sondern ließ die Frau die Kiste zu Etta bringen. Sollte sie diesen Kampf mit Sa'Adar zu Ende führen. Zwischen ihm und dem Priester gab es schon genug böses Blut.
    Etta senkte den Blick und betrachtete die offene Kiste, als die andere Frau sie ihr vor die Füße stellte. Etta bückte sich nicht einmal, um den zerwühlten Inhalt zu untersuchen. Als sie Sa'Adar anblickte, schnaubte sie verächtlich. »Ich mag keine Spielchen«, sagte sie leise. »Aber wenn ich gezwungen werde, sie zu spielen, sorge ich immer dafür, dass ich gewinne.« Ihr Blick bohrte sich in seinen, und keiner von beiden sah zur Seite. Ihre Wangen strafften sich, als sie die Zähne zu einem bösen Grinsen fletschte. »Und jetzt bring dieses Pack hier weg. Geht unter Deck, und schließt die Luken. Ich will keinen von euch sehen, hören oder riechen, solange das hier dauert. Und wenn du klug bist, dann erregst du nie wieder meine Aufmerksamkeit. Hast du verstanden?«
    Wintrow sah zu, wie Sa'Adar jetzt einen schwer wiegenden Fehler machte. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, die allerdings nicht ganz an Ettas Körperlänge heranreichte. Seine Stimme klang kühl und amüsiert. »Soll ich das so verstehen, dass Ihr und nicht Brig hier das Kommando habt?«
    Es wäre ein geschickter Schachzug gewesen, hätte er tatsächlich eine Rivalität zwischen den beiden ausnutzen können. Doch so lachte Brig einfach nur schallend, als Ettas Messer einen dritten blutigen Streifen auf Sa'Adars Brust hinterließ. Diesmal schrie der Priester laut auf und stolperte zurück. Sie hatte das Messer etwas tiefer in die Haut dringen lassen. Der Wanderpriester umklammerte seine blutige Brust, und Etta lächelte drohend. »Ich denke, wir haben alle verstanden, dass ich hier das Kommando über dich habe!«
    Eine der Kartenvisagen stürzte mit wutverzerrtem Gesicht vor. Ettas Messer fuhr fast spielerisch in ihn hinein und wieder aus ihm heraus. Er stürzte zu Boden und hielt sich den Bauch. Viviace schrie bei diesem neuerlichen Blutvergießen auf ihrem Deck erstickt auf und erntete den Widerhall der Schreie der befreiten Sklaven, die zugesehen hatten. Wintrow war ebenfalls bis ins Mark entsetzt über diese neuerliche Gewalttat auf dem Schiff, aber er konnte nicht wegsehen. Sa'Adar wollte sich hinter seinem anderen Leibwächter verstecken, doch der bullige Mann kuschte ebenfalls vor der Frau mit dem Messer. Keiner der anderen Sklaven kam dem Priester zu Hilfe. Stattdessen bemerkte Wintrow, wie sich die Sklaven unmerklich von ihm zurückzogen.
    »Seid euch einer Sache gewiss!« Ettas Stimme klang wie ein Hammer, der auf einen Amboss schlägt. Sie hob das blutige Messer und beschrieb damit einen Bogen, der das gesamte Schiff und jedes Gesicht, tätowiert oder nicht, mit einbezog. »Ich werde niemanden dulden, der das Wohlergehen von Kapitän Kennit bedroht. Wenn ihr meinem Zorn entgehen wollt, dann werdet ihr nichts tun, was ihm missfallen könnte.« Sie senkte ein wenig die Stimme. »Es ist wirklich ganz einfach. Und jetzt klar Schiff.«
    Diesmal verschwanden die Leute auf dem Deck wie Wasser in einem Abfluss. Nach einigen Augenblicken waren die einzigen Leute auf Deck die Piraten und die paar Sklaven, die Etta ausgewählt hatte, um Kennit niederzuhalten. Ihre Erwählten betrachteten sie mit einer merkwürdigen Mischung aus Respekt und Entsetzen. Wintrow vermutete, dass sie mittlerweile vollständig die Seiten gewechselt hatten und ihr überallhin folgen würden. Blieb abzuwarten, einen wie gefährlichen Feind sie sich in Sa'Adar geschaffen hatte.
    Als Etta neben Wintrow trat, sahen die beiden sich an. Diese Demonstration mit Sa'Adar hatte auch ihm gegolten. Falls Kennit unter seinen Händen starb, würde Ettas Rache zwar unaussprechlich, aber sicher nicht schnell sein. Er holte tief Luft, als sie sich ihm mit dem Medizinkasten näherte. Wortlos nahm er

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