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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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plötzlich bibbern und in Ohnmacht fallen und mich hinter Euch verstecken? Niemals. Reyn Khuprus kommt heute, um die Familie des Mädchens kennen zu lernen, das er heiraten will. Er wird uns so kennen lernen, wie wir wirklich sind.«
    Als Ronica innehielt, um nach diesem Angriff Luft zu schöpfen, ergriff Davad hastig seine Chance. »Es geht um mich. Ich meine, um meinen Vorteil. Ich will ehrlich zu Euch sein. Für Euch springt dabei nichts heraus, das gebe ich offen zu. Im Gegenteil, es könnte Euch sogar in eine peinliche Situation bringen, wenn ich hier bin. Nicht nur Sa allein weiß, dass mich viele Familien in Bingtown nicht mehr empfangen. Und mir ist sehr wohl bewusst, dass ich gesellschaftlich geächtet bin. Zuerst nur deshalb, weil ich unfähig war. Ich war niemals gut in solchen Sachen, sondern nur Dorill. Sie hat sich immer darum gekümmert. Nach ihrem Tod haben mich viele Menschen in Bingtown trotzdem noch freundlich behandelt, vermutlich im Andenken an sie. Aber Jahr für Jahr ist die Zahl der Händler, die mich als Freund begrüßten, geschmolzen. Wahrscheinlich habe ich sie unbeabsichtigt beleidigt. Und mittlerweile seid Ihr die einzige Bingtown-Händlerin, die ich noch ›Freundin‹ zu nennen wage.«
    Er hielt inne und seufzte schwer. »Ich bin isoliert und kann mich an niemanden sonst wenden. Ich weiß, dass ich meine Allianzen neu aufbauen muss. Wenn ich jetzt irgendeinen Handel mit den Regenwild-Händlern bewerkstelligen könnte, dann würde mir das vielleicht gelingen. Ich weiß, dass viele Menschen in Bingtown mein Verhalten nicht schätzen. Sie sagen, ich würde vor den Neuen Händlern kriechen, und erklären, dass meine Versuche im Sklavenhandel ehrlos wären und dass ich die Bingtown-Händler hintergangen hätte, weil ich für die Neuen Händler verhandelte. Aber Ihr wisst, dass ich das nur mache, um zu überleben. Was bleibt mir denn sonst noch? Seht mich doch an! Ich habe nichts, nur meinen eigenen Verstand, auf den ich mich stützen muss. Ich habe keine Frau, die mich tröstet, keine Kinder, die meinen Besitz erben. Ich versuche nur, genug Besitz und Einkommen zu erhalten, dass ich einigermaßen anständig durch mein Alter komme. Danach ist sowieso alles zu Ende.« Er machte eine dramatische Pause. »Meine Blutlinie endet mit mir.«
    Ronica hatte während seines Lamentos die Augen halb geschlossen. Als Davad seufzte, öffnete sie sie wieder. »Davad«, sagte sie warnend. »Ihr solltet Euch schämen, solche Tricks bei mir zu versuchen. Ich werde Euch nicht bemitleiden, genauso wenig wie ich mich selbst bemitleidet habe. Die Gruben, in denen wir stecken, haben wir uns selbst gegraben. Ihr kennt die Wurzeln für Eure Probleme, Ihr habt sie sozusagen selbst aufgezählt. Wenn Ihr den Respekt der Bingtown-Händler wiedergewinnen wollt, dann hört auf, Euch für die Neuen Händler einzusetzen. Hört auf damit, mit Menschen zu handeln. Werdet wieder der, der Ihr wart, und Eure alten Freunde werden Euch wieder aufnehmen. Zwar nicht sofort, denn Ihr seid zu vielen zu fest auf die Zehen getreten. Aber nach und nach. Ihr seid ein Alter Händler. Sobald Euch das wieder einfällt, werden sich Eure Landsleute ebenfalls daran erinnern.«
    »Und in der Zwischenzeit soll ich vornehm verhungern?«, begehrte Davad auf. Und als wollte er diesem Schicksal vorbeugen, biss er ein großes Stück von dem Gewürzkeks in seiner Hand ab.
    »Ihr werdet schon nicht verhungern«, meinte Ronica unerbittlich. »Wie Ihr schon sagtet, müsst Ihr nur für Euch selbst sorgen. Ihr könntet von Euren Besitzungen leben, wenn Ihr Euch ein wenig zur Sparsamkeit entschließt, ohne noch einmal im Leben ein weiteres Geschäft zu tätigen. Ich würde sagen, wenn Ihr Eure Diener reduziert, könntet Ihr das Meiste, was Ihr braucht, aus Eurem Gemüsegarten holen, von ein paar Hühnern und einigen Kühen. Ihr könntet wieder zur Einfachheit zurückfinden, wie Keffria und ich das gezwungenermaßen tun mussten. Und was Eure Einsamkeit angeht… soweit ich weiß, habt Ihr eine Großnichte. Sprecht mit ihr, wenn Ihr einen Erben wollt. Dieser Zweig Eurer Familie könnte eine Menge besser machen.«
    »Ach, sie hasst mich.« Davad wischte diesen Vorschlag mit den Kekskrümeln auf seinem Schoß beiseite. »Es war eine beiläufige Bemerkung, die ich ihrem Ehemann gegenüber geäußert habe, als er ihr den Hof machte. Sie behandelt mich, als ob ich die Pest hätte. Das ist nicht mehr zu reparieren.« Er trank seinen Kaffee. »Außerdem, wieso

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