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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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neunfingrige Sklavenjunge. Außerdem habe ich deine Stimme gehört, die Warnungen und Drohungen ausstieß. Aber du warst nicht da. Du warst… etwas anderes. Und es gibt noch etwas… Ich weiß nicht. Es schwankt die ganze Zeit wie Spinnweben im Wind. Je mehr ich danach greife, desto weiter zerreiße ich es.«
    »Schlangen und Drachen.« Paragon sprach die Worte nur widerwillig aus. Er lachte gezwungen. »Ich habe in meiner Zeit genug Schlangen erlebt. Ich halte nicht viel von ihnen. Aber so etwas wie Drachen gibt es nicht. Ich glaube, du hattest nur einen schlimmen Traum, Amber. Denk nicht mehr daran, und erzähl mir eine Geschichte, damit wir auf andere Gedanken kommen.«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Amber bebend. Ihr Traum hatte sie stärker erschüttert, als Paragon angenommen hatte. »Denn wenn ich dir heute Abend Geschichten erzählen würde, dann von den Drachen, die ich gesehen habe, die unter einem blauen Himmel über meinem Kopf dahinfliegen. Es ist noch nicht so lange her und auch nicht so weit nördlich von hier. Ich sage dir das eine, Paragon: Wenn du in einem Hafen der Sechs Herzogtümer anlegen würdest und den Leuten da erklärst, dass du nicht an Drachen glaubst, würden sie dich wegen deiner albernen Überzeugungen verspotten.« Sie lehnte ihren Kopf an seine Planken und redete weiter. »Erst allerdings müsstest du sie an die Vorstellung gewöhnen, dass es tatsächlich Zauberschiffe gibt. Bis ich leibhaftig eins gesehen habe und hörte, wie es sprach, habe ich geglaubt, Zauberschiffe wären eine wilde Geschichte, die erfunden worden war, um den Ruf der Bingtown-Händler zu festigen.«
    »Findest du uns wirklich so merkwürdig?«, wollte Paragon wissen.
    Er fühlte, wie sie den Kopf hob und ihn ansah. »Eine der merkwürdigsten Eigenschaften an dir, mein Lieber, ist, dass du keine Ahnung hast, wie wundersam du bist.«
    »Wirklich?« Er wartete begierig auf weitere Komplimente.
    »Du bist wunderbar wie die Drachen, die ich gesehen habe.«
    Sie hatte erwartet, dass ihn der Vergleich freute. Er spürte es, aber stattdessen war ihm unwohl dabei.
    Sie schien jedoch von seinem Unbehagen nichts zu bemerken und redete weiter. »Ich glaube, im Herzen eines jeden Menschen gibt es einen Platz für Wunder. Er schlummert da und wartet auf Erfüllung. Ihr ganzes Leben sammeln die Menschen Schätze, um diesen Platz zu füllen. Manchmal sind es winzige, glitzernde Juwelen: eine Blume, die im Schutz eines umgestürzten Baumes blüht, die Braue eines kleinen Kindes zusammen mit der Kurve seiner Wange. Manchmal jedoch fällt dir ein gewaltiger Fund in die Hände, als wenn die Kiste eines gierigen Piraten vor einem unverdächtigen Betrachter ausgeschüttet wird. Das waren die fliegenden Drachen. Es gab sie in allen Farben, die ich kenne, und in sämtlichen Formen, die du dir vorstellen kannst. Einige ähnelten den Drachen, die ich aus meiner Kindheit kenne, andere jedoch waren vollkommen ungewöhnlich geformt, und wieder andere waren in ihrer Fremdartigkeit furchteinflößend. Es waren richtige Drachen, einige mit langen, schlangenartigen Schwänzen, einige mit vier, andere mit zwei Beinen, einige rot, andere grün oder golden. Zwischen ihnen flogen geflügelte Hirsche umher, ein gewaltiger Bär, der während des Fluges mit seinen Reißzähnen um sich biss, und einer sah aus wie eine geflügelte Schlange, und es gab sogar eine große gestreifte Katze mit gestreiften Flügeln…« Sie verstummte, von Ehrfurcht überwältigt.
    »Es waren also keine echten Drachen«, bemerkte Paragon schneidend.
    »Ich sage dir doch, dass ich sie gesehen habe«, erwiderte sie hartnäckig.
    »Du hast irgendetwas gesehen. Oder irgendwelche Dinge, die sich die Gestalt von Drachen angeeignet hatten. Trotzdem waren es keine echten Drachen. Genauso gut könntest du behaupten, dass du grüne, blaue und rote Pferde gesehen hast, von denen einige sechs Beine hatten und andere wie Katzen aussahen. Solche Dinge sind keine Pferde. Was es auch gewesen sein mag, das du gesehen hast, es waren keine Drachen.«
    »Nun… aber…«
    Es freute ihn, dass sie um Worte rang, sie, die normalerweise so geschmeidig und schnell war. Er half ihr nicht.
    »Einige waren Drachen«, verteidigte sie sich schließlich. »Einige waren wie die Drachen geformt, die ich auf alten Schriftrollen und Wandteppichen gesehen habe.«
    »Einige deiner fliegenden Dinge waren geformt wie Drachen und andere wie Katzen. Genauso gut kannst du sagen, dass fliegende Katzen echt sind

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