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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hat er nur deshalb nicht gefürchtet, weil es ihm an Fantasie mangelte, sich auszumalen, was ich ihm antun konnte.
    Sein Sohn Lucto war anders. Er war ein Träumer, ein junger Mann, der die Freuden des Lebens zu genießen verstand. Die Bingtowner Sitten und Traditionen erstickten ihn. Lucto war es, der Sedge zu einem kleinen Nebenverdienst auf den Pirateninseln überredete. Lucto verstand es instinktiv, mit diesem gesetzlosen Volk umzugehen. Er benahm sich ganz entspannt unter ihnen, und sie mochten ihn. So half er mit, das Familienvermögen zu vergrößern. Das freute seinen Vater. Zur Belohnung arrangierte er die Hochzeit seines Jungen mit der Tochter eines sehr wohlhabenden Bingtowner Händlers. Aber Lucto hatte ein Herz, und das gehörte bereits einem Mädchen von den Pirateninseln. Er war ungefähr zweiundzwanzig, als sein Vater am Verhandlungstisch in Divvytown tot zusammenbrach. Er trauerte um ihn, aber das genügte nicht, um nach Bingtown zurückzukehren und das langweilige Leben zu führen, das man für ihn vorgesehen hatte. Er begrub seinen Vater an Land und kehrte niemals nach Hause zurück. Seine Mannschaft folgte ihm nur zu bereitwillig, denn er mochte Schnaps genauso gern wie sie, und er verteilte ihn großzügig.
    Er war ein netter Bursche, aber er war nicht so vorsichtig, wie er hätte sein sollen. Er heiratete sein Mädchen von den Pirateninseln und schwor, dass er in seiner eigenen kleinen Welt wie ein König leben wollte.«
    Paragon schüttelte den Kopf. »Er machte gute Geschäfte und lebte auf großem Fuß. Schließlich baute er sich eine geheime Zufluchtstätte für sich und seine Leute auf. Und vertraute auf den guten Willen seiner Mannschaft, für die Sicherheit seiner Welt zu sorgen. Aber es gibt immer gierige Menschen, die nie genug von Reichtum und Glück bekommen können. Einer brachte Igrot in Luckys Welt hinein. Igrot hatte damals schon den Ruf, ein Pirat zu sein, der tat, was andere Menschen sich nicht einmal vorzustellen wagten. Er kam zu Lucky und band ihm den Bären auf, dass sie Partner werden könnten, was Handel und Piraterie anging. Lucto glaubte ihm. Aber mitten bei der Feier ihres Bündnisses stürzte sich Igrot auf ihn. Er kerkerte meinen Vater ein, um mich zu unterwerfen, und benutzte Kennit als Geisel, um mich zu kontrollieren. Wir alle mussten ihm gehorchen, weil wir Angst hatten, dass er die anderen verletzen könnte. Dann schnitt er meiner Mutter die Zunge…«
    »Paragon. Paragon.« Ambers Stimme war sanft, aber drängend. »Es war nicht dein Vater, sondern Kennits. Nicht deine Mutter. Kennits Mutter.«
    Das Schiff lächelte verbittert. »Du ziehst Grenzen, wo keine existieren. Genau das ist es, was du nicht verstehst, Amber. Wenn du mit Paragon sprichst, dann redest du auch mit den menschlichen Erinnerungen, die in mir verstaut sind. Als Kennit und ich mich töteten, war es unser gemeinsamer Selbstmord.«
    »Das werde ich wirklich niemals verstehen«, gab Amber leise zu. »Wie kann man sich nur selbst so hassen, dass man bereit ist, dieses eigene Selbst zu töten?«
    Das Schiff schüttelte den Kopf, sodass die Regentropfen von seinen Locken stoben. »Das ist eben dein Irrtum. Niemand will, dass das Selbst stirbt. Ich wollte nur, dass der ganze Rest aufhört. Und der einzige Weg, das zu erreichen, war der, Tod zwischen die Welt und mich zu bringen.«
    Er drehte plötzlich sein erblindetes Gesicht auf eine Insel zu.
    »Da. Diese ist es.«
    »Das ist die Schlüsselinsel?«, fragte sie ungläubig. »Paragon, da gibt es keine Stelle, an der man landen könnte. Die Insel steigt steil aus dem Meer auf wie eine bewaldete Festung.«
    »Nein, das ist nicht die Schlüsselinsel. Das ist die Schlüssellochinsel. Von dieser Hauptfahrrinne sieht sie aus wie jede andere Insel auch. Aber wenn ihr den Hauptkanal verlasst und die Insel umkreist, findet ihr eine Öffnung in dieser Felswand. Die Insel ist wie eine Sichel geformt, die beinahe ganz geschlossen ist. Bis ihr den Zugang durchfahren habt, sieht sie eher abweisend aus. Aber die Schlüssellochinsel umschließt eine Bucht. Und in dieser Bucht befindet sich eine kleinere Insel.
    Der Schlüssel im Schlüsselloch. Auf der Rückseite der Schlüsselinsel gibt es eine kleine Bucht mit einem guten Ankerplatz. Dort befanden sich einmal eine Werft und eine Pier, die mittlerweile lange verfallen sein dürften. Dorthin wollen wir.«

    Brashen stand am Ruder. Er sah, wie Amber mit dem Arm winkte, und nickte zur Bestätigung, dass er die Insel

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