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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verraten, was mich erwartet?«
    »Zunächst einmal ein kleiner Fußmarsch. Lucto wollte nicht, dass sein kleines Königreich vom Wasser aus zu sehen war. Ich verfüge über Kennits Erinnerungen, was den Weg betrifft. Du gehst bergauf, und wenn du den Hügel überquerst und anfängst, hinabzugehen, dann sei vorsichtig. Der Pfad führt zunächst durch einen Obstgarten und dann zu dem Anwesen selbst. Es gab eine große Villa und eine Reihe von kleineren Häuschen. Lucto hat gut für seine Mannschaft gesorgt, und ihre Frauen und Kinder haben hier gelebt. In besseren Zeiten. Bis Igrot die meisten von ihnen abgeschlachtet hat. Den Rest hat er als Sklaven verkauft.«
    Paragon hielt inne und starrte blindlings auf die Insel.
    Brashen wartete. »Als ich das letzte Mal von hier fortgesegelt bin, lebte Mutter noch. Lucto war gestorben. Igrot hatte seine Spielchen zu weit getrieben, sodass Vater starb. Als wir davonsegelten, ließ er Mutter hier allein zurück. Das hat Igrot wohl amüsiert. Aber Kennit schwor ihr, dass er wiederkommen würde. Ich glaube, dass er diesen Schwur gehalten hat. Und sie war eine zähe Frau. Ich denke, dass sie trotz der Umstände weiterleben wollte. Und sie könnte immer noch hier leben. Falls du sie findest… Wenn du sie findest, erzähle ihr deine Geschichte. Aber sei ehrlich zu ihr. Das hat sie verdient. Sag ihr, warum du zu ihr gekommen bist.« Die kindliche Stimme des Schiffes klang plötzlich erstickt. »Erschreck sie nicht und tu ihr nicht weh. Sie hat in ihrem Leben schon genug erdulden müssen. Bitte sie einfach mitzukommen. Ich könnte mir denken, dass sie freiwillig mitgeht.«
    Brashen holte tief Luft und dachte über die schändlichen Aspekte von Paragons Plan nach. Sie beschämten ihn. »Ich tue mein Bestes«, versprach er dem Schiff. Das Beste. Konnte man den Begriff »das Beste« überhaupt auf diese Aufgabe anwenden? Auf die Entführung einer alten Frau, die man als Tauschobjekt für einen Handel benutzen wollte? Er glaubte es nicht, aber er würde es dennoch tun, um Althea sicher nach Hause zu holen. Er versuchte, sich zu trösten. Er würde dafür sorgen, dass sie keinen Schaden davontrug. Sicher hatte Kennits Mutter von ihrem eigenen Sohn nichts zu befürchten.
    Doch dann wies er auf die größte Lücke in Paragons Plan hin.
    »Und wenn Kennits Mutter nicht mehr… da ist?«
    »Dann warten wir«, antwortete das Schiff. »Früher oder später wird er hierher kommen.«
    Welch ein tröstlicher Gedanke.

    Brashen führte seine Hand voll Bewaffneter den zugewucherten Pfad hinauf. Das Laub bildete einen weichen Teppich unter ihren Füßen. Über ihnen tropfte der Regen von kahlen und noch belaubten Zweigen. Brashen hatte ein Schwert umgeschnallt, und zwei seiner Leute hielten ihre Bögen schussbereit. Diese Vorsichtsmaßnahme galt mehr den Schweinen, deren Spuren und Kot überall zu sehen waren, als irgendwelchen möglichen Gegnern. Nach Paragons Worten zu urteilen, lebte die Frau hier vermutlich allein, falls sie überhaupt noch hier wohnte. Er fragte sich, ob sie wohl verrückt geworden war. Wie lange konnte ein Mensch vollkommen isoliert leben und trotzdem geistig gesund bleiben?
    Sie überquerten den Hügelkamm und gingen auf der anderen Seite hinunter. Die Bäume standen sehr eng, obwohl mächtige Baumstümpfe anzeigten, dass jemand hier einmal Holz geschlagen hatte. Der Wald hatte den Hang seitdem wieder in Besitz genommen. Am Fuß des Hügels verließen sie den Wald und gelangten in einen Obstgarten. Hohes, feuchtes Gras durchnässte Brashens Hose bis zum Oberschenkel, als er sich hindurcharbeitete. Seine Männer folgten ihm durch den kahlen Obstgarten. Einige Bäume wuchsen einfach dort weiter, wo sie umgefallen waren, und andere versuchten, ihre nassen, schwarzen Äste miteinander zu verflechten.
    Nachdem sie die Hälfte des Obstgartens durchquert hatten, zeigten die ausladenden Äste Zeichen von jahreszeitlich bedingtem Schnitt. Das Gras war heruntergetrampelt, und Brashen nahm einen schwachen Duft von Holzfeuer in der Luft wahr. Jetzt sah er auch, was das Geflecht der Zweige bisher verborgen hatte. Ein weißgetünchtes Herrenhaus beherrschte das Tal. Es wurde von einer Reihe kleiner Häuschen flankiert, die am Rand eines Feldes standen. Er blieb stehen, und seine Männer hielten ebenfalls an. Sie murmelten überrascht. Eine Scheune ließ vermuten, dass es hier sogar Vieh gab. Brashen sah auf einem gegenüberliegenden Hügel Ziegen und Schafe, die friedlich grasten. Das war zu

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