Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
Dutzend Seeleute, die sich am Ende des Gangs drängten. Sie beobachten mit offenem Mund das Spektakel. »Trennt sie!«, fuhr er sie an. Schließlich reagierten mehrere Männer auf seinen Befehl. Wintrow zupfte Etta vorsichtig am Arm und zog sie von Althea herunter.
Verwunderlicherweise wehrte sie sich nicht gegen ihn, sondern gab nach. »Bring Etta in meine Kabine, bis sie sich beruhigt hat«, befahl er Wintrow. »Ihr anderen bringt Althea in ihre Kabine und schließt ab. Um sie kümmere ich mich später.«
Altheas kurzer Kampf mit Etta hatte ihren Widerstand zum Erliegen gebracht. Sie hielt zwar die Augen noch offen, aber ihr Kopf pendelte willenlos hin und her, als zwei Matrosen sie hochzogen. »Ich werde… Euch… umbringen!«, versprach sie ihm keuchend, als die Männer sie an ihm vorbeiführten. Sie meinte es ernst.
Er zog ein Tuch aus der Tasche und tupfte sich die Stirn ab.
Das Blut auf dem Stoff war dunkler. Der Schnitt schloss sich wieder. Was für einen Anblick er wohl bot! Die Aussicht, sich Etta zu stellen, gefiel ihm zwar nicht, aber er konnte es kaum vermeiden. Er würde nicht mit Blut im Gesicht und Essen auf der Kleidung herumlaufen. Kennit richtete sich auf. Als die Matrosen, die Althea eingesperrt hatten, zurückkamen, lächelte er sie ironisch an und schüttelte verschwörerisch den Kopf.
»Frauen! Sie gehören einfach nicht an Bord eines Schiffes.«
Ein Matrose grinste ihn daraufhin an, aber die anderen wirkten verlegen. Das war nicht gut. War Etta bei der Mannschaft schon so beliebt? Er musste diesbezüglich etwas unternehmen.
Er musste in dieser ganzen Angelegenheit etwas unternehmen.
Wie hatte das alles nur so aus dem Ruder laufen können? Er glättete seine Jacke und wischte sich das Essen vom Ärmel.
»Kapitän Kennit, Sir?«
Er sah verärgert hoch, als ihn ein weiterer verstörter Matrose ansprach. »Was willst du?«, fuhr er ihn an.
Der Mann leckte sich nervös die Lippen. »Das Schiff, Sir. Die Galionsfigur. Sie sagt, sie will Euch sehen, Sir!« Der Seemann schluckte und fuhr fort: »Sie hat gesagt: ›Sag ihm, sofort. Sofort!‹ Bei allem Respekt, Sir, aber das hat sie gesagt, Sir.«
»Tatsächlich?« Kennit gelang es, seine Stimme kühl und amüsiert klingen zu lassen. »Nun, dann kannst du ihr erzählen, bei allem Respekt, dass der Kapitän sich zunächst noch um eine andere Angelegenheit kümmern muss und dass er danach zu ihr kommen wird. Sobald es ihm genehm ist.«
»Sir!« Der Matrose suchte verzweifelt nach Worten, um seinen Protest zu äußern. Kennit ersparte ihm die Mühe mit einem eiskalten Blick. »Ja, Sir«, erwiderte er. Sein Schritt war schleppend, als er wegging.
Kennit beneidete ihn nicht um seine Aufgabe, aber er konnte unmöglich zulassen, dass ein gewöhnlicher Matrose sah, wie er auf einen Befehl des Schiffes losrannte. Er zwirbelte seinen Schnurrbart. »Langsam. Ruhig. Stetig. Nimm die Sache wieder in die Hand«, ermahnte er sich selbst.
Aber die piepsige Stimme an seinem Handgelenk karikierte seine Worte höhnisch. »Schnell. Unordentlich. Es zerbricht in tausend Stücke. Am Ende, werter Sir, werdet Ihr nicht einmal Kontrolle über Euch selbst haben. Nicht mehr, als Igrot hatte, als er den Tod durch deine Hand fand. Denn als du zu dem Monster geworden bist, kleiner Kennit, hast du dich dazu verdammt, auch den Tod des Monsters zu erleiden.«
»Etta, Etta, bitte!«, flehte Wintrow. Er war heillos zerrissen.
Eigentlich sollte er bei Althea sein. Sie hatte sowohl krank als auch durcheinander gewirkt, aber wie hätte er Etta einfach sich selbst überlassen können? Sie reagierte nicht, sondern weinte einfach weiter und schluchzte in ihre Kissen, als könnte sie nie wieder aufhören. Er hatte noch nie jemanden so weinen sehen.
Ihr verzweifeltes Schluchzen hatte etwas furchtbar Gewalttätiges, als versuchte ihr Körper, sich von einem Leid zu reinigen, das zu tief saß, als dass es durch Tränen hätte herausgespült werden können.
»Etta, bitte! Etta!« Er versuchte es wieder. Sie schien ihn nicht einmal zu hören. Schüchtern klopfte er ihr auf den Rücken. Er erinnerte sich schwach daran, wie seine Mutter seine kleine Schwester so getröstet hatte, wenn Malta einen derartigen Wutanfall gehabt hatte, dass sie sich einfach nicht beruhigen konnte. »Na, na«, sagte er leise. »Es ist ja alles vorbei, es ist alles vorbei.« Er streichelte mit kreisförmigen Bewegungen ihren Rücken.
Sie holte tief Luft. »Es ist alles vorbei«, bestätigte sie und
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