Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
zusammen mit meinen Schlangen. Dort könnten sie auch eine Weile bei mir bleiben, während ich die Kokons bewache. Damit wärst du frei, um dein Königtum zu sichern. Ich schwöre dir, dass ich im Hochsommer zu dir zurückkehre, Kennit.«
Sie äußerte diesen Verrat tatsächlich laut. Jetzt, wo er sie am dringendsten brauchte, wollte sie ihn im Stich lassen und zu ihrer Bingtowner Familie zurückkehren. Er verwünschte sich dafür, dass er nicht auf Blitz geachtet hatte. Er hätte Althea niemals an Bord holen dürfen. Er packte seine Krücke fester und zwang sich zur Ruhe. Der schreckliche Sturz von greifbarem Triumph zu einem unmittelbar bevorstehenden Desaster erstickte ihn beinahe.
»Verstehe«, sagte er. Hinter ihm jubelte die Mannschaft auf dem Deck. Die Männer hatten ihren Verrat nicht mitbekommen und machten raue Scherze, während sie begierig auf die bevorstehende Auseinandersetzung warteten. Der angeberische Kapitän Red hatte die Neuigkeiten von Kennits Verhandlungserfolg überall verbreitet. Alle erwarteten seinen Erfolg. In aller Öffentlichkeit zu scheitern war undenkbar.
»Hilf mir heute, so gut du kannst«, schlug er vor und ignorierte einfach den Gedanken, dass er bettelte. »Und morgen sehen wir dann weiter.«
Ein merkwürdiger Ausdruck glitt über Viviaces Miene, als schmerze sie etwas, womit sie gerechnet hatte. Sie schloss einen Moment ihre großen, grünen Augen. Als sie sie wieder öffnete, war ihr Blick distanziert. »Nein, Kennit«, sagte sie leise. »Es sei denn, du gibst mir dein Wort, dass wir die Schlangen morgen nach Norden bringen. Das ist der Preis dafür, dass sie dir heute helfen.«
»Natürlich.« Er dachte nicht lange über die Lüge nach. Sie kannte ihn viel zu gut. Wenn er lange überlegte, würde sie merken, dass es gelogen war. »Du hast mein Wort, Viviace. Wenn es so wichtig für dich ist, dann ist es für mich auch wichtig.«
Sie würden morgen weitersehen, das hatte er ihr gesagt. Und mit den Konsequenzen würde er sich dann auseinandersetzen. Er beobachtete, wie sich das einzelne Schiff immer weiter von der jamaillianischen Flotte entfernte und näher kam. Es war bald in Rufweite.
»Kannst du etwas sehen?«, fragte Jek.
Althea presste ihre Stirn gegen das Bullauge und antwortete nicht. Das winzige, teure Fenster war ein großes Geschenk ihres Vaters gewesen. Der Rest des Raums hatte sich verändert, aber sie konnte das Fenster nicht berühren, ohne an ihn denken zu müssen. Was würde ihr Vater jetzt von ihr halten? Sie brannte vor Scham. Das war ihr Familienschiff, und sie versteckte sich unter Deck, während ein Pirat auf seinen Planken verhandelte. »Was geht da draußen vor?«, fragte sie laut. »Was sagt er ihnen?«
Die Tür ging auf, und Wintrow kam herein. Seine Wangen waren vom Wind gerötet. Er sprach sofort. »Die Jamaillianer verwehren uns die Weiterreise. Kennit nennt sich selbst König der Pirateninseln und verlangt von ihnen, dass sie uns durchlassen. Sie weigern sich. Er hat erwidert, dass er den Satrapen an Bord hat und dass die Satrapie ihn als legitimen König der Pirateninseln anerkennt. Sie verhöhnen ihn und behaupten, der Satrap sei tot. Kennit erwiderte, der Satrap sei quicklebendig. Er wolle ihn nach Jamaillia bringen und ihn dort wieder auf seinen Thron setzen. Sie verlangen Beweise. Er hat sie angeschrieen, dass ihnen die Beweise, die sie bekämen, wohl kaum gefallen würden. Sie haben ihm angeboten, ihn durchzulassen, wenn er ihnen den Satrapen ausliefert. Er erwiderte, er wäre kein Narr. Jetzt hat sich das jamaillianische Schiff mit den Unterhändlern zurückgezogen. Kennit meinte, sie bekämen Zeit zum Nachdenken, aber sie sollten bleiben, wo sie sind. Alle warten jetzt darauf, wer den nächsten Zug macht.«
»Warten, noch länger warten«, knurrte Althea. »Sicher wird er nicht stillsitzen und warten, bis sie uns umzingelt haben. Der einzige logische Schritt wäre die Flucht.« Dann starrte sie den Satrapen an. »Ist es wahr, was Kennit sagt? Ihr habt ihn als König anerkannt? Wir konntet Ihr so dumm sein?«
»Es ist etwas komplizierter«, widersprach Malta, während der Satrap Althea nur beleidigt anstarrte. »Er wäre noch dümmer gewesen, wenn er sich geweigert hätte.« Leiser fuhr sie fort:
»Wir haben unsere einzige Chance zum Überleben genutzt. Aber ich erwarte nicht, dass du das verstehst.«
»Wie sollte ich auch?«, konterte Althea. »Ich weiß noch nicht einmal, wie du hierher gekommen bist, und dann auch noch in
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