Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
nach dem anderen.«
Der Satrap betrachtete den Tisch. Seine Augen waren rotgerändert. Wintrow fragte sich, ob er geweint hatte. Seine Stimme klang erstickt, vermutlich vor Zorn. »Will Kennit mich weiter demütigen? Soll ich etwa hier speisen, in diesen beengten Räumlichkeiten und in der Gesellschaft von gewöhnlichem Volk?«
»Magnadon Satrap, es ist nicht schlimmer, als den Tisch mit Piraten zu teilen. Oder allein in Eurer Kabine zu essen. Kommt. Ihr müsst essen, wenn Ihr bei Kräften bleiben wollt.«
Wintrow und Althea warfen sich einen ungläubigen Blick zu, als sie Maltas tröstenden Ton hörten. Wintrow fühlte sich plötzlich unbehaglich. Waren sie etwa ein Liebespaar? Das schockierende Geständnis seiner Tante hatte alle möglichen Undenkbarkeiten plötzlich wahrscheinlich gemacht. »Ich gehe an Deck und sehe nach, was passiert. Dann versuche ich, euch zu informieren.« Er eilte hastig davon.
Die jamaillianischen Schiffe kamen näher und schwärmten aus.
Ihre Strategie war ganz offensichtlich, ihnen den Weg nach Süden zu versperren und sie zu umzingeln. Die Schiffe am Rand der Formation wurden schneller. Wenn Kennit fliehen wollte, musste er sich rasch entscheiden, bevor die Jamaillianer ihr Netz schließen konnten. Sie hatten keine Zeit zu reden, aber das Lebensschiff sprach trotzdem.
»Kennit, du kannst meine Loyalität dir gegenüber nicht in Frage stellen. Aber meine Seeschlangen sind erschöpft. Sie müssen fressen und ruhen. Und mehr als alles andere brauchen sie mich, damit ich sie nach Hause führe.«
»Natürlich tun sie das.« Kennit hörte die Hast in seiner eigenen Stimme und versuchte, seinen Tonfall zu ändern.
»Glaub mir, süße Seelady, deine Sorgen sind auch meine Sorgen. Wir, du und ich, werden sie sicher nach Hause führen. Ich werde dir die Zeit gewähren, um die du mich bittest, damit du über sie wachen kannst. Und zwar sofort nach dieser Sache hier.«
Eines der kleineren Schiffe hatte sich von der Flotte gelöst und segelte auf sie zu. Es würde sie zweifellos gleich anrufen.
Kennit musste bereit sein und konnte es sich nicht leisten, sich in ein Gespräch zu verwickeln. Die Chance auf einen überwältigenden Sieg war genauso groß wie die Gefahr des völligen Scheiterns. Wenn die Schlangen ihm nicht halfen, hatten seine drei Schiffe kaum Chancen gegen eine solche Flotte.
»Was willst du von uns?«, fragte Viviace müde.
Der Klang ihrer Stimme gefiel Kennit nicht. Er versuchte, ihre Stimmung zu ändern. »Wir werden sie bitten, uns diese Flotte zu unterwerfen. Es würde sie nur wenig Anstrengung kosten. Allein ihre Anwesenheit genügt möglicherweise schon, um die Kapitäne zur Aufgabe zu bewegen. Sobald wir den Jamaillianern gezeigt haben, dass wir ihren Satrapen in Gewahrsam haben, werden sie vermutlich kooperationsbereit sein. Dann könnten uns die Schlangen auf unserer Reise nach Jamaillia-Stadt begleiten, um unsere Stärke zu zeigen. Sobald der Satrap und sein Adel den Bedingungen unseres Vertrages zugestimmt haben, können wir tun und lassen, was wir wollen. Ich werde sofort jedes Schiff rufen, das unter meinem Kommando steht. Und wir werden die Schlangen auf ihrem Weg nach Hause schützen und führen.«
Viviaces Gesicht war während seiner Rede immer ernster geworden. Und ihr Blick verriet ihre Verzweiflung, als sie jetzt antwortete. »Kennit. Blitz hat dir in ihrer Unbesonnenheit Dinge versprochen, die wir nicht halten können. Vergib mir, aber so ist es. Die Schlangen haben nicht mehr so viel Zeit. Sie werden immer schwächer. Wir müssen bald aufbrechen. Morgen, wenn wir können.«
»Morgen?« Kennit wurde von einem Schwindelgefühl gepackt. »Unmöglich! Ich müsste den Satrapen einfach gehen lassen, ihn auf seine eigenen Schiffe bringen und dann wie ein Hund mit eingeklemmtem Schwanz fliehen! Viviace, es würde alles zerstören, wofür wir gearbeitet haben, und zwar in dem Moment, in dem das Ziel zum Greifen nahe ist.«
»Ich könnte die Schlangen bitten, dir dieses letzte Mal zu helfen. Wenn dir die Flotte gehorcht, kannst du den Satrapen auf die Marietta verlegen. Die Motley soll Kunde nach Divvytown bringen, und von dort kann überall hin verbreitet werden, dass all deine Schiffe dich auf deiner Reise nach Süden begleiten sollen. Das wäre genauso beeindruckend wie ein Knäuel müder und sterbender Seeschlangen.« Sie versagte sich den Sarkasmus, der sich in ihre Stimme eingeschlichen hatte.
»Wintrow und Althea können mich nach Norden bringen,
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