Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
versuchte sie, dem Jungen wenigstens den Stolz zu retten. Die Lippen des Satrapen arbeiteten einen Moment lautlos, dann warf er Malta einen giftigen Blick zu.
»Das ist sicher richtig«, zischte er. »Und es hat auch nichts damit zu tun, dass du versuchst, deinen Vater zurückzubekommen, hab ich Recht?« Er sah Kennit an. »Wie viel?«, fuhr er ihn erbittert an.
»Segel!« Alle Köpfe fuhren bei dem Aufschrei des Ausgucks herum, aber Kennit wirkte nur verärgert. »Kümmerst du dich bitte darum, Sorcor?«, meinte er träge. Dann sah er wieder den Satrapen an und lächelte. Er wirkte wie ein großer, schwarzer Kater, der mit einer Maus spielt. Aber noch bevor Sorcor die Tür erreichte, hörte Wintrow im Gang schnelle Schritte. Jola klopfte nicht, sondern hämmerte an die Tür. Sorcor riss die Tür auf.
»Sir, jamaillianische Schiffe!«, platzte Jola heraus. »Eine ganze Flotte! Sie kommen von Süden! Der Ausguck meint, sie hätten sogar Kriegsmaschinen an Deck!« Er holte Luft. »Wir können ihnen entkommen, wenn wir sofort Anker lichten!«
In den Augen des Satrapen glomm Hoffnung auf. »Jetzt werden wir ja sehen!«, erklärte er.
»Allerdings werden wir das«, bestätigte Kennit liebenswürdig. Er drehte sich tadelnd zu seinem Maat um.
»Jola, Jola! Warum sollten wir fliehen, wenn das Schicksal uns bei dieser Konfrontation alle Trümpfe in die Hand gegeben hat? Wir befinden uns in bekannten Gewässern, unsere Seeschlangen schützen uns, und wir haben außerdem den hohen Magnadon Satrapen als unseren… unseren Gast. Eine kleine Machtdemonstration sollte genügen.« Er wandte sich an den Satrapen. »Eure Flotte wird vermutlich etwas geneigter sein, unseren Vertrag zu akzeptieren, wenn sie die Aufmerksamkeit einiger Seeschlangen genossen hat. Dann werden wir sehen, wie geschickt sie um Eure Freilassung verhandeln.«
Er lächelte den Satrapen kalt an und schob ihm den Vertrag hinüber. »Ich werde es sehr genießen, diese Angelegenheit zu Ende zu bringen. Eure Unterschrift, bitte. Dann werde ich auch meine darunter setzen. Wenn sie uns stellen, falls sie das überhaupt tun, werden wir ja sehen, wie viel Respekt sie vor dem Wort ihres Satrapen haben. Und vor seinem Leben.« Er grinste Sorcor an. »Ich glaube, wir haben mehrere jamaillianische Flaggen an Bord. Da der Edle Magnadon Satrap von Ganz-Jamaillia unser Gast ist, dürfte es nur angemessen sein, wenn wir eine zu seiner Ehre hissen.«
Kennit stand vom Tisch auf. Er war plötzlich wieder Kapitän. Seinem Ersten Maat warf er einen verächtlichen Blick zu.
»Jola, reiß dich zusammen. Sorg dafür, dass die Flagge des Satrapen neben unsere eigene gehisst wird. Dann sollen sich die Männer zum Kampf vorbereiten. Sorcor, Red! Ich schlage vor, Ihr kehrt zu Euren Schiffen zurück und tut dasselbe. Ich muss mich mit meinem Schiff und den Seeschlangen beraten. Ach ja, unsere Gäste. Wintrow, sorg dafür, dass sie in Altheas Kabine gemütlich und sicher untergebracht sind, bist du so gut? Sie und Jek werden ihnen dort so lange Gesellschaft leisten, bis das hier vorüber ist.«
Er befahl nicht ausdrücklich, dass sie allein eingesperrt werden sollten. Wintrow klammerte sich an diese Unterlassung. Er würde also eine kleine Weile mit seiner Schwester reden können.
15. Ein Ultimatum
Althea war nicht gerade glücklich darüber, dass sie das Vordeck verlassen musste. Sie hatte die herannahenden Segel ebenfalls gesehen, und ihre Furcht um die Viviace lag im Zwist mit der Hoffnung auf Kennits Niederlage. Wintrows drängende Bitten stießen auf taube Ohren, bis sich Viviace selbst zu ihr umdrehte. »Althea, bitte, geh nach unten. Es wird einfacher für mich sein, wenn du nicht dabei bist.« Althea hatte sie zwar finster angesehen, das Vordeck aber zusammen mit Jek verlassen.
Wintrow war schnell in die Kombüse gegangen und hatte hastig ein Tablett mit Essen und Getränken beladen. Als er die Kabine erreichte, standen sich Malta und Althea bereits in dem kleinen Raum gegenüber. Der Satrap hatte sich in die Koje geworfen und starrte die Wand an. Jek saß mürrisch in einer Ecke. Und Malta war wütend. »Ich weiß nicht, warum ihr das tut. Er hat unser Lebensschiff gekapert, die Mannschaft getötet und hält meinen Vater gefangen.«
»Du hörst nicht zu«, erwiderte Althea kalt. »Ich verabscheue Kennit. Deine Annahmen sind allesamt falsch.«
Wintrow stellte das Tablett geräuschvoll auf den kleinen Tisch. »Esst und trinkt etwas. Ihr alle. Und dann redet, aber einer
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