Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
Hexenholzplanken des Paragon nicht aufnehmen wollten. Sie wusste immer noch nicht, was sie Malta oder Keffria erzählen sollte. Aber sie wusste, was sie ihnen nicht sagen würde. Ihr war schlecht von den hässlichen Geheimnissen, die sich in ihr anhäuften.
Althea hob den Blick und betrachtete die Schiffe. Die Viviace führte sie an und segelte, wie es nur ein Lebensschiff konnte.
Die Marietta , Sorcors schmuckes kleines Boot, bemühte sich, mit ihr Schritt zu halten. Die angeschlagene Motley folgte ihnen deutlich langsamer. Die Nachhut bildete der Paragon. Althea fühlte, dass er immer noch um die Seeschlange trauerte.
Kennit war jetzt zwar ein Teil des Schiffes, aber dennoch konnte sie ihr Band zu Paragon nicht leugnen. Sie schüttelte sich unwillkürlich.
Althea ging langsam nach achtern und suchte Brashen. Sich der Galionsfigur zu stellen, war ihr noch zu früh. Sie redete sich damit heraus, dass Etta auf dem Vordeck stand und gewiss ungestört sein wollte. Während sie über das Deck ging, trat Amber aus einer Luke. Sie hatte eine kleine Pfanne mit Eintopf in der Hand. Schon bei dem Geruch wurde Althea schlecht. Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte.
Semoy stand am Ruder. Er begrüßte sie mit einem Grinsen und einem kurzen Zwinkern. »Wusste, dass wir Euch zurückholen würden!«, erklärte er. Sie schlug ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. Es überraschte sie, dass sein Willkommensgruß sie so rührte. Wortlos reichte Amber ihm das Essen. Er übergab ihr das Ruder und stellte sich neben Althea. Zwischen zwei Bissen deutete er mit einem Nicken nach achtern. »Sie geben immer noch nicht auf, hab ich Recht?«
Hinter ihnen hatten sich die jamaillianischen Schiffe von Paragons Wüterei erholt. Einige machten sich an die Verfolgung. »Ich glaube, sie können es nicht«, erwiderte Althea. »Solange wir den Satrapen haben, und er lebt, können sie nicht aufgeben. Wenn er nicht stirbt, sind ihre Pläne gescheitert. Sie verlieren alles.« Sie beobachtete die feindlichen Schiffe aufmerksam. »Wir tun gut daran zu fliehen. Einige dieser Schiffe werden die Nacht nicht überstehen. Ich kenne die Wirkung dieses Seeschlangengifts. Was zunächst noch wie intakte Leinwand aussieht, wird bald aufreißen und in Fetzen gehen. Wenn wir schnell wegsegeln, können wir zumindest einige von ihnen hinter uns lassen. Und wenn wir kämpfen müssen, sehen wir uns einer kleineren Streitmacht gegenüber.«
»Noch besser wäre die Hoffnung, dass wir sie in der Nacht abschütteln können«, sagte Brashen, der hinter ihnen aufgetaucht war. »Falls nicht, hat Wintrow ja auch noch einige Geiseln.« Ein Schatten flog über sein Gesicht. »Und ich glaube nicht, dass er zögert, sie zu benutzen.«
»Geiseln?«, fragte Althea, als Brashen zu ihnen an die Heckreling trat. Sein Gesicht war grau, und er sah aus, als wäre er ein Jahr pro Tag gealtert. Trotzdem legte er Althea den Arm um die Schultern und zog sie dicht an sich. Sie schlang ihren Arm um seine Hüfte.
Sie wusste nicht, ob sein Tonfall anerkennend oder entsetzt klang. »Im letzten Augenblick hat Wintrow etwa ein Dutzend Männer von dem jamaillianischen Schiff geborgen. Adlige, ihrer Kleidung nach zu schließen. Sie dürften als Geiseln ganz nützlich sein. Aber wir tun trotzdem gut daran zu fliehen, bis wir in einer Position sind, in der wir verhandeln können. Zwischen den Inseln gibt es viele Verstecke, und wir folgen drei Schiffen, die diese Gewässer gut kennen. Vielleicht entkommen wir heute dem Tod.«
Semoy hatte zu Ende gegessen. Er dankte Amber und tauschte die Pfanne wieder gegen das Ruder. Das Selbstverständliche daran schien an diesem Tag merkwürdig zu sein. Friede kam Althea mittlerweile wie etwas Fremdes vor.
»Also nur Verzierung?«, fragte Brashen Amber plötzlich vorwurfsvoll.
Sie zuckte mit den Schultern, und ihre merkwürdigen Augen verrieten ihr eigenes Staunen. »Ich habe die Axt an seinem Körper festgepflockt. Ich hätte nie gedacht, dass er sie herausziehen und benutzen könnte.« Sie schüttelte den Kopf.
»Je mehr ich damit zu tun habe, desto merkwürdiger kommt mir Hexenholz vor.«
»Zum Glück konnte er sie benutzen!«, bemerkte Semoy anerkennend. »Immerhin sind ganz schön die Fetzen geflogen.«
Niemand schien dieser Beobachtung etwas hinzufügen zu wollen.
Althea lehnte sich an Brashen und sah zu, wie sich der Abstand zwischen ihnen und ihren Verfolgern weiter vergrößerte. Sie musste ihm so viel sagen, und es gab
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