Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Paragons Deck suchte die Mannschaft Schutz und schrie vor Schrecken laut auf.
    Die anderen jamaillianischen Schiffe hatten sich zurückgezogen. Paragon schleuderte ihnen Wrackteile hinterher. Ein Anker, an dem noch ein Stück Ankerkette hing, zerfetzte die Segel eines Kriegsschiffes. Er schwang mit berserkerhafter Kraft ein Beiboot durch die Luft, welches das halbe Deck eines anderen Schiffes leer fegte. In seiner Hast, aus Paragons Reichweite zu entkommen, rammte ein jamaillianisches Schiff ein anderes. Sie drehten sich im Kreis, als sich ihre Takelung verfing. Paragons wilder Angriff hatte eine Öffnung in den Kreis gerissen. Zwar würde das der Viviace nicht viel nützen, aber Althea beobachtete, wie die Marieta hindurchschlüpfte, gefolgt von der angeschlagenen Motley. Wenigstens die beiden würden entkommen.
    »Paragon! Paragon!« Brashen schrie heiser den Namen des Schiffs. Aber es war sinnlos. Der Zorn eines Drachen loderte in der Galionsfigur, und bei jedem wütenden Hieb schrie er ihn laut heraus. Selbst die Viviace entkam schließlich durch die Lücke im Kreis der feindlichen Schiffe. »Hinterher, Paragon!«, schrie Althea ihm zu, aber er schien sie nicht zu hören. Seine prallen Segel schoben ihn vorwärts, aber er hielt sich mit einer Hand an dem jamaillianischen Schiff fest und hämmerte mit der anderen unablässig darauf ein. Die beiden Schiffe rieben sich ächzend aneinander. Ein Stein krachte gegen ihr Heck und erinnerte Althea daran, dass die jamaillianischen Schiffe immer noch angriffen. Ein anderer Stein traf das Achterdeck und riss ein Stück von Paragons Reling ab. Wenn sie sein Ruder trafen, waren sie dem Untergang geweiht. Noch ein Stein traf. Der Tod griff nach ihnen.
    Kyle Haven war aus seinem Versteck aufgetaucht. Mitten in dem Chaos tanzte er den Tanz eines Wahnsinnigen auf dem Hauptdeck. »Sterbt hier! Sterbt hier!«, schrie er schrill. »Sterbt alle, wie ihr es verdient, jeder Einzelne von euch! Das geschieht euch recht! Ihr habt diesen Toten an Bord geholt! Jetzt nehmen wir ihn mit uns zum Meeresgrund!«
    Etta hatte sich mit Mutter zurückgezogen. Doch jetzt erschien sie wieder an Deck und lief entschlossen nach vorn.
    Währenddessen segelte ein kleines Boot an ihnen vorbei, dasselbe, das vorher die Viviace angegriffen hatte.
    »Deckung!«, schrie Althea, als die Bogenschützen ihre Pfeile abfeuerten. Etta hörte auf sie. Kyle nicht.
    Er stürzte von zwei Pfeilen durchbohrt auf das Deck. Etta würdigte ihn nicht einmal eines Blickes. Sie erhob sich und rannte weiter. Als sie das Vordeck erreichte, schrie sie ihre Worte mit der Kraft eines eisigen Windes heraus. »Treuloses Schiff! Bring uns endlich in Sicherheit! Oder Kennits Kind stirbt ungeboren, ein Kind, das ich ›Paragon‹ nennen sollte!«
    Die Galionsfigur drehte sich zu ihr um. Seine großen blauen Augen glühten vor Wahnsinn. Er starrte sie an, und plötzlich herrschte Ruhe. Mit der einen Hand brach er einen Balken aus dem Rumpf des zerstörten Schiffes. Er holte aus und warf ihn in die Takelage eines heransegelnden Jamaillianers. Dann steckte er die Axt in den Harnisch zurück, packte den zerschmetterten Rumpf des feindlichen Schiffes und stieß sich mit einem gewaltigen Ruck davon ab. Der Schwung schob sie auf die Lücke zu, die sich allmählich wieder schloss, und das Wrack in die Bahn von zwei herannahenden Schiffen.
    Unbehindert trieben seine geblähten Segel ihn mit einem gewaltigen Satz voran. So schnell, wie nur ein Lebensschiff sein konnte, segelte er vor dem Bug eines Jamaillianers vorbei in offenes Wasser.
    Plötzlich lag wie ein Geschenk von Sa der freie Ozean vor ihnen. Paragon segelte mitten hinein. Der Wind trieb sie voran, als sie der Viviace auf ihrer Flucht folgten. Und auf dem Deck bildete das Blut von Kyle Haven glänzende Pfützen.

19. Geheimnisse

    Ihre Flucht führte sie nach Norden, in die falsche Richtung, weg von Divvytown.
    Es dämmerte schon, als der Paragon die anderen einholte.
    Die Viviace segelte schnell und sicher an der Spitze des kleinen Konvois. Wintrow hatte das Kommando über die Piratenflotte übernommen. Althea war stolz auf ihn. Es ist eine Schande, dass sein Vater seinen Sohn niemals so gesehen hat wie Kennit, dachte sie.
    Jetzt musste sich wenigstens niemand von denen, die Kyle einmal geliebt hatten, damit auseinander setzen, was ihm angetan worden war. Amber hatte schweigend geholfen, seinen Leichnam dem Meer zu übergeben. Althea hatte selbst das Blut weggewischt, das die

Weitere Kostenlose Bücher