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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und sah, wie er die Ruder in die Dollen von Paragons Beiboot steckte. »He!«, rief sie ärgerlich und kletterte eilig die Leiter hinunter. Dann brachte sie das Boot absichtlich zum Schwanken, als sie hineinsprang. »Du hättest ruhig sagen können, dass du so weit bist«, erklärte sie schnippisch.
    Er starrte sie an und blickte dann zum Beiboot der Viviace hinüber. »Als Amber hineingeklettert ist, dachte ich, ihr würdet beide hinübergehen.«
    Sie sah nach dem Boot und dann zu der Stelle, wo die Viviace an ihrem Anker dümpelte. Es war noch zu dunkel, um auch nur das Profil der Galionsfigur erkennen zu können. Eine letzte Nacht an Bord ihres Schiffes, bevor sie Lebwohl sagte?
    Vielleicht hätte sie das tun sollen. Plötzlich hatte sie ein merkwürdiges Gefühl, als hätte sie diese Entscheidung schon einmal getroffen. Am Tag, als die Viviace erwacht war, hatte sie sich mit Kyle gestritten und war vom Schiff gestürmt. Sie hatte sich betrunken und den Abend mit Brashen verbracht.
    Damals hatte sie sich nicht mehr von ihrem Schiff verabschiedet. Das hatte sie bis heute bereut. Wenn sie diese erste Nacht bei ihr verbracht hätte, wäre dann alles anders gekommen? Sie sah Brashen an, der die Ruder in der Luft hielt und wartete. Wenn sie jetzt zurückging, bedeutete das auch, dass sie heute Nacht nicht bei ihm schlafen würde.
    Alles hatte sich verändert. Die Viviace war nicht mehr ihr Schiff. Sie hatten das beide begriffen.
    Althea stieß sie von der Motley ab, kletterte durch das Boot und setzte sich neben Brashen. »Gib mir ein Ruder.«
    Er reichte es ihr schweigend, und dann ruderten sie zusammen zum Paragon. Sorcor hatte gut daran getan, sie zu warnen. Die Strömung war tatsächlich tückisch, und es kostete Altheas restliche Energie, das kleine Boot auf Kurs zu halten.
    Brashen war offenbar gleichermaßen angestrengt, denn er sagte auf dem ganzen Rückweg kein einziges Wort. Ein schläfriger Clef fing ihre Leine auf, und Semoy begrüßte sie knurrend an Bord. Brashen überbrachte ihm Sorcors Warnung über die Strömung beim Gezeitenwechsel und befahl ihm, zwei Männer auf Ankerwache zu stellen und sich dann hinzulegen.
    »Wir segeln nach Norden?«, erkundigte sich Paragon sofort.
    »Sehr wahrscheinlich«, stimmte ihm Brashen müde zu. »Wir eskortieren die Seeschlangen. Das Letzte, was ich jemals erwartet hätte. Aber andererseits entwickelt sich in letzter Zeit kaum etwas so, wie ich es erwartet hätte.«
    »Und du sagst nichts zu dem Drachen?«, platzte Paragon heraus. »Du siehst zum ersten Mal eine Drachenkönigin aus nächster Nähe und sagst nichts dazu?«
    Brashen lächelte. Althea bemerkte, dass er die Reling umfasste, wie er es oft tat, wenn er mit dem Schiff sprach.
    »Schiff, mir fehlen die Worte, um sie zu beschreiben. So wie auch ein Lebensschiff jenseits aller Worte ist, und das aus demselben Grund.«
    Althea fühlte, wie ihr Herz vor Stolz anschwoll. Obwohl Brashen müde war, besaß er noch die Klugheit, die Verbindung zwischen der Drachenkönigin und den Lebensschiffen zu erwähnen und es dennoch sorgfältig zu vermeiden, etwas zu sagen, was Paragon noch deutlicher an den Verlust seiner wahren Gestalt erinnerte.
    »Und du, Althea?«
    Nicht Kennit. Nicht Kennit. Paragon. Es war Paragon, auf dem sie als Kind gespielt hatte, Paragon, der sie so weit gebracht und der so viel erduldet hatte, um ihrer verrückten Suche willen. Für diesen Paragon fand sie die passenden Worte. »Sie ist unglaublich schön, ihre Schuppen wirken wie funkelnde Juwelen, und ihre Augen gleichen dem Vollmond, der sich im Meer spiegelt. Trotzdem, ganz ehrlich, ihre Arroganz finde ich unerträglich. Ihre Annahme, dass sie so einfach über unser Leben verfügen kann.«
    Paragon lachte. »Du tust gut daran, deine Zunge in Schmeicheleien zu schulen, denn Königinnen wie Tintaglia nähren sich mehr vom Lob als von Fleisch. Und was ihre Arroganz angeht: Es wird Zeit, dass die Menschen sich daran erinnern, wie es ist, Befehle anzunehmen und nicht nur welche zu geben.«
    Brashen musste beinahe lachen. »Das ist nur fair, Schiff. Das ist fair. Behalte den Anker heute Nacht im Auge, ja?«
    »Natürlich. Schlaft gut.«
    Schwang da ein ironischer Unterton in seinen Worten mit?
    Althea warf ihm einen schnellen Blick zu. Er beobachtete sie mit seinen blassblauen Augen und zwinkerte ihr zu. Es ist typisch für Paragon, so etwas zu tun und so etwas zu sagen, versicherte sie sich. Er war nicht Kennit. Erstaunt stellte sie fest, dass ihre

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