Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
ganzen Habseligkeiten in Brashens Kabine geräumt worden waren. »Ich musste Mutter in deine Kabine verlegen«, erklärte er beinahe entschuldigend. Es war ein peinlicher Moment. Dann sah sie das Bett des Kapitäns, mit der dickeren Matratze, den weicheren Decken, und dachte nur noch ans Schlafen. Seit der Ankunft der Drachenkönigin schienen ihr alle Entscheidungen aus der Hand genommen worden zu sein. Sie konnte genauso gut schlafen, bis ihr jemand sagte, was als Nächstes passieren würde.
Sie setzte sich seufzend in die Koje und zog ihre Stiefel aus.
Sie roch nach getrocknetem Schweiß, und der Schlamm der Stinke-Insel hatte ihre Kleidung durchdrungen. Sie fühlte sich klebrig an, aber es störte sie nicht. »Ich wasche mich nicht«, warnte sie Brashen. »Dafür bin ich zu müde.«
»Das ist verständlich.« Seine Stimme war sehr tief. Er setzte sich neben sie und löste zärtlich ihr Haar, das sie zu einem Zopf gebunden hatte. Sie saß bei seiner Berührung reglos da, bis ihr auffiel, dass sie die Zähne zusammenbiss. Dann holte sie tief Luft. Sie würde darüber hinwegkommen. Mit der Zeit.
Sie ergriff sanft seine Hände.
»Ich bin so müde. Kann ich heute Nacht einfach neben dir schlafen?«
Einen Moment wirkte er gekränkt. Dann zog er die Hände zurück. »Wenn du möchtest.« Plötzlich stand er auf. »Du kannst auch gern das Bett für dich allein haben, wenn dir das lieber ist.«
Sein unvermittelter Rückzug und sein brüsker Ton taten ihr weh. »Nein!«, rief sie. »Das ist mir nicht lieber. Es ist dumm.«
Sie hörte sich selbst und versuchte die Situation zu retten.
»Genauso dumm, wie einen Streit vom Zaun zu brechen, wenn wir beide zu müde sind, um richtig denken zu können.« Sie rückte auf dem Bett zur Seite. »Brashen, bitte. Ich bin so müde.«
Einen Augenblick starrte er sie schweigend an. Dann gab er nach und ließ die Schultern sinken. Er trat wieder an das Bett und setzte sich auf den Rand. Draußen hatte es wieder angefangen zu regnen. Es war ein wahrer Wolkenbruch. Der Regen prasselte gegen die Wand und drang durch das zerbrochene Fenster. Morgen würden sie es reparieren müssen.
Vielleicht konnte ja alles morgen repariert werden. Einen Piraten begraben. Einem Lebensschiff Adieu sagen. Und alles hinter sich lassen.
Als Brashen seine Stiefel auszog, bemerkte er mürrisch:
»Vielleicht habe ich ja keinen Stolz mehr. Selbst wenn du mir nur zugestehst, heute Nacht neben dir zu schlafen, bin ich auch damit zufrieden.« Er fing an, sein Hemd aufzuknöpfen, und sah sie dabei nicht an.
»Du redest Unsinn«, beschwerte sie sich. Er musste mindestens so müde sein wie sie. »Lass uns einfach schlafen gehen. Heute ist zu viel passiert, als dass einer von uns damit gut zurechtkommen würde. Morgen wird alles besser sein. Und morgen Nacht wird es noch besser.« Hoffte sie jedenfalls.
Sein Blick verriet, wie verletzt er war. Und er hatte aufgehört, sein Hemd weiter aufzuknöpfen. »Brashen. Bitte.« Sie schob seine Hände beiseite und öffnete die drei letzten Knöpfe selbst.
Dann rutschte sie auf die andere Seite des Betts und legte sich an die Wand, obwohl sie es hasste, eingeengt zu werden. Sie zupfte an seiner Schulter und zog ihn zurück, neben sich in die Koje. Er versuchte sich von ihr wegzudrehen, aber sie wälzte ihn auf den Rücken und legte ihren Kopf auf seine Schulter, um ihn unten zu halten. »Jetzt lass uns schlafen«, knurrte sie ihn an.
Er schwieg. Sie spürte, wie er an die dunkle Decke starrte, und schloss die Augen. Er roch gut. Plötzlich war alles wieder sicher und vertraut, und es war gut, da zu sein. Sein kräftiger Körper ruhte zwischen ihr und dem Rest der Welt. Sie konnte sich entspannen. Althea seufzte tief und legte eine Hand auf seine Brust.
Dann rollte er sich zu ihr herum und schlang seinen Arm um sie. Alle ihre bösen Vorahnungen regten sich erneut. Es war dumm. Das hier war Brashen. Sie zwang sich, ihn zu küssen, und sagte sich: Er gehört mir, das ist Brashen. Er zog sie dichter an sich heran und küsste sie inniger. Aber das Gewicht seines Arms auf ihr und das Geräusch seines Atems waren zu viel für sie. Er war größer als sie, und stärker. Wenn er sie begehrte, konnte er sie zwingen, und er konnte sie niederdrücken. Sie steckte wieder in der Falle. Sie legte ihre Hände gegen seine Brust und drückte ihn ein Stück von sich weg.
»Ich bin so müde, mein Liebster.«
Er blieb reglos liegen. »Meine Liebste«, sagte er ruhig und drehte sich
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