Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
gewünscht, dass die Musik anfängt?«, spottete er und tat so, als zögere er aufzustehen.
Sie warf ihm einen warnenden Blick zu. Er stand auf.
»Du willst nur mit deinem Kleid angeben«, beschuldigte er sie.
»Schlimmer noch, ich will meinen eleganten Partner all diesen großen Damen vor die Nase halten, bevor ich ihn ihnen wegschnappe und ihn in der fernen Regenwildnis für immer gegen sie immun mache.«
Wie immer errötete er bei ihren extravaganten Komplimenten. Wortlos führte er sie zum Tanzboden. Die Musiker setzten mit der Melodie ein, und jamaillianische Steintrommeln gaben den Takt vor, bis die anderen Instrumente mit einstimmten. Reyn umfasste ihre Finger und legte seine andere Hand auf ihr Hinterteil, wie es in Jamaillia Sitte war. Malta hatte Wintrow erklärt, dass es die einzige akzeptable Art wäre, diese Tänze zu absolvieren, aber sie wusste, dass er über Reyns Kühnheit die Stirn runzeln würde.
Sie tanzten ruhig zum Rhythmus der Trommeln, bis die anderen Instrumente ertönten und sie aufforderten, sich zu drehen. Der Schwindel war hinreißend, denn Reyn fing sie am Ende immer wieder auf. Erneut tanzten sie langsam, zur Trommel, während sich das Tempo beschleunigte.
Er drehte sie erneut herum, schneller diesmal und dichter an seinem Körper. »Bedauerst du nicht, dass du warten musst?«, fragte sie ihn mutig.
»Ich würde es mehr bedauern, die Legitimität meines Erben aufs Spiel zu setzen«, tadelte er sie ernsthaft.
Sie verdrehte die Augen, und er tat, als müsse er über ihre Unverfrorenheit die Stirn runzeln.
»Bedauert ein hungriger Mann die Vorbereitungen des Festmahls?«, fragte er sie das nächste Mal, als sie von einer Drehung zurückwirbelte. Sie drehten sich so dicht aneinander gepresst herum, dass sie seinen Atem auf ihrem Kamm fühlen konnte. Woraufhin sie diese mittlerweile vertraute Hitze durchströmte. Dann merkte sie, dass es schon wieder passierte.
Die Tänzer auf dem Tanzboden machten ihnen Platz und bildeten einen großen Kreis, um den Altvorderen beim Tanz zuzusehen. Reyn wirbelte sie herum, noch schneller und so dicht, dass ihre Brüste beinahe seine Brust berührten. »Man sagt, dass der Hunger die Mahlzeit so appetitlich macht«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr. »Aber ich warne dich: Wenn wir Bingtown erreichen, werde ich kurz vor dem Verhungern sein.«
Das Murmeln der Menge sagte ihr, dass sie sich jetzt so schnell drehte, dass ihr Kleid seine roten Einlagen enthüllte.
Sie schloss die Augen und vertraute darauf, dass Reyn sie in dem Kreis hielt, während sie sich fragte, was jemals diesen glorreichen Moment übertreffen könnte. Dann lächelte sie, als ihr die Antwort einfiel.
Ihn Delo unter die Nase zu reiben.
»Sie sind wunderschön zusammen«, murmelte Etta leise.
Wintrow riskierte einen kurzen Seitenblick. Sie beobachtete die Tänzer mit einer merkwürdigen Gier in ihrem Blick.
Vermutlich stellte sie sich vor, wie sie in Kennits Armen ebenso graziös über den Tanzboden glitt wie Reyn und Malta.
Aber hoffentlich nicht so hemmungslos. Selbst Piraten hatten mehr Anstand als seine unberechenbare Schwester. »Es ist gut, dass sie bald heiraten«, bemerkte er förmlich.
»Ach. Glaubst du, dass sie dann aufhören, so zu tanzen?«, fragte Etta ihn sarkastisch.
Er lächelte sie demütig an. Ab und zu glomm ein Funke der alten Etta auf, wie Glut in einem gedämpften Feuer. »Wohl kaum«, gab er zu. »Malta ist eine geborene Tänzerin, glaube ich.« Er beobachtete die Ekstase auf ihrem Gesicht, als Reyn sie herumwirbelte, und fügte hinzu: »Vermutlich wird sie noch nach einem Dutzend Kindern ihre Gefühle so offenkundig zur Schau stellen.«
»Was für eine Schande«, tröstete Etta ihn ironisch. Sie schwieg, als das Paar sich wieder drehte, und fragte dann:
»Verabscheuen alle in Bingtown das Tanzen so wie du?«
»Ich verabscheue das Tanzen nicht«, antwortete er überrascht.
»Ich habe die Grundschritte gelernt und mich angeblich auch ganz gut angestellt, bevor ich weggeschickt wurde, um Priester zu werden.« Er beobachtete Reyn und Malta einen Moment.
»Was sie da tun, ist gar nicht so beeindruckend. Es liegt vor allem daran, dass sie es schnell und elegant tun können. Und dass sie sich so hervorragend ergänzen.« Er runzelte die Stirn und gab dann zu: »Außerdem ist ihr Kleid wirklich unglaublich.«
»Glaubst du, dass du auch so tanzen könntest?«
»Mit etwas Übung… vielleicht.« Plötzlich dämmerte es ihm, und ihm wurde klar, wie dumm
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