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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Doch plötzlich richtete sie sich gerader auf. »Nein«, verkündete sie, noch bevor Keffria oder Ronica antworten konnte. »Das war eine feige Frage. Ich will mich nicht vor ihm verstecken. Er hat mich als Gefährtin abgeschoben, wie all die anderen Frauen auch, die seinem Vater loyal gedient hatten. Gefährtin ist keine beschämende Auszeichnung. Das er sich so verhält, wie er sich verhalten hat, zeigt nur, was er ist, nicht, was ich bin.« Sie holte tief Luft und wartete.
    Keffria sah ihre Mutter an. Ronica schüttelte unmerklich mit dem Kopf. »Das ist nicht meine Entscheidung.«
    »Zehn versprochene Satrapien pro Monat sind nicht zehn Satrapien in der Hand«, meinte Keffria nachdenklich. »Ich vertraue dem Satrap genauso wenig wie vorher. Aber mit oder ohne seine Mittel kann das Bingtowner Konzil wohl von Serillas weiterer Beratung profitieren, was Jamaillia angeht. Wenn der Satrap sein Angebot nicht einhält, weil er mit meiner Beraterin nicht einverstanden ist, beweist das nur, dass er Bingtowns Recht, seine Angelegenheiten selbst zu regeln, nicht ernst nimmt. Und das werde ich ihm auch sagen. Ich werde dem Bingtown-Konzil empfehlen, Serilla einzustellen. Und zwar, um mit Jamaillia zu verhandeln.« Sie sah die ehemalige Gefährtin gelassen an. »Seldens Zimmer ist leer. Ihr könnt es gern haben. Ich warne Euch aber lieber gleich vor: Man kann nur unter zwei Bedingungen hier leben.«
    »Und die wären?«, fragte Serilla sofort. Keffria lachte. »Eine Vorliebe für Fisch. Und eine gewisse Gleichgültigkeit Möbeln gegenüber.«

23. Der Regenwildfluss

    Die Morgenluft strich kühl und beruhigend über ihr Gesicht.
    Paragon bewegte sich leicht in der Strömung des Flusses. Als sie in den neuen Tag hinaustrat, wusste Althea ohne hinzusehen, dass Semoy am Ruder stand. Er schien es zu genießen, denn wirklich gebraucht wurden seine Fähigkeiten im Moment nicht. Dieser Teil des Flusses war so ruhig wie Paragons Decks. Viele Matrosen hatten in Bingtown abgemustert. Andere waren bis Trehaug auf dem Schiff geblieben, um sich dort neue Jobs als Arbeiter zu suchen. Dass sie Trehaug mit kaum mehr als einer Rumpfmannschaft verließen, betrachteten weder Brashen noch Althea als wirklichen Verlust. Es war schon schwierig genug, die Heuer für die zusammenzukratzen, die geblieben waren. Ihr Auftrag lautete, nach Bingtown zurückzukehren, wo eine Ladung Steine sie erwartete. Sie sollten dafür benutzt werden, das Ufer zu befestigen, auf dem die Drachen schließlich schlüpfen würden. Die Drachenkönigin war sehr geschickt darin, Arbeit für die Lebensschiffe zu finden, aber vollkommen unfähig, auch für die Bezahlung der Mannschaften zu sorgen.
    Althea schüttelte diese unerfreulichen Gedanken ab.
    Hartnäckig klammerte sie sich an ihren Optimismus. Sie konnte sich einreden, dass alles gut gehen würde, so lange sie nicht zu scharf nachdachte. Sie ging über das Hauptdeck und kletterte zum Vordeck hinauf. »Morgen!«, sagte sie zu der Galionsfigur. Sie sah sich um und streckte sich. »Jeden Tag denke ich, dass dieser Dschungel nicht grüner werden kann. Und jeden Morgen, wenn ich aufwache, muss ich feststellen, dass ich mich geirrt habe.«
    Paragon antwortete nicht, aber Amber sprach von außerhalb des Schiffes. »Frühling«, stimmte sie zu. »Eine verblüffende Jahreszeit.«
    Althea trat an die Reling und sah hinüber. »Wenn du in diesen Fluss fällst, wird es dir Leid tun«, warnte sie die Schiffszimmerin. »Ganz gleich, wie schnell wir dich herausfischen, deine Haut wird brennen. Überall.«
    »Ich werde nicht fallen«, konterte Amber. Paragon hielt eine Hand vor sich. Amber saß darauf und ließ die Beine baumeln.
    In der Hand hielt sie ihr Schnitzwerkzeug.
    »Was machst du da?«, fragte Althea neugierig. »Ich dachte, er wäre fertig.«
    »Das ist er auch. Es ist nur ein bisschen Dekoration. Schnörkel und so was. Auf seinem Axtgriff und seinem Brustpanzer.«
    »Was schnitzt du?«
    »Angreifende Böcke«, antwortete Amber schüchtern. Sie steckte ihr Werkzeug unvermittelt ein. »Setz mich bitte oben ab«, bat sie. Wortlos gehorchte die Galionsfigur und hob sie wieder an Deck.
    Der Fluss war ein gewaltiges graues Band, das von ihnen wegströmte. Der Regenwald erhob sich ganz dicht an ihrer Steuerbordseite, während sich das weiße Wasser auf der Backbordseite weit bis zu einem anderen grünen Band voller Pflanzen erstreckte. Althea atmete tief ein. Die kühle Luft duftete nach Flusswasser und üppiger Vegetation.

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