Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
selbstverständlich auch auf dem Weg zurück nach Jamaillia.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß.
Sein Hohn riss sie aus ihrer Furcht. Wütend erwiderte sie seinen Blick und schleuderte ihm die Worte einzeln entgegen.
»Seid… Nicht… Dumm!« Sie hob das Kinn. »Ich bin Malta Vestrit, eine Bingtowner Händlerstochter. Auch wenn seine Geschichte abenteuerlich klingt, ist er dessen ungeachtet tatsächlich der Magnadon Satrap Cosgo.« Sie holte tief Luft.
»Tötet ihn, und Ihr werdet hinfort bekannt sein als der Dummkopf von Kapitän, der das Lösegeld für einen Satrapen einfach weggeworfen hat!«
Der Kapitän brüllte vor Lachen, und seine Mannschaft tat es ihm gleich. Malta fühlte, wie ihre Wangen vor Scham und Wut glühten, aber sie wagte nicht, sich zu bewegen, so lange die Schwertspitze gegen ihre Brust drückte. »Ärgere ihn nicht, Weib!«, zischte der Satrap sie wütend an.
»Kapitän Red, das Schiff ist gesichert.« Der Matrose, der das meldete, war kaum mehr als ein Junge. Die bestickte Weste, die er trug, war ihm viel zu groß, und Malta erinnerte sich, dass sie das Kleidungsstück an Kapitän Deiari gesehen hatte. Die Kleider eines Toten waren die Beute des Schiffsjungen.
»Sehr gut, Oti. Wie viele Gefangene?«
»Außer den beiden? Nur fünf.«
»Zustand des Schiffes?«
»Segelbereit, Sir. Und volle Laderäume. Es hat gute Ware geladen.«
»Tatsächlich? Wunderbar. Ich glaube, eine so fette Beute sollte uns direkt in den Hafen bringen, hm? Wir sind diesmal ein bisschen lange herumgeschaukelt, und Divvytown würde uns gut gefallen, was meinst du?«
»Sehr gut, Sir!«, erwiderte der Junge begeistert, und der Rest der Mannschaft murmelte zustimmend.
Der Kapitän sah sich um. »Schafft die fünf Leute unter Deck. Bringt ihre Namen in Erfahrung und findet heraus, ob ihre Familien sie gegen Lösegeld freikaufen wollen. Sie haben gut gekämpft. Wenn einer von ihnen Interesse hat, Pirat zu werden, bringt ihn zu mir. Carn! Such dir eine Prisenmannschaft zusammen. Du segelst das Schiff für uns nach Hause!«
Carn war der Mann, der sie entdeckt hatte. Jetzt grinste er breit. »Das werd ich, Sir. Gut, ihr beiden, ab dahin, wo ihr hergekommen seid!«
Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Nein, die beiden nicht. Ich nehme sie zur Motley mit. Selbst wenn er nicht der Satrap von Jamaillia ist, dürfte er jemandem eine Menge Lösegeld wert sein.« Ein geschickter Ruck mit dem Schwert zerschnitt Maltas Schnüre. Sie erwischte das lockere Mieder ihres Kleides und presste es empört gegen ihre Brüste. Der Kapitän grinste. »Und das Dämchen darf heute mit Kapitän Dummkopf dinieren und mir so viele Bären aufbinden, wie sie möchte. Bringt sie ebenfalls auf mein Schiff.«
4. Paragon von den Ludlucks
Althea saß im Ausguck und hielt Wache, als die Segel der Viviace das erste Mal auftauchten.
Paragon dümpelte in einem Meeresarm unmittelbar vor Divvytown, von dem aus man einen klaren Blick auf den Kanal hatte. Aber die Viviace war bis jetzt nicht an der Mündung des Meeresarms vorbeigesegelt. Brashen hatte seine provisorischen Seekarten auf den Leinwandfetzen studiert und einfach darauf spekuliert, dass die Viviace diesen Weg zurück nach Divvytown nehmen würde. Er ging davon aus, dass Kennit aus der Richtung von Anderland käme. Brashen hatte richtig geraten. Noch bevor Althea den Rumpf oder die Galionsfigur der Viviace sehen konnte, erkannte sie das Schiff schon an ihren Segeln und den Masten. Einen Moment fehlten ihr bei diesem sehnlichst erwarteten Anblick die Worte. In den letzten Tagen hatte sie schon mehrmals Schiffe gesehen, die sie für die Viviace gehalten hatte. Zweimal hatte sie sogar Brashen hinauf in den Ausguck geholt, um mit ihr zu beraten. Aber jedes Mal hatte sie sich geirrt.
Doch als jetzt die vertraute Takelage in Sicht kam, war sie ganz sicher: Das war ihr Schiff. Sie kannte es, wie sie das Gesicht ihrer Mutter kannte. Diese Neuigkeiten posaunte sie nicht lauthals hinaus, sondern kletterte stattdessen eilig den Mast hinunter. Sie sprang mit einem gewaltigen Satz auf das Deck und rannte sofort los. Ohne anzuklopfen stürmte sie in Brashens Kabine. Er lag im Bett, erschöpft von seiner Nachtwache. »Sie ist es. Aus Südwesten, genau von dort, woher sie deiner Meinung nach kommen sollte. Diesmal irre ich mich nicht, Brashen. Es ist die Viviace .«
Er zweifelte ihre Worte nicht an, sondern holte nur einmal tief Luft. »Dann ist es so weit. Hoffen wir, dass Kennit tatsächlich so
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