Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
Amulett selbst, aber die Bänder hielten.
»Kennit! Kennit, geht es Euch gut?«
Blöde Hure! Sie stellte immer die falschen Fragen zur falschen Zeit. Er riss sich zusammen, zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und tupfte sich den Schweiß von der Stirn.
Schließlich gehorchte ihm seine Stimme wieder.
»Es geht mir recht gut, selbstverständlich. Und dir?«
»Ihr habt so… Einen Augenblick fürchtete ich, Ihr würdet ohnmächtig werden.« Ettas Blick glitt über sein Gesicht, als versuche sie, in ihm zu lesen. Dann versuchte sie, seine Hände in ihre zu nehmen.
Das war nicht gut. Er lächelte sie kühl an. Lenk sie ab. »Der Junge?«, fragte er leise und nickte in Wintrows Richtung. »Es ist vielleicht hart für ihn. Wie geht es ihm?«
»Er ist innerlich zerrissen«, vertraute ihm Etta ohne zu zögern an. Ein weniger selbstbewusster Mann wäre vielleicht enttäuscht gewesen, wie leicht es ihm gelang, ihre Sorge von ihm selbst auf den Jungen zu lenken. Aber Etta war letztendlich nur eine Hure.
Sie seufzte. »Er bemüht sich unaufhörlich, dem Schiff eine Reaktion zu entlocken. Er verlangt, dass sie als Viviace reagieren soll. Natürlich tut sie das nicht. Jetzt gerade versuchte er, eine Reaktion wegen Altheas Anwesenheit aus ihr herauszubekommen. Aber sie verweigert sich ihm. Als er sie an Euer Versprechen erinnerte, dass Althea nichts geschähe, lachte sie nur und antwortete, Ihr hättet es ihm versprochen, nicht sie. Es hat ihn tief getroffen, dass sie behauptete, dass für sie seine Vereinbarung mit Euch nicht bindend wäre.« Sie senkte die Stimme. »Es würde ihm viel bedeuten, wenn Ihr ihn beruhigtet und ihm sagtet, dass Ihr Euer Wort halten werdet.«
Kennit zuckte in gespielter Hilflosigkeit mit den Schultern.
»Ich werde es versuchen, so gut ich kann. Das habe ich ihm vorher gesagt. Manchmal sind Leute wild entschlossen, bis zu ihrem Tod zu kämpfen. Was soll ich dagegen tun? Er kann ja wohl kaum erwarten, dass ich ihr gestatten würde, mich zu töten, um mein Wort zu halten!«
Einen Moment betrachtete Etta ihn schweigend. Zweimal schien sie etwas sagen zu wollen, aber es drang kein Laut über ihre Lippen. Schließlich fragte sie ruhig: »Sie haben die weiße Flagge gehisst. Vermutlich ist das eine List. Aber… aber werdet Ihr trotzdem versuchen, Euer Versprechen zu halten?«
Er neigte den Kopf. »Was für eine merkwürdige Frage. Natürlich werde ich das.« Er legte mehr Herzlichkeit in sein Lächeln und hielt ihr den Arm hin. Sie hakte sich ein, und sie schlenderten an der Reling entlang. »Falls die Dinge sich schlimm entwickeln, was du am besten selbst beurteilen kannst, und du vermutest, dass es nicht so endet, wie Wintrow es möchte, dann bring ihn hinunter«, sagte er leise. »Erfinde eine Ausrede, lenke ihn ab, ganz gleich was. Irgendwas.«
Etta streifte ihn mit einem kurzen Seitenblick. »Er ist kaum ein Kind, das ein Spielzeug vergisst, wenn man ihm ein anderes vor die Nase hält.«
»Missverstehe mich nicht. Ich sage nur die Wahrheit, wie wir beide wissen. Du bist eine Frau, die einen Mann sehr wohl ablenken kann. Was immer du tun musst, tu es. Ich werde es dir niemals vorwerfen. Nichts. Ich erwarte nicht, dass du ihn vergessen machst, dass seine Familie in diese Angelegenheit verwickelt ist, aber es ist auch nicht nötig, dass er es selbst miterlebt.« So. Noch deutlicher konnte er es ihr nicht sagen, ohne ihr direkt zu befehlen, Wintrow zu verführen. Sa wusste, dass diese Frau genug Lust für zwei Männer besaß. In letzter Zeit schien sie geradezu unersättlich. Sie sollte Wintrow eigentlich so lange ablenken können, wie Kennit brauchte, um das Problem zu lösen. Sie schien nachzudenken, während sie sich Wintrow näherte. Er redete immer noch leise mit dem Schiff.
»Althea ist praktisch auf deinen Decks aufgewachsen. Sie hat erwartet, dass du ihr gehören würdest. Hätte sie eine Wahl gehabt, hätte sie dich niemals verlassen. Du wirst schon sehen. Wenn sie erst wieder auf deinen Decks steht, werden deine Gefühle für sie zurückkehren. Viviace , sie wird dich wieder in dich selbst zurückverwandeln, und ich weiß, dass du sie willkommen heißen wirst. Sobald sie hier ist, wirst du den Ärger loslassen können, den du wegen etwas empfindest, zu dem sie gezwungen worden ist.« Er lächelte zuversichtlich.
»Du wirst wieder du selbst sein.«
Blitz hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Um sie herum peitschten Seeschlangen das Wasser. »Ich bin nicht wütend, Wintrow. Ich
Weitere Kostenlose Bücher