Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
zusetzen.«
»Das sagst du nur. Ich weiß, was mir helfen würde. Rauchen. Es ist ein sicheres Mittel gegen Seekrankheit.«
»Es ist wahr. Ich war selbst die ersten beiden Tage seekrank, als wir an Bord gekommen sind. Kapitän Red hat mir geraten, es zu versuchen, und ich war so verzweifelt, dass ich auf ihn gehört habe. Es funktioniert. Es hat etwas damit zu tun, wie man die Bewegungen des Schiffs in Beziehung zum Wasser sieht. Wenn Ihr hier sitzen bleibt und die Wände anstarrt oder Euch im Dunkeln verkriecht, kann Euer Kopf nicht verstehen, was Euer Magen fühlt.«
»Vielleicht kann mein Magen ja nicht vertragen, was mein Kopf weiß«, konterte Cosgo. »Ich bin der Magnadon Satrap von Ganz-Jamaillia. Und trotzdem kann mich eine zerlumpte Bande von Piraten unter widerwärtigen Bedingungen gefangen halten. Ich sitze auf dem Perlenthron. Ich werde von Sa geliebt. Ich bin ein Abkömmling von tausenden weisen Herrschern, deren Linie bis zum Anfang der Welt zurückreicht. Und doch sprichst du mit mir, als wäre ich ein Kind und verdiente nicht einmal die Höflichkeit einer korrekten Anrede.« Er drehte den Kopf wieder zur Wand. »Der Tod ist ein besseres Los. Lass mich sterben, dann wird die Welt sich zornig erheben und dich für alles bestrafen, was du getan hast.«
Jeder Funken Mitgefühl, den Malta für ihn empfunden hatte, verpuffte bei dieser Welle von Selbstmitleid. Widerwärtige Bedingungen, also wirklich! Er meinte, dass die Kabine klein war und dass niemand außer Malta ihn bediente. Am meisten ärgerte ihn vermutlich, dass sie eine eigene Kabine hatte. Die Motley war zwar nicht gerade ein geräumiges Schiff, aber diese Piraten hatten einen ausgesprochenen Sinn für Bequemlichkeit.
Sie hatte sich bemüht, Cosgo dazu zu bringen, dem Kapitän beim Essen Gesellschaft zu leisten. Zwar hatte sie das mittlerweile längst aufgegeben, unternahm aber trotzdem noch einen letzten Versuch. »Ihr tätet besser daran, wenn Ihr ein bisschen Charakter zeigen würdet, statt wie ein Kind zu schmollen. Im Augenblick ist der Name, den Ihr tragt, das einzige, was Euch wertvoll für sie macht. Steht auf und zeigt Ihnen, dass hinter diesem Titel ein Mann steht. Dann respektieren sie Euch vielleicht.«
»Respekt von Piraten, Mördern und Dieben! Was für ein hehres Ziel!« Er drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht war blass und ausgemergelt, und er musterte sie angewidert.
»Respektieren sie dich denn auch dafür, dass du dich so rasch gegen mich gestellt hast? Respektieren sie dich dafür, dass du dich ihnen verkauft hast, um am Leben zu bleiben?«
Die alte Malta hätte ihm in sein anmaßendes Gesicht geschlagen. Aber die neue Malta konnte Beleidigungen ignorieren, Kränkungen schlucken und sich jeder Lage anpassen. Und diese Malta würde überleben. Sie schüttelte die bunten Röcke aus, die sie trug. Ihre Strümpfe waren rot-weiß gestreift und sehr warm. Sie hatte ihre Garderobe gestern Abend selbst zusammengestellt. Die Reste der Kleider, die sie dafür zerschnitten hatte, bildeten jetzt ihre Kopfbedeckung.
»Ich werde mich verspäten«, informierte sie ihn kühl. »Ich bringe Euch später etwas zu essen.«
»Ich werde kaum Lust auf deine Reste haben«, erklärte er gereizt. Als sie an der Tür war, fügte er hinzu: »Dein Hut steht dir nicht sehr gut. Er bedeckt die Narbe nicht.«
»Das soll er auch nicht.« Sie würdigte ihn keines Blickes.
»Bring mir lieber Rauchkräuter!«, schrie er plötzlich. »Ich weiß, dass welche an Bord sind. Es müssen welche an Bord sein! Du lügst, wenn du sagst, dass sie keine hätten. Das ist das Einzige, was meinen Bauch beruhigen kann, und du enthältst es mir absichtlich vor. Du blöde Hure! Du dämliches Weib!«
Sie schloss die Tür nachdrücklich von außen, lehnte sich gegen die Wand und atmete einmal tief durch. Dann hob sie die Röcke an und lief los. Kapitän Red schätzte es nicht besonders, wenn man zu spät zu Tisch kam.
An der Tür blieb sie stehen und schöpfte erst einmal Atem.
Aus einer alten Gewohnheit, die aus einer anderen Welt stammte, kniff sie sich in die Wangen, damit sie sich röteten, und ordnete ihr Haar. Hastig strich sie ihre Röcke glatt und trat ein. Die anderen saßen bereits alle am Tisch. Kapitän Red sah sie streng an. Sie machte einen tiefen Knicks. »Ich bitte um Verzeihung, Sirs. Ich wurde aufgehalten.«
»Tatsächlich.« Das war die einzige Antwort des Kapitäns. Sie eilte hastig zu ihrem Platz zu seiner Linken. Der Erste Maat saß rechts neben
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