Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
weiß, wie schwer es Euch fällt zu glauben, dass ich diese Dinge weiß. Aber mein Wissen übersteigt bei weitem das, was ich bin. Es stammt aus einer anderen Zeit. Ich habe von der Stadt geträumt, von der Tintaglia gesprochen hat, und sie ist großartiger, als sich irgendjemand auch nur vorstellen kann. Im Vergleich mit Cassarick war Frengong eher bescheiden.«
»Cassarick? Frengong?«, fragte Jani verwirrt.
»Frengong ist der Name der Altvorderen für die Stadt, die unter Trehaug begraben liegt. Und Cassarick ist die Stadt, die ihr für Tintaglia ausgraben werdet. Dort findet ihr Hallen, die auf die Größe von Drachen ausgerichtet sind. In der gewaltigen Sternenkammer werdet ihr einen Boden finden, der nur aus dem besteht, was ihr Flammenjuwelen nennt. Es findet sich dort ein Labyrinth aus Kristallwänden, das darauf abgestimmt ist, die Träume dessen zu spiegeln, der es wagt, es zu betreten. Diesen Irrgarten abzuschreiten bedeutet, sich mit seiner eigenen Seele zu konfrontieren. Sie nannten ihn den Regenbogen der Zeit, denn jede Person, die ihn zu Ende gegangen ist, scheint das Labyrinth auf einer anderen Strecke durchschritten zu haben. Wunder über Wunder sind dort begraben und werden vielleicht wieder zutage gefördert…«
Seldens Stimme brach vor Entzücken. Er stand schweigend da, atmete tief und blickte in die Ferne. Die Erwachsenen sahen sich über seinen Kopf hinweg an. Dann sprach er plötzlich weiter. »Der Wohlstand, den die Drachen uns bringen werden, wird jede materielle Größenordnung übersteigen. Es wird ein Wiedererwachen der Welt bedeuten. Die Menschheit ist die einzige herrschende Rasse geworden, und das hat uns sehr überheblich gemacht. Die Rückkehr der Drachen wird ein Ausgleich zu unserem Intellekt und unserem Ehrgeiz sein.« Er lachte plötzlich laut. »Was nicht heißt, dass sie perfekte Wesen wären, o nein. Das ist der Wert, den wir gegenseitig für uns besitzen. Jede Rasse hält der anderen einen Spiegel vor, in dem Anmaßung und Eitelkeit zu finden sind. Indem wir den voreiligen Versuch der jeweils anderen Spezies sehen, Kontrolle und Überlegenheit in der Welt zu beanspruchen, werden wir erst erkennen, wie lächerlich unser eigener Anspruch ist.«
Seinen Worten folgte Schweigen. Jani überdachte die Gedanken, die er so beiläufig hingeworfen hatte. Seine Stimme und seine Worte glichen nicht denen eines Kindes. War das das Werk des Drachen? Was hatten sie da in die Welt zurückgeholt?
»Ihr habt jetzt Zweifel.« Selden sprach ihre lautlosen Bedenken aus. »Aber ihr werdet es miterleben. Das Wohlergehen der Drachen liegt auch im höchsten Interesse der Regenwildnis.«
»Nun«, sagte Jani schließlich. »Vielleicht müssen wir in diesem Punkt dem Urteilsvermögen deiner Mutter vertrauen, da sie uns repräsentiert.«
»Das ist eine sehr schwere Bürde.« Keffria schwankte.
»Das wissen wir sehr wohl«, antwortete Jani schnell. »Und eine solche Aufgabe soll auch nicht ohne Entschädigung geleistet werden.« Sie zögerte. »Am Anfang würde es uns sehr schwer fallen, Euch in barer Münze zu entlohnen. Bis der Handel mit der Außenwelt wieder funktioniert, müssen wir uns leider auf Tauschhandel beschränken.« Sie sah sich in dem Zimmer um. »Wir haben genug Haushaltsgüter. Glaubt Ihr, wir könnten einen angemessenen Austausch ausarbeiten?«
In Ronicas Blick schimmerte ein Hoffnungsfunken. »Davon bin ich fest überzeugt«, antwortete Keffria sofort und fügte mit einem bedauernden Lachen hinzu: »Ich kann mir kaum Haushaltsgegenstände denken, für die wir keine Verwendung hätten.«
Jani lächelte. Sie war höchst zufrieden mit sich. Sie hatte gefürchtet, dass es so aussähe, als würde sie Selden von zu Hause wegkaufen. Aber in Wahrheit hatte sie den besten aller Handel abgeschlossen, den, bei dem alle Händler das Gefühl hatten, ein gutes Geschäft gemacht zu haben. »Machen wir eine Liste von den Dingen, die Ihr am dringendsten braucht«, schlug Jani vor und legte Selden eine Hand auf die Schulter.
Sie achtete dabei darauf, dass es nicht allzu besitzergreifend aussah. »Wenn wir Trehaug erreichen, kann Selden mir helfen, die Dinge auszusuchen, von denen er glaubt, dass sie Euch am besten gefallen.«
8. Renovierung
»Also bin ich wieder am Strand gelandet«, bemerkte Paragon.
»Aber nicht für lange«, versicherte ihm Amber. Sie legte ihre behandschuhte Hand kurz auf das Deck. Es war eine freundliche Geste, aber nur eine Geste. Sie hatte lange geschlafen, und er
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