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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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tanzte über seine schuppigen Wangenknochen.
    Niemand antwortete.
    Jani machte es sich auf ihrem Stuhl bequem und nahm die Tasse Tee entgegen, die Rache ihr eingeschenkt hatte. Sie trank einen Schluck und ließ sich Zeit, ihre Gedanken zu ordnen. Das Getränk schmeckte nach Winterminze mit einem Hauch Anis.
    »Das schmeckt wirklich köstlich«, erklärte sie aufrichtig und stellte die Tasse ab. Ihr Blick glitt über die versammelten Gesichter. Keffria hielt die Tasse in der Hand, trank aber nicht, während Ronica ihre Tasse noch gar nicht berührt hatte. Jani wusste plötzlich, was fehlte. Sie räusperte sich.
    »Ich, Jani Khuprus vom Khuprus-Clan der Regenwildhändler, akzeptiere Eure Gastfreundschaft an Heim und Tisch. Ich beschwöre die ältesten Gelöbnisse, die wir uns gegenseitig gegeben haben, Regenwildnis an Bingtown.« Während sie die alten, formellen Worte sprach, merkte sie überrascht, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Ja. Das war richtig. Sie sah ähnliche Gefühle in den Gesichtern der Bingtown-Händlerinnen.
    Ronica und Keffria sprachen zusammen, als hätten sie es einstudiert. »Wir, Ronica und Keffria Vestrit von der Vestrit-Familie der Bingtown-Händler, heißen Euch an unserem Tisch und in unserem Haus willkommen. Wir beschwören unsere ältesten Gelöbnisse, die wir uns gegenseitig gegeben haben, Bingtown an Regenwildnis.«
    Keffria überraschte sie alle, als sie allein weitersprach. »Und erinnern auch an unsere private Abmachung, das Lebensschiff Viviace betreffend, das Produkt unserer beider Familien, und an unsere Hoffnung, dass unsere Familien sich durch die Heirat von Reyn Khuprus und Malta Vestrit vereinen werden.« Sie holte tief Luft, und ihre Stimme zitterte nur unmerklich, als sie weitersprach. »Als Zeichen der Verbundenheit unserer beider Familien biete ich Euch meinen jüngsten Sohn, Selden Vestrit, an. Er soll bei der Khuprus-Familie aus der Regenwildnis zur Pflege genommen werden. Ich übergebe Euch die Verantwortung, ihn gut in den Sitten und Gebräuchen Eures Volkes zu unterweisen.«
    Ja, das war richtig. Sollte es doch alles formalisiert werden!
    Selden wirkte plötzlich größer, als er sich aufrichtete. Er ließ seinen Segeltuchsack los und trat vor. Dann nahm er die Hand seiner Mutter und sah zu ihr hoch. »Sage ich auch etwas?«, fragte er ernst.
    Jani streckte ihre Hand aus. »Ich, Jani Khuprus vom Khuprus-Clan der Regenwildnis, heiße Selden Vestrit willkommen als Pflegekind unserer Familie, wo er in den Sitten und Gebräuchen unseres Volkes unterwiesen wird. Er wird aufgenommen wie einer von uns. Wenn er es denn will.«
    Selden ließ die Hand seiner Mutter nicht los. Wie klug der Junge schon ist!, dachte Jani. Stattdessen legte er seine freie Hand in die ihre und räusperte sich. »Ich, Selden Vestrit von der Vestrit-Familie, will als Pflegekind beim Khuprus-Clan in der Regenwildnis leben.« Er sah seine Mutter an, während er die Worte sprach. »Ich werde mein Bestes tun, all das zu lernen, worin ich unterwiesen werde. So. Damit ist es abgemacht«, sagte er.
    »Es ist abgemacht«, bestätigte seine Mutter leise. Jani blickte auf die kräftige kleine Hand, die sie festhielt. An den Fingern bildeten sich bereits Schuppen. Er würde sich sehr rasch verändern. Es war wahrhaftig das Beste, wenn er in die Regenwildnis ging, wo solche Dinge akzeptiert wurden. Einen Augenblick fragte sie sich, was wohl ihre jüngste Tochter Kys von ihm halten würde. Er war nur wenige Jahre älter als sie, und eine Verbindung wäre nicht undenkbar. Dann schob sie diesen egoistischen Gedanken beiseite. Sie erwiderte Keffrias trostlosen Blick. »Ihr könnt gern mitkommen, wenn Ihr wollt. Und Ihr ebenfalls, Ronica. Das ist mein Angebot an Euch.
    Kommt mit flussaufwärts nach Trehaug. Ich kann Euch nicht versprechen, dass es dort oben leichter wird, aber Ihr wärt in meinem Haus willkommen. Ich weiß, dass Ihr auf Nachrichten von Malta wartet. Ich warte ebenfalls auf die Rückkehr des Drachen. Wir könnten gemeinsam warten.«
    Keffria schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe zu viel Zeit meines Lebens mit Warten vergeudet, Jani. Ich will nicht mehr. Das Bingtown-Konzil muss zum Handeln angetrieben werden, und ich bin eine von denen, die es vorantreiben. Ich kann nicht darauf warten, dass ›man‹ die Unruhen in Bingtown befriedet.
    Ich muss täglich darauf bestehen, dass alle Beschwerden bedacht werden.« Sie sah ihren Sohn an. »Es tut mir Leid, Selden.«
    Er sah sie verwirrt an. »Es tut

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