Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
dir Leid, dass du tust, was du tun musst? Mutter, es ist dein Beispiel, dem ich folge. Ich gehe aus demselben Grund nach Trehaug.« Er lächelte sie an. »Du lässt mich gehen. Und ich lasse dich gehen. Weil wir Händler sind.«
Keffria entspannte sich plötzlich, als wäre ihr eine unverzeihliche Sünde vergeben worden. Sie seufzte tief auf.
»Danke, Selden.«
»Ich muss ebenfalls bleiben«, sagte Ronica in die Stille.
»Auch wenn Keffria jetzt die Händlerin der Vestrit-Familie ist, muss ich mich um die anderen Verpflichtungen unserer Familie kümmern. Nicht allein unser Heim wurde geplündert und verwüstet. Wir haben noch andere Besitzungen, die ebenfalls in Schwierigkeiten stecken. Wenn wir nicht alles verlieren wollen, muss ich jetzt reagieren, Arbeiter anstellen, die für einen Anteil an der nächsten Ernte arbeiten wollen. Der Frühling kommt wieder, und Weinberge und Obstgärten werden neue Früchte tragen. Trotz all unserer Sorgen müssen wir uns auf diese Dinge vorbereiten.«
Jani schüttelte den Kopf und lächelte. »Diese Antwort habe ich erwartet. Das Regenwild-Konzil hat mir genau das vorausgesagt, als ich ihnen von meinen Plänen berichtet habe.«
»Warum sollte das Regenwild-Konzil ein Interesse an unserer Antwort haben?«, fragte Keffria stirnrunzelnd.
Jani verschwieg ihr, dass das Regenwild-Konzil genauso sehr darauf bedacht war, Selden Vestrit für die Regenwildnis zu gewinnen wie sie selbst. Stattdessen berichtete sie ihr den Rest der Wahrheit. »Sie wollten sich unbedingt Eurer Dienste vergewissern, Keffria Vestrit. Aber damit Ihr wirkungsvoll agieren könnt, müsst Ihr hier in Bingtown bleiben.«
»Meine Dienste?« Keffria war sichtlich erstaunt. »Welche Dienste könnte ich für sie ausüben?«
»Ihr habt vielleicht vergessen oder verdrängt, wie Ihr das letzte Mal vor dem Regenwild-Konzil gesprochen habt. Sie haben das nicht getan. Ihr wart sehr inspirierend, als Ihr Euch angeboten habt, Euer Leben zu riskieren, um für die Händler zu spionieren. Nun hat sich die Lage aber so rasch verändert, dass Euer Opfer nicht mehr nötig war. Aber allein die Tatsache, dass Ihr es angeboten habt, hat tiefen Eindruck beim Konzil hinterlassen. Bei all den Veränderungen, die uns jetzt bevorstehen, braucht das Regenwild-Konzil eine offizielle Stimme in Bingtown. Wenn solche Händler wie Pols, Kewin und Lorek übereinstimmen, dass Ihr die beste Wahl seid, um uns zu repräsentieren, sollte Euch doch klar werden, dass Ihr einen sehr vorteilhaften Eindruck hinterlassen habt.«
Keffrias Wangen röteten sich ein wenig. »Aber die Regenwild-Händler konnten immer vor dem Bingtown-Konzil sprechen, so wie jeder Bingtown-Händler das Recht hat, vor dem Regenwild-Konzil zu erscheinen. Ihr braucht mich nicht als Repräsentantin.«
»Das sehen wir anders. Die Veränderungen prasseln nur so auf uns herab. Unsere Gesellschaften müssen noch enger zusammenarbeiten, als wir das in der Vergangenheit schon getan haben. Brieftauben können nur so schnell fliegen, wie sie können. Und der Verkehr von Lebensschiffen auf dem Regenwildfluss ist in diesen gefährlichen Zeiten nur sehr eingeschränkt möglich. All Unsere Schiffe sind im Einsatz gegen die Chalcedeaner. Wir brauchen eine Stimme, die sich für die Belange des Regenwildnisvolks hier in Bingtown einsetzt. Und wir sehen Euch als die ideale Wahl. Eure Familie ist bereits eng mit der Regenwildnis verflochten. Wir würden Euch bitten, unseren Rat zu suchen, wenn Ihr könnt, aber wir würden auch darauf vertrauen, dass Ihr Euch für uns einsetzt, wenn eine sofortige Stimme gebraucht wird.«
»Aber warum lasst Ihr niemanden von Euch hier in Bingtown?« Keffria zögerte.
»Weil sie, genau wie Ihr und Eure Mutter, in diesen schweren Zeiten zu Hause sein müssen. Außerdem seid Ihr in vielerlei Hinsicht jetzt eine von uns.«
»Es wäre perfekt, Mutter«, mischte sich Selden plötzlich ein.
»Denn die Drachenkönigin wird deiner Stimme hier ebenfalls bedürfen. Du könntest Bingtown dazu bringen einzusehen, dass es notwendig ist, ihr zu helfen, und zwar über jede ›Vereinbarung‹ hinaus, die wir unterschrieben haben.«
Jani sah ihn überrascht an. Selbst in dem dämmrigen Raum konnte sie erkennen, wie seine Augen vor Begeisterung glühten. »Aber Selden, es könnte Zeiten geben, in denen die Interessen der Drachenkönigin von denen der Regenwildnis oder Bingtowns erheblich abweichen«, wies sie ihn freundlich zurecht.
»Aber nein«, versicherte er ihr. »Ich
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