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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Rückzieher machen.
Bereitet es dir etwa sadistische Freude, Frauen dazu zu bringen, sich in dich
zu verlieben und sie dann fallen zu lassen?”
    „Ich bin
dazu gedrängt worden. Niemand hat mich gefragt, was ich wollte. Habe ich nicht
das Recht, selbst zu entscheiden, was mich
glücklich macht?”
    „Mein Gott,
Kevin. Du klingst fast genauso wie Alice. Ich will doch nur glücklich sein. Ihr
glaubt offenbar beide, Glück sei ein Ding, dem man nachjagt. Wie Kinder um ein
neues Spielzeug betteln. Aber es wird kein Glück geben, wenn du nicht
anfängst, dich um andere Menschen zu kümmern, statt nur an dich und dein
eigenes Vergnügen zu denken. Du musst jetzt gehen, Kevin. Steh zu dem, was du
Alice versprochen hast. Übernimm endlich mal Verantwortung. Dann hast du
vielleicht auch eine Chance, glücklich zu werden.”
    Wenn sie
aus Kevins verärgerter Miene irgendwelche Schlüsse ziehen konnte, dann fand er
ihren Rat herablassend. Ein fieser grober Ton schlich sich in seine Stimme.
„Wieso hältst ausgerechnet du dich für eine Expertin? Du gibst dich mit diesem
miesen Angeber Sam Nolan ab. Mr Weinexperte, dessen Eltern versoffener Abschaum
waren und der genauso enden wird wie sie ...”
    „Geh
jetzt”, wiederholte Lucy, ging zu ihrem Arbeitstisch und verschanzte sich
dahinter. Eben noch voller Selbstmitleid, kochte Kevin nun vor Wut.
    „Ich habe
ihn dazu gebracht, mit dir auszugehen. Es war ein Komplott, Lucy, und ich habe
dafür gesorgt. Er schuldete mir einen Gefallen. Ich habe ihm dein Bild auf
meinem Handy gezeigt und ihn gebeten, dich auszuführen. Die Idee stammte von
Alice.” Jetzt lächelte Kevin wie über einen makabren Witz. „Damit du
aufhörst, dich als leidendes Opfer darzustellen. Wenn du erst mal mit jemandem
ausgingst, wieder anfingst, zu leben, hätten wir deine Eltern nicht mehr am
Hals.”.
    „Bist du
gekommen, um mir das zu sagen?” Lucy schüttelte den Kopf. „Das weiß ich
längst, Kevin. Sam hat es mir gleich zu Anfang gesagt.” Sie streckte die
Hand nach dem Werktisch aus, bis ihre Finger auf die beruhigende glatte Kühle
von Glas trafen.
    „Aber warum
hast du ...”
    „Es spielt
keine Rolle. Jeder Versuch, einen Keil zwischen mich und Sam zu treiben, ist
sinnlos. Ich verlasse die Insel nach der Hochzeit. Ich gehe nach New
York.”
    Kevin riss
die Augen auf. „Warum?”
    „Ich habe
ein Kunst-Stipendium bekommen. Und ich fange noch mal ganz neu an.”
    Als Kevin
diese Neuigkeit verarbeitete, begannen seine Augen vor Aufregung zu funkeln,
und das Blut stieg ihm ins Gesicht. „Ich komme mit dir.”
    Lucy
starrte ihn ausdruckslos an.
    „Hier hält
mich nichts”, fuhr er fort. „Mit meinem Betrieb kann ich umziehen.
Landschaftsgärtner werden überall gebraucht. Gott, Lucy, das ist die Lösung.
Ich weiß, dass ich dich verletzt habe. Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe,
aber ich mache es wieder gut. Das schwöre ich. Wir fangen gemeinsam ein neues
Leben an und lassen all diesen Mist hinter uns.”
    „Du bist
verrückt”, sagte Lucy. Sie war so verdattert von dem, was er sagte, dass
ihr die Worte fehlten. „Du bist ... Kevin, du wirst meine Schwester heiraten
...”
    „Ich liebe
sie nicht. Ich liebe dich. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Und ich
weiß, dass du genauso für mich empfindest. Es ist doch noch nicht so lange
her. Es war so schön mit uns. Ich werde dir helfen, dich zu erinnern. Du musst
einfach ...” Er kam zu ihr und packte ihre Arme.
    „Kevin, hör
auf!”
    „Ich habe
mit Alice geschlafen, und du hast mit Sam geschlafen. Wir sind also quitt.
Vorbei und vergessen. Lucy, hör mich bitte an ...”
    „Lass mich
los!” In ihrer Wut war ihr intensiv bewusst, wie viel Glas sie umgab.
Glasscheiben, Glasscherben, Glasperlen, Glaskacheln, Glasmehl. Und sie brauchte
nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu begreifen, dass sie es mit ihrer
Willenskraft zu allem formen konnte, was sie wollte. Ein Bild tauchte in ihrem
Kopf auf, und sie konzentrierte sich darauf.
    Kevin
packte sie noch fester. Er atmete schwer. „Ich bin es, Lucy. Ich bin es. Ich
will dich wiederhaben. Ich will dich ...”
    Er brach
mitten im Satz mit einem erstickten Fluch ab, und Lucy spürte, wie sie ganz
plötzlich losgelassen wurde.
    Ein
Quieken, das durch Mark und Bein ging, zerriss die Luft, als ein kleines
dunkles Etwas um Kevins Kopf herumschwirrte und flatterte. Eine Fledermaus.
„Was zum Teufel ...” Kevin hob die Arme und schlug nach der aggressiven
geflügelten Kreatur. „Wo

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