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ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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Spannung in ihm stieg. Noch vier Minuten bis zum Start. Die Sekunden krochen dahin. Dann war es endlich soweit. Die Reiter saßen auf ihren Pferden in den Startboxen. Manche Tiere tänzelten auf dem engen Raum nervös herum. Die Jockeys, die wie lebende Reklametafeln aussahen, versuchten sie zu beruhigen. Die Zuschauer am Rande der Rennbahn hatten ihre Gespräche eingestellt. Jeder wartete auf den Start. Gespenstische Ruhe herrschte über der Sportstätte. Nur die Tiere schnaubten nervös. Sie ahnten, dass es gleich um Alles ging. Dann zerriss ein trockener Schuss den nachmittäglichen, blauen Himmel. Die Boxenklappen sprangen klackend auf und die Pferde sprangen voller Energie und Siegeswillen heraus. Ihre Hufe wirbelten trockenen Staub auf, der sich in der umliegenden Luft rasch gleichmäßig verteilte. Assim , ein Fuchs, mit der Startnummer vier, lag eine halbe Kopflänge vor Nesterenko , der Nummer eins. Gold of Dubai und Kendai rangierten im Hauptfeld, knapp dahinter. Dann kam die erste Bogenkurve. Als die Pferde wieder in die nächste lange Gerade einliefen, hatte sich das Hauptfeld bereits deutlich auseinander gezogen. Kendai lag an vierter Stelle, Gold of Dubai folgte knapp dahinter. Zwischen den beiden Führenden und Kendai hatte sich Winwitch , die Startnummer sechs, geschoben. Nun zog Nesterenko an und mobilisierte zusätzliche Kraftreserven. Langsam zog der Wallach an Assim vorbei. Kendai und Gold of Dubai fielen deutlich zurück. Index und The Great Victor machten Boden gut und überholten die beiden. Kurz danach galoppierten die Pferde über die Ziellinie. Über einen sechsten und siebten Platz, von insgesamt neun einlaufenden Pferden, kamen Kendai und Gold of Dubai nicht hinaus.
    Der Mann am Bildschirm seines Laptops fluchte wild. Er hatte gerade schlappe fünfhundert Euro in den Sand gesetzt. Das zweite Mal innerhalb eines Monats. Wutentbrannt griff er sich ein Meerschweinchen, aus dem Käfig am Fensterbrett und schmiss es mit voller Kraft gegen die Wand. Ein leises Knacken der fragilen Knochen, ein schriller, langgezogener Todesschrei, dann fiel der kleine Nager mit gebrochenem Rückgrat tot auf den weichen Teppich.

Röttenbach, im Haus von Kunni Holzmann, Samstag 4. August 2012
    Kunigunde Holzmann, Margarethe Bauer und Theresa Fuchs saßen an diesem heißen Samstag zum gemeinsamen Frühstück in Kunnis Küche. Die Fuchsn Deres hatte von Peters Backstube frische Brötchen mitgebracht. Es war neun Uhr morgens. Nach einem ausgiebigen Frühstücksplausch wollten die drei die Tischkärtchen für die große Geburtstagsfeier vorbereiten und die Sitzordnung festlegen. Später am Nachmittag hatten sie beschlossen, auch ein gemeinsames Abendessen vorzubereiten – Krustenbraten, mit rohen Klößen und Sauerkraut – bevor sie sich abends die Leichtathletikwettbewerbe der Olympiade in London ansehen wollten. Aber noch war es nicht soweit. Noch verbreitete der frisch gebraute Kaffee seinen aromatischen Duft in der Küche.
    „Vo dene ausländischn Zeggn had mer aa nix mehr gherd“, nahm die Retta das Gespräch in der gemeinsamen Runde auf und biss herzhaft in ihr Leberwurstbrötchen.
    „Naa, derzeid red ganz Deidschland vo der Olümbiade, vom Organschbendnsgandaal und vo dem Debbn in Sierien“, antwortete die Theresa.
    „Und vom Schnerbferla“, ergänzte die Kunni.
    „Vom Schnerbferla? Wos isn edz dees? Do habbi nu goar nix gherd“, entgegnete die Retta.
    „Na edz her fei auf! „Die ganz Zeid redn’s drieber in die Nachrichdn, ob die Judn und die Dalibaan an die Schnerbferli vo iehre Bubm rumschnibsln derfn odder ned.“
    „Ach, vo die Beschneidunga redsd du, edz kummi erschd mied!“, stöhnte die Retta, „soogs hald gleich. Do gebi dier scho rechd. Iech kanns aa nemmer höhrn. Was mischn mier Deidsche uns do ei? Iech verschdeh dees ned. Seid wie viel dausnd Joahr machn die dees scho? Wecher iehrer Religion. Do had si bisher ka Sau drieber aufgrechd. Auf amol, nach mehr als zwaadausnd Joahr, kummd do dees Landgerichd in Köln daher und sachd dees is a schdrafbare Körberverledzung. Die schbinna doch, die Richder bei die Breißn! Und was machn die Bolidiger? Die maana, dass si dazu aa was zu soogn ham. Ja ham die denn nix Bessers zu du, frooch iech miech? Do sigsd amol, mid was fier an Scheiß die sich beschäfdichn. Dees is mier doch wurschd, ob su a Emier seim Frichdla vo Sohn die Vorhaud endferna lässd odder ned! Habbi do ned rechd?“ Die Retta hatte sich in Rage geredet und sah ihre beiden

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