ZECKENALARM IM KARPFENLAND

sich sein auserwählter Todeskanditat nicht auf natürliche Weise infiziert hatte. Es würde nachvollziehbar sein, wo und wann sein nächstes Opfer gestochen wurde. Es war mehr als hilfreich, was er heute am Morgen zufälligerweise erfahren hatte: Das auserwählte Opfer lag gestern noch in dieser Streuobstwiese. Der Mann war nicht allein gewesen. Seine Schwester und ihr Mann waren auch mit von der Partie. Wichtige Zeugen. Sie würden sich an das gestrige, gemeinsame Picknick mit den Decken, Getränken, kalten Speisen und dem anschließenden kleinen Nickerchen unter den schattigen Apfelbäumen genau erinnern. Nun galt es nur noch, den raffiniert geplanten Anschlag in die Tat umzusetzen. Noch zwei Tage, dann würde es soweit sein.
    In zwei Tagen war er zu einer Geburtstagsparty eingeladen. Zwei alte Schnepfen feierten ihre achtzigsten Geburtstage. Einerseits passte ihm das überhaupt nicht, denn an diesem Tag startete das dreitägige Lübzer-Pils-Ostsee-Meeting auf Deutschlands ältester Galopprennbahn in Bad Doberan. Neun starke Rennen fanden statt. Alle großen deutschen Rennställe waren mit ihren besten Pferden vertreten. Spitzenjockeys hatten sich den Termin in ihre Kalender geschrieben. Er hätte auf Gershwin , Indian Lovesong und Mystic Lord getippt.
    Andererseits war zu der Geburtstagsfeier auch der Mann eingeladen – der Schmarotzer – den seine kleinen Lieblinge als Nächsten um die Ecke bringen sollten. Es gab eigentlich keine bessere Gelegenheit, als ihm in dem Gewühl und Durcheinander der Feierlichkeiten einige seiner kleinen Krabbler unterzuschieben. Also hatte er der Einladung widerwärtig zugestimmt. Manchmal musste man eben Prioritäten setzen.
Röttenbach, Gaststätte Fuchs, Freitag 17. August 2012
    „Heute im gesamten Gaststättenbereich geschlossene Gesellschaft“ stand auf einer großen Schiefertafel vor dem Haupteingang der Gaststätte Fuchs. Der große Tag war gekommen. Kunigunde Holzmann war in ein ärmelloses, wallendes, rotes Sommerkleid gekleidet, welches ihr bis zu den Knöcheln reichte. Ihre wogende Oberweite war durch einen Hauch von schwarzem Netzstoff bedeckt, der in den Ausschnitt des Kleides eingearbeitet war. Dazu trug sie ein Paar in der Farbe abgestimmte, leichte Sommerschuhe ohne Absatz. Margarethe Bauer erschien in einem schicken, weißen Hosenanzug mit leichtem Sommerjäckchen und Schuhen mit mittelhohen Absätzen. Die beiden Jubilarinnen standen, vor der Sonne geschützt, unter einem Sonnenschirm auf der Terrasse der Gaststätte und begrüßten die ersten ankommenden Gäste mit einem kühlen Schluck Aperol Spritz. Theresa Fuchs schwänzelte, ebenfalls festlich gekleidet, um die beiden Geburtstagskinder herum und trieb die Bedienungen an, für genügend Nachschub an Getränken zu sorgen.
    „Richdich fesdlich schauder aus, iehr zwaa“, stellte Veronika Sapper fest. Sie war eine der ersten Gratulanten. Die letzten Monate waren eine schwere Zeit für sie gewesen. Ihr lieber Mann Hubertus fiel das Jahr zuvor einer heimtückischen Mörderin zum Opfer. Er wurde mit dem Grünen Knollenblätterpilz vergiftet. Zwischenzeitlich konnte Veronika Gott sei Dank wieder etwas lachen.
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Heute hau’n wir auf die Pauke, ja wir machen durch bis morgen früh … Die Röttenbacher Blasmusik, angeführt von ihrem Ersten Vorsitzenden, Günther Sapper, marschierte um die Ecke, im Gefolge den Ersten Bürgermeister Ludwig Gast und Landrat Eberhard Bierlinger. Ihnen dicht auf den Fersen die Gemeinderäte Danny Eagle, Andreas Ploner und Norbert Eisenmann von den Freien Wählern. Von der SPD waren die Gemeinderäte Lothar Paulich und Bernhard Star mit dabei. Es folgten der Ortsvorsitzende von der CSU, Thomas Klabber, und der Vertreter der Unabhängigen Röttenbacher, Hubert Aron. Alle sangen aus vollen Leibeskräften.
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… so ein Tag wie heute ist für uns die beste Medizin. Komm, gib mir deine Hand, denn heute feiern wir! … Als der Zug vor den beiden Geburtstagskindern zum Stehen kam, stimmte die Blasmusik ein kräftiges à
Happy Birthday to you an.
    Immer mehr Geburtstagsgäste erschienen nun auf der Bildfläche. Dirk Loos und seine Stammtischbrüder, Roland Sprottenklee aus Hamburg sowie die beiden Einheimischen Hanni Müller und Wastl Schaub, stellten sich ebenso in die Schlange der Gratulanten, wie Julia Fuchs mit ihrem Mann Bruno und ihrem Sohn Michael Hausman. Ihr lediger Bruder, Johannes Sapper aus der Amselstraße, hatte sich ihnen ebenfalls angeschlossen. Die Geistlichkeit der