ZECKENALARM IM KARPFENLAND
erhidzd.
Scho schald iech den Ufn ei,
heid mach iech an Bradn fei,
heid mach iech an Bradn fei.
„Mei woar dees edz schee. Dees had mer fei gscheid gfalln. Wie seid iehr denn auf dees Lied kumma?”, wollte die Theresa wissen.
„Ganz zufällich“, erklärte die Kunni, „vor a boar Joahr woarn mier bei aaner Weihnachdsfeier in der Durnhall vo der Röttenbacher Schull. Do had der Koor der erschdn Klassn dees Lied vo der Weihnachdsbäggerei gsunga. Weil uns die Melodie su gud gfalln had, ham mier unsern eigna Dexd dazu dichd, und jedesmal, wenn mier zwaa Kochn dun, singa mier unser Liedla.“
„Schee!“
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Das gemeinsame Abendessen war wie immer ein fröhliches Zusammensein. Es wurden Witze erzählt, und es wurde herzlich gelacht. Die Sitzordnung für die bevorstehende Geburtstagsfeier wurde heiß diskutiert. Schließlich einigten sich die beiden Jubilarinnen darauf, dass es nur am Ehrentisch eine Sitzordnung geben sollte, ansonsten konnten sich die Gäste setzen wohin sie wollten.
„Die ganze Ärwärd mid die Dischkärdli fier die Kadz!“, klagte Theresa Fuchs.
„Is doch wurschd!“, kommentierte die Retta.
„Haubdsach, mier ham Schbaß ghabd“, gab auch die Kunni ihren Senf dazu.
Später am Abend wurde es nochmal hitzig vor dem Fernsehgerät, als Lilli Schwarzkopf, die deutsche Siebenkämpferin, im abschließenden 800-Meter-Lauf Zweite und dann disqualifiziert wurde. Sie sollte in einer Kurve auf eine falsche Bahn gelaufen sein.
„Die schbinna, die Kambfrichder!“
„Iech hab scho immer gsachd, dass die Engländer an mordsdrumm Badscher ham.“
„Die arme Schwarzkopf, die dud mer so leid!“
Die Wiederholung des Laufes lief zum dritten Mal in Zeitlupe: „Do schau hie, goar nix is gwesn!“
Ganze dreiundfünfzig Minuten später beruhigte sich die Röttenbacher Volksseele wieder. Die Kampfrichter hatten die Disqualifikation zurückgenommen. Lilli Schwarzkopf wurde, hinter der Engländerin Jessica Ennis, zur zweiten Siegerin des 800-Meter-Laufs erklärt und hatte damit in der Gesamtwertung die Silbermedaille gewonnen. Die Welt war wieder in Ordnung.
„Drodzdem sens Orschgsichder, die Kambfrichder, die englischn!“
Auf der Bundesstraße 470, Mittwoch, 15. August 2012
Es war Mittwoch am späten Nachmittag. Der Zeckenmörder fuhr in seinem Ford Focus von Bad Windsheim in Richtung Neustadt an der Aisch. Er war auf dem Heimweg. Seit der Mittagszeit hatte er sich im Fränkischen Freilandmuseum aufgehalten, welches dieses Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feierte.
„Zeitreise durch 700 Jahre fränkische Alltagsgeschichte.“ So lautete der Werbeslogan des Museums unter blauem Himmel. Über einhundert originalgetreu eingerichtete Häuser, Bauernhöfe, Mühlen, Gasthäuser, Scheunen, Brauereien, Schäfereien und Handwerkerhäuser können die Besucher auf dem fünfundvierzig Hektar großen Freigelände besichtigen. Die Häuser sind in sechs Baugruppen zusammengefasst. Dazwischen liegen Wasserläufe, Felder, Wiesen und Obstgärten, die wie zu Urgroßmutters Zeiten mit Ochsen- und Pferdegespannen bewirtschaftet werden. Auf den Höfen leben Gänse, Hühner, Ziegen, Schweine und Enten. Der Schäfer treibt seine Schafe über die Museumswiesen, und Handwerker schmieden, hämmern, mahlen und werkeln mit den alten, traditionellen Werkzeugen. Selbst eine historische Dreschmaschine ist noch immer im Einsatz. Es scheint, die Zeit ist vor hunderten von Jahren stehen geblieben, wenn man über die breiten Feldwege von Dorf zu Dorf wandert.
Doch es war nicht der Reiz der alten Häuser, der den Mörder in das Freilandmuseum trieb. Sein nächster Anschlag stand kurz bevor, und er wollte dieses Mal eine Spur legen. Eine falsche Spur versteht sich. In einem Schraubglas hatte er fünfzig seiner kleinen Lieblinge dabei. Bevor der Schäfer seine Herde auf die Streuobstwiese hinter der alten Mühle trieb, entließ er dort seine, kleinen Blutsauger in das saftige Gras der Wiese.
„Macht’s gut!“, rief er ihnen leise zum Abschied zu, „gleich kommen die leckeren Schafe bei euch vorbei. Haltet euch schön an ihnen fest, dann gibt es auch bald wieder frisches, warmes Blut.“ Er hatte sich seine Aktion sehr reiflich überlegt. Dieses Mal sollten die Hyalomma-Zecken gefunden werden. Falls notwendig. Dieses Mal sollten die Vertreter der Gesundheitsbehörden Erfolg bei ihrer Suche nach dem Infektionsherd haben und rätseln, wie diese Zeckenart nach Franken kam. Sie sollten gar nicht auf andere Ideen kommen, dass
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