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ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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sah attraktiv aus und war ein guter Unterhalter. „Ich bin Lehrkraft am Gymnasium in Höchstadt an der Aisch und gebe Unterricht in Englisch und Biologie.“
    „Können Sie sich denn noch an die USA erinnern?“, wollte Sandra wissen.
    „Eindeutig nicht“, entgegnete ihr Gesprächspartner, „ich war ja damals noch im Kleinkindalter, als meine Mutter nach Deutschland zurückkehrte. Aber ich habe für das nächste Jahr einen Urlaub in den USA geplant. Ich muss meine Mutter nur noch dazu überreden, mitzukommen. Sie soll mir zeigen, wo wir damals gewohnt haben. Außerdem würde ich gerne das Grab meines leiblichen Vaters besuchen.“
    „Wie viel Karbfn hasd du edz in der ledzn Karbfnsäson gessn?“, wollte die Kunni von Landrat Bierlinger wissen.
    „Iech habs des ledzde Mal ned zähld.“
    Der Landrat war im ganzen Landkreis dafür bekannt, dass er gerne gebackene Aischgründer Spiegelkarpfen aß. Die Karpfensaison begann offiziell am ersten September und endete im darauffolgenden April. Sein Rekord stand immer noch bei vierundsiebzig Fischen, die er in diesem Zeitraum verspeist hatte. Daraufhin erhielt er seinen Spitznamen. Als „Roter Kormoran“ wurde er seitdem bezeichnet. „Rot“ wegen der Zugehörigkeit zur SPD. „Kormoran“, weil er ebenso ein Karpfenterminator ist, wie der bei den Teichwirten verhasste, gefräßige Vogel.
    „Kennsd du den Moo, der nebn dem Bruno Fuchs hoggd?“, wollte Richard Derrfuß aus Zeckern wissen.
    „Fraali, dees is der Bruder vom Bruno seiner Fraa, der Julia. Johannes Sapper haßder und wohnd in der Amselstraße. Warum fragsdn?“
    „Warum? Weil dees a ganz a Ausgfuchsder is. Dem binni aus Versehgn vor an Joahr, wie iech vo der Mühlbergschdraß auf die Haubdschdraß eibuugn bin, a bisserla in sei Audo neigfoahrn. Wergli bloß a bisserla! An seim Audo woar bloß der hindere, rechde Kodflügl a weng eidadschd. Sunsd nix weider. Iech gebs zu, iech woar Schuld. Eindeidich! Iebergibd doch der Doldi dees Ganze an sein Anwald! Dees hädd mer su schee underanander regln kenna. Wie iech die Rechnung vo der Rebaradur gsehgn habb, semmer die Augn drobfd, soocher der! An Miedwoogn had der Anwald aa nu in Rechnung gschdelld. A Sauerei! Iech sooch der, wenn mier der amol im Finsdern begegned, dann waß iech fei ned wosi du.“
    „Geh zu Richard, su schlimm werds scho ned gwesn sei!“
    „Hasd amol a Zigareddn? Mei Bruno sichd dees ned su gern, wenni suviel rauch. Du waßd doch, die Gschengdn und die Gschnorrdn sen die besdn Sordn.“ Julia Fuchs hatte sich bereits seit Jahren den fränkischen Dialekt wieder angewöhnt, nachdem sie mit ihrem Söhnchen nach Röttenbach zurückgekehrt war.
    Die Stunden flossen viel zu schnell dahin. Kurz vor Mitternacht verabschiedeten sich die ersten Gäste mit den üblichen Ausreden. „… Verschdehder scho, mier missn nach die Kinner schaua. Unser Babysidder derf ned su lang bleibm.“ „… Mier foahr morgn frieh nach Ösderreich in Urlaub, do miss mer fidd sei.“ Circa, siebzig Gäste waren noch übrig geblieben. Sie zogen sich alle in das Nebenzimmer zu Gerald Harter und seiner Musik zurück. Es wurde getanzt und gesungen. à
Geh mer mal nieber, geh mer mal nieber, geh mer mal nieber, zum Schmied seiner Fraa …
à
Mier sen die lusdichn Holzhaggerbubm …
à
In Müchn schdehd ein Hofbräuhaus …
    Dann stellte sich Roland Sprottenklee, der Fischkopf aus Hamburg, mit Mikrofon vor die versammelten Gäste und kündigte ein Lied aus seiner Heimat an.
    „Zur Ehre von Kunni und Retta. Hoch sollen sie leben“:
    à
Ich heff mol en Ham-bor-ger Veer-mas-ter sehn, to my hoo-dah, to my hoo-dah. De Masden so scheef, as dem Schip-per sin Been, to my hood-dah, hoo-dah ho!
    Die Kunni und die Retta waren begeistert und gerührt zugleich und beide stimmten in das Lied mit ein: à
Blou bois blou, for Ca-li-for-ni-o, seer is blendi of gold, so Ei äm dold, on se bängs of Sag-ra-män-do …
    Nachdem Roland Sprottenklee geendet hatte, gab es tosenden Beifall, und der Hamburger bekam zwei Mal einen dicken Schmatz von den Jubilarinnen.
    „So ihr liebn Leid, edz begebn mier uns zurügg ins Middelalder, zu die aldn Riddersleid. Edz kanns a weng ordinär werdn, abber dees machd ja nix, dees sen mier ja aa, und klane Kinner sen ja ned doo. Wer will kann midsinga. Auf gehds, mier schdardn.“ Gerald Harter griff in die Saiten seiner Gitarre und legte los:
    à
Mussd ein Ridder einmal biesln,
    Ließ ers in die Rüsdung riesln.
    Had er das Visier ned offen,
    Is der arme

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