Zehn (German Edition)
Obwohl Takahashi höhergestellt war, wirkte Daichi würdevoller und weiser auf Tadaski. Abgesehen davon trug er eine sehr teure, besondere Uhr. Eine »U-Boot«. Eine italienische Uhr, das Modell, das Daichi trug, war Tadaskis Traum, es kostete 30 000 Dollar. Er kannte sich gut aus mit Uhren. Er selbst hatte es bisher allerdings nur zu einer Rolex Submariner gebracht.
Takahashis Haus war leicht zu finden. Hinter einem imposanten Eingangstor befand sich ein großes, im japanischen Stil gebautes Haus. Auch Haruka war beeindruckt: »Vergleich das mal mit unserer kleinen Bude!«, flüsterte sie.
Takahashis Frau öffnete. Sie trug einen modernen Kimono und begrüßte die beiden freundlich. »Ich bin Hina. Seien Sie uns willkommen.«
Sie überließen Hina-san ihre Jacken, tauschten die Straßenschuhe gegen Pantoffeln und begaben sich ins Esszimmer. Sie waren die Letzten. Alle anderen Gäste saßen bereits um den großen Tisch, tranken Sake und unterhielten sich.
Tadaski verbeugte sich tief vor Takahashi-San, Haruka tat es ihm nach. Dann übergaben sie ihr Geschenk. Takahashi-san bedankte sich ausführlich, lobte das schöne Geschenkpapier und legte es ungeöffnet zu den anderen Präsenten auf einen kleinen antiken Schreibtisch.
Bei Tisch sprach man über eine handgearbeitete Schale, ein sogenanntes Centrepiece, welche in der Mitte des Tisches stand. Auf der Schale waren Teile des alten Tokios in verschiedenen Jahreszeiten abgebildet. Susuma erzählte gerade lebhaft von der Kindheit seiner Mutter, deren Mutter eine Geisha gewesen war.
Die Schale war mit Blüten gefüllt. Sie war dort platziert worden, um das Gespräch in Gang zu bringen, und wurde zum Essen beiseitegeräumt.
Schon die Vorspeisen waren köstlich. Es gab kleine Akashiyaki, Omelettbällchen mit Oktopus, und verschiedene Gyôza, gefüllte Teigtaschen. Haruka fragte sich, ob Frau Takahashi alles selbst gekocht hatte. Sie saß neben Masarus schwangerer Frau, die blass und still war und ihrem Mann zuhörte. Tadaski saß neben Daichi. Die beiden unterhielten sich über Uhren.
Haruka blickte sich unauffällig im Esszimmer um. Die Takahashis schienen Kunst zu sammeln. An den Wänden hingen moderne Gemälde neben klassisch japanischen Zeichnungen. Überall standen geschmackvoll angerichtete Blumen, und das Licht war angenehm.
Auf dem kleinen Schreibtisch stand ein gerahmtes Hochzeitsbild.
Daneben lagen die Geschenke, die nach japanischem Brauch erst nach der Verabschiedung der Gäste ausgepackt wurden.
Haruka betrachtete ihr Päckchen. Die Yatsuhashi waren eine gute Idee von ihr gewesen. Und plötzlich zweifelte sie wieder. Was wäre, wenn sie nun doch das falsche Päckchen genommen hatte? Dann würden die Takahashis einen Massagestab in den Händen halten.
Undenkbar. Sie wurde rot bei dem Gedanken daran.
Sie versuchte sich noch einmal die Verkaufssituation im »108 sins« in Erinnerung zu rufen. Die Verkäuferin hatte sie gefragt, ob es in Ordnung sei, das Geschenk in grünes Papier einzuwickeln, das pinke Geschenkpapier, das sie normalerweise bei »108 sins« verwendeten, sei ausgegangen. Sie könne allerdings im Lager nachsehen, ob sie noch silbernes Papier hätten.
Haruka aber hatte Tadaski nicht länger warten lassen wollen und dem grünen Papier, das bläulich schimmerte, zugestimmt.
Außerdem waren ihr Erotikshops unangenehm. Miyu hatte da keine Berührungsängste, und der Massagestab zum Geburtstag würde ihr sicher imponieren. Dann hatte die Verkäuferin das grünblaue Päckchen in eine Plastiktüte gepackt.
Es durchfuhr sie wie ein Blitz.
Das bedeutete, dass dort auf dem feinen Tischchen Miyus Massagestab lag!
Haruka musste husten.
»Ein Glas Wasser?« Frau Takahashi war schon aufgesprungen.
»Nein … nein, vielen Dank. Bitte keine Umstände.« Hustend verbeugte sich Haruka. Sie nahm einen großen Schluck Wasser, und Tadaski rieb ihr über den Rücken: »Alles in Ordnung?«
Haruka konnte ihn nicht ansehen. »Das Päckchen, es ist das falsche«, flüsterte sie.
Tadaski brauchte einen Moment, um zu verstehen, wovon sie sprach. Er räusperte sich und flüsterte: »Was war denn in Miyus Päckchen?«
Haruka flüsterte es ihm ins Ohr und wurde noch einmal rot.
Tadaski erblasste. Er hustete leicht und sah sie nicht an.
»Haben Sie nicht letztes Jahr geheiratet?«, fragte plötzlich Frau Takahashi freundlich.
Tadaski riss sich zusammen. »Ja, genau. Im letzten
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