Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn

Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn

Titel: Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier , Teresa Sporrer , Jennifer Wolf , Cathy McAllister , Natalie Luca , Jennifer Jäger , Melanie Neupauer , Katjana May , Mara Lang , Lars Schütz , Pia Trzcinska
Vom Netzwerk:
ihrer Bank, als die erste Stunde mit dem Unbekannten anstand.
    »Die tun ja alle so, als wäre der Neue Orchon persönlich«, seufzte Jalina, die mit verschränkten Armen neben ihr saß.
    Obwohl es nach all den Jahren albern war, zuckte Daria immer noch zusammen, wenn sie den Namen Orchon hörte. Im Frühling würde es soweit sein. Eine von ihnen würde auserkoren werden, um dem Gott, der in den Tiefen eines finsteren Trichters hauste, geopfert zu werden.
    Sie hoffte inständig, dass sie nicht die Erwählte sein würde, sondern wieder zu ihrer Familie zurückkehren konnte. Aber bis zum Tag der Auswahl würde sie sich nie sicher sein können.
    Das Quietschen der Türangeln riss sie aus ihren Gedanken.
    »Auf die Beine, meine Damen, es wird getanzt!«
    Groß und schwarzhaarig. Mehr nahm sie zunächst nicht wahr. Mit wehendem Mantel stürmte er in den schmalen Tanzsaal und wirbelte zu ihnen herum.
    »Perleninsel-Poltertanz, Sichelstädtischer Stolziertango, Akolytische Akkordanza. Welche Tänze habt ihr alle schon gemacht?«
    Wie es nur bei den wenigsten Männern in Galyrien der Fall war, hatte der Neue glattrasierte Wangen und säuberlich zurückgekämmtes Haar. Seine blattgrünen Augen funkelten vergnügt, als er in ihre Runde sah.
    »Von diesen ganzen Tänzen habe ich noch nie etwas gehört!«, rief Missma stirnrunzelnd, die sich unter den Tutoren den Ruf erarbeitet hatte, besonders vorlaut zu sein. »Wie heißt Ihr überhaupt?«
    »Voxlar hat mich noch nicht vorgestellt?«, fragte der Neue verdutzt.
    Als ob er sich zu so etwas herunterlassen würde, dachte Daria. Der Oberste Tutor saß die meiste Zeit hoch oben in seinem Turmzimmer und hielt sich für wichtig. Nur wenn einmal hoher Besuch vorbeikam oder ein großes Fest anstand, bequemte er sich hinunter. Daria hatte ihn bisher nur bei ihrer Ankunft und beim Schneefest im letzten Jahr zu Gesicht bekommen.
    Der neue Tutor räusperte sich und wippte mit seinen Fußballen auf und ab. »Mein Name ist Lonar«, sagte er. »Ich habe an der Universität von Sichelstadt studiert und darf mich nun rühmen, der jüngste Tutor zu sein, den der Efeuturm jemals gesehen hat. Meine Tänze sind neu, wie auch manche meiner Methoden. Also, meine Damen, darf ich bitten?«
    Sie standen von den Bänken auf, schoben sie zur Seite und bildeten Tanzpaare, wie sie es schon unter dem greisen Soran getan hatten. Heute waren sie nur neun, weil eine von ihnen krank war. Jalina wollte unbedingt mit ihrer besten Freundin Missma tanzen, also blieb Daria als einzige ohne Tanzpartnerin.
    Lonar hob die Mundwinkel in die Höhe und streckte ihr seine Hände entgegen. »Wie es aussieht, wirst du heute mit mir vorliebnehmen müssen. Darf ich erfahren, wie du heißt?«
    »Da-Daria«, stammelte sie, während sie auf ihn zulief. Ihr Gang kam ihr so wacklig vor, als würde sie auf Stelzen laufen.
    Verhaltenes Kichern brandete auf.
    Lonar brauchte nur die Stimme zu erheben, um es abrupt absterben zu lassen. »Ein Name, der vor allem in den Purpurnen Auen gebräuchlich ist, oder?«
    Nickend blieb sie vor ihm stehen. Bisher hatte noch niemand ihre Herkunft allein von ihrem Namen abgeleitet. Erst als sie ihre Hände in seine legte, merkte sie, wie sehr sie zitterten.
    Unvermittelt zog er seine Finger weg. Unter einem Lachen, das auch Teil eines Singspiels sein konnte, machte er ein paar Schritte zurück.
    Sie stutzte. Es brauchte einige Augenblicke, bis ihr einfiel, was sie falsch gemacht hatte – und ihr klar wurde, dass er sie gerade auslachte. Röte stieg ihr warm und prickelnd ins Gesicht.
    »Die Verbeugung. Ich habe vergessen, mich zu verbeugen, bevor ich die Hände ergreife«, murmelte sie, halb zu sich selbst. Was für ein Anfängerfehler!
    Bei dem Gegacker, das folgte, hätte man auch denken können, man wäre in einem Hühnerstall gelandet. Daria warf einen Blick zur Seite. Wenigstens Jalina war nicht in das Gelächter eingestiegen, sondern zuckte nur mit den Schultern.
    »Ruhe!«, herrschte Lonar die anderen an. Wie schnell seine Stimme doch die Tonart wechseln konnte – eben noch ruhig und melodiös, jetzt fast schon knurrend.
    Wie schon zuvor erstarb das Lachen abrupt.
    »Was Daria gerade geschehen ist, kann jeder von euch geschehen«, erklärte er. »Eine Unkonzentriertheit, eine kurze Ablenkung, schon vergesst ihr elementare Verhaltensregeln. Hier im Unterricht sind solche Aussetzer verzeihlich, aber wenn eine von euch Orchon gegenüberstehen wird, dann kann solch ein Fehler den Untergang der Welt

Weitere Kostenlose Bücher