Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn

Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn

Titel: Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier , Teresa Sporrer , Jennifer Wolf , Cathy McAllister , Natalie Luca , Jennifer Jäger , Melanie Neupauer , Katjana May , Mara Lang , Lars Schütz , Pia Trzcinska
Vom Netzwerk:
Seine Stimme konnte Daria nicht zuordnen. »Pass auf, mit wem du dich anlegst, pass sehr genau auf!«
    Die beiden redeten so leise weiter, dass Daria kein Wort mehr verstand. Als sie geendet hatten, entfernten sich ihre Schritte.
    Erleichtert atmete sie aus. Glück gehabt! Von was für Geldern hatten sie gesprochen? Wie konnte es sein, dass zwei Tutoren so zerstritten waren?
    Sie verbannte diese Fragen in ihren Hinterkopf, wartete noch einige Momente und stieg dann weiter die Wendeltreppe hinauf.
    Lonar hatte höchstwahrscheinlich das Zimmer seines Vorgängers bezogen. Bisher war Daria nur ein paar Mal in der Kammer des alten Sorin gewesen. Er hatte an einer schweren Erkältung gelitten und ihre Aufgabe war es gewesen, ihn zu pflegen.
    Vor der Tür aus schweren Eichenbrettern blieb sie stehen, holte tief Luft und klopfte verhalten an.
    Nichts rührte sich.
    Sie wollte schon zum zweiten Mal anklopfen, diesmal etwas fester, da schwang die Eichentür einen Spalt weit auf.
    Die Augen des jungen Tutors tränten vor Müdigkeit. Er blinzelte sie an. »Daria?«, flüsterte er. »Was tust du hier?«
    Wenn ich das wüsste , dachte sie. »Darf ich eintreten?«
    »Ja … ja, natürlich«, murmelte er und zog die Tür weiter auf, immer noch völlig verwirrt. Er trug lediglich einen Lendenschurz und hatte eine Wolldecke um seinen Oberkörper gewickelt. Die schwarze Lockenmähne stand in alle Richtungen ab.
    Sie huschte in die Schlafkammer, in der immer noch Sorins muffiger Altherren-Geruch hing. Außer dem Bett, dem Nachttopf, einem Schreibpult und einem Regal gab es keine weiteren Möbel. Wären nicht die drei Bücher über Anstand und Tanzarten gewesen, die im Regal standen, hätte man auch glauben können, dass niemand das Zimmer bewohnte.
    »Also, was liegt dir auf dem Herzen, dass es so wichtig ist, hier mitten in der Nacht aufzutauchen?« Seufzend sank Loran auf seine Strohmatratze. Er fasste sich an die Stirn. »Oh, Entschuldigung, bitte – setz dich dort auf den Schemel. Dass ich das vergesse, als Anstandslehrer! Eine andere Sitzgelegenheit kann ich dir leider nicht anbieten.«
    So galant, wie es in ihrem Nachtrock möglich war, hockte sie sich auf den Schemel vor dem Schreibpult. Mit einem Mal kam sie sich unwahrscheinlich dämlich vor, wie sie hier mitten in der Nacht in der Kammer eines Tutors saß. Wenn Jalina mich jetzt sehen könnte, würde sie sich vor Lachen nicht halten können.
    Aus dieser Sache kam sie auf jeden Fall nicht mehr raus. Also musste sie es über ihre Lippen bringen – aber zumindest konnte sie es langsam angehen: »Das heute im Unterricht – war das normal?«
    Er hob die Augenbrauen. »Was meinst du?«
    »Nun«, sie strich verlegen über ihre Arme, »die Art, wie du mich angesehen hast. Wie du mich berührt hast. Dabei hattest du noch eigens gesagt, dass der Poltertanz der Perleninseln kein Liebestanz ist.«
    Loran senkte den Kopf. »Dir ist es aufgefallen …«
    »Ich habe mir das also nicht einfach eingebildet«, stellte sie fest. Das beruhigte sie nicht etwa, sondern ließ ihr Herz nur umso schneller pochen. »Heute, heute konnte ich an nichts anderes mehr denken.«
    »Ich wünschte, es wäre so.« Er hob den Kopf, wieder sein schiefes Lächeln aufgesetzt. Aber er vollführte es lediglich mit dem Mund, seine Augen blieben glanzlos. »Ich wünschte, du hättest nichts bemerkt. Du kannst nichts dafür, es tut mir leid. Ich bin ein Idiot, ein riesiger Idiot!«
    Er raufte seine Haare und trat mit den nackten Füßen auf.
    Ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte, schnellte ihre Hand vor und legte sich auf eines seiner Schulterblätter. »Was ist denn los?«
    »In Sichelstadt, an der Universität, dort kannte ich einmal ein Mädchen«, schniefte er. »Uns hat ein enges Band miteinander verbunden. Zwar haben wir nie Küsse ausgetauscht, aber wir haben stundenlang Gespräche geführt. Gespräche, wie sie nur Menschen miteinander führen können, bei denen es scheint, als würden sie sich schon seit Anbeginn der Zeiten kennen. Du mit deinen blonden Haaren und den Grübchen neben den Mundwinkeln, du hast mich so an sie erinnert …«
    »Was ist mit ihr geschehen?«
    »Der Rote Tod hat sie geholt, in der großen Welle vor drei Jahren.« Er rieb sich über die Augen. »Ich konnte ihr nie zeigen, wie viel sie mir bedeutet hat. Es tut mir leid, als ich dich heute gesehen habe, als ich mit dir getanzt habe, war es, als würde ich mit ihr tanzen.«
    Daria wusste nicht, ob sie ihn ohrfeigen oder küssen

Weitere Kostenlose Bücher