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Zehn Milliarden (German Edition)

Zehn Milliarden (German Edition)

Titel: Zehn Milliarden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Jahre alt, und es bestätigte klar und deutlich, dass Emily nicht meine Tochter sein konnte. Als ich ihr den Fund zeigte, sagte sie nur: Es tut mir leid, komm mit . Wortlos fuhren wir zum Friedhof in Cully, wo sie auf einen der Grabsteine zeigte und sagte: Da liegt er . Nick, deine Mutter hat es die ganze Zeit gewusst. Warum hat sie nichts gesagt?«
    »Eben darum«, antwortete er erregt. »Ist doch klar. Sie hatte Angst, du würdest so reagieren, wie du reagiert hast, sie verlassen.« Sein Vater schwieg, doch seine Miene verriet, dass er ihm insgeheim zustimmte.
    »Wie geht es deiner Schwester?«, fragte er unvermittelt, und Nick lächelte.
    »Meine Schwester fühlt sich noch etwas schwach, aber sie hat wohl die Krise vorerst überstanden. War ein bisschen viel in letzter Zeit.« Sein Vater nickte nur und schwieg. »Ich mache mir große Sorgen, wie es weitergehen soll. In ein paar Tagen muss ich zurück in die Staaten, und ich glaube nicht, dass man die beiden Frauen jetzt allein lassen sollte.« Er blickte den Vater durchdringend an, doch der schwieg beharrlich. Erst als er weitersprechen wollte, sagte der Vater ungewohnt leise:
    »Ich habe verstanden.« Nick atmete erleichtert auf, lehnte sich zurück und sagte:
    »Willst du mal eine wirklich verrückte Geschichte hören?« Ohne eine Antwort abzuwarten begann er vom Coup in Las Vegas zu erzählen und sorgte so dafür, dass das luxuriöse Büro von Monsieur Sears außergewöhnlich lange verwaist blieb und seine Vorzimmerdame höchst nervös wurde an diesem windigen Tag.
Lausanne
     
    »Vic ist ein Hosenscheißer, das weißt du«, sagte Nick zu Emily, und es war sein voller Ernst. Sie betrachtete den Zettel mit der Telefonnummer, den er ihr gegeben hatte, als offenbarte er ihr die Zukunft. Sie saßen im Wintergarten, und draußen hüllte die untergehende Sonne den See und die Baumwipfel in goldenes Licht. »Er wagt es einfach nicht, den ersten Schritt zu tun, nach allem, was geschehen ist. Er ist ein totaler Versager, wenn’s um seine große Liebe geht, das kannst du mir glauben, Schwesterchen.«
    »Nenn mich nicht so, Kleiner«, protestierte sie. »Schließlich bin ich deine große Schwester.« Er zuckte die Achseln und grinste.
    »Ruf ihn an!«
    »Und wenn er nichts von mir wissen will?«
    »Dann bin ich der Papst und die Erde ist flach.«
    »Das ist allerdings ein starkes Argument.«
    »Im Ernst, Emily. Er tauft sein Boot und seine fliegende Kiste auf deinen Namen, und er hütet jede deiner Zeilen wie seinen Augapfel. Der Mann ist krank vor Liebe, sage ich dir. Er weiß, was in Amsterdam geschehen ist, und ...« Sie unterbrach ihn entsetzt.
    »Du hast ihm doch nichts von Rose erzählt?« Er winkte energisch ab.
    »Natürlich nicht. Für ihn bist du immer noch die unschuldige Übersetzerin, die einem armen chinesischen Mädchen geholfen hat und so in die Fänge der Zuhälterbande geraten ist.« Sie sagte nichts mehr, steckte den Zettel ein, trank einen Schluck Tee und blickte gedankenverloren auf den See hinaus.
    »Wann fliegst du zurück?«, fragte sie plötzlich.
    »Übermorgen, warum?«
    »Nur so«, antwortete sie ausweichend. »Das nächste Mal rufe ich dich vorher an, wenn ich mich wieder in die Bredouille reite.«
    »Klar doch«, lachte er. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Er wollte sie nicht drängen, obwohl ihm die Frage auf der Zunge brannte, wie’s mit ihr weitergehen sollte. Wahrscheinlich hatte sie selbst auch keinen Schimmer. »Ich werde wohl lange nicht mehr hierher zurückkommen«, sagte er mehr zu sich selbst als zu Emily. »Muss mich wieder um mein Mädchen kümmern, und die Arbeit.«
    »Deine Julie. Du hast mir noch gar nicht viel über sie erzählt. Wie ist sie so, hübscher als ich?«
    »Viel hübscher«, antwortete er grinsend, ohne zu zögern und wich ihrer Faust geschickt aus. »Ich weiß was, bist du fit?« Sie zuckte verwundert die Achseln. »Wir machen einen Abendspaziergang in die Altstadt, da kann ich dir alles über Julie erzählen.« Er sprang auf und winkte ihr. »Wir nehmen meinen Wagen.«
    Sie hatten beim Bahnhof geparkt, um zu Fuß in die Altstadt hinaufzusteigen, wie in alten Zeiten. Der nächtliche Bummel durch die steilen Gassen, die bekannten Cafés und Kneipen von Lausanne und das lange Gespräch taten Emily sichtlich gut. Sie schien förmlich aufzublühen und wurde immer unternehmungslustiger. Nick hatte plötzlich eine Idee.
    »Wir sollten den Abend stilvoll beschließen, was meinst du?«
    »Von Stil hast du

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