Zehn Milliarden (German Edition)
Hafenmeister, aber der wird nichts freiwillig herausrücken.«
»Suchen wir das verdammte Schiff«, brummte Lars, ohne seinen Mund sichtbar zu bewegen. Sie lachte. Der Gute hatte sich wohl einen Scherz erlaubt. Eine Suchaktion wäre vollkommen hoffnungslos bei den Tausenden von Booten, die hier ankerten. Matt betrachtete seinen Kumpel nachdenklich und sagte:
»Ich glaube, wir sollten wieder mal aufeinander losgehen.« Das Zebra begann zu grinsen und Matt erklärte Grace, was er vorhatte. Eine Viertelstunde später betrat sie das Büro des Hafenmeisters am nahen Fiji Way. Mit einnehmendem Lächeln erkundigte sie sich beim Diensthabenden nach verfügbaren Anlegeplätzen. Wie sie nicht anders erwartet hatte, schüttelte der junge Mann bedauernd den Kopf und klärte sie über die lange Warteliste auf.
»Das ist sehr bedauerlich«, sagte sie enttäuscht. Aber vielleicht habe ich Glück. Einer meiner Bekannten will seinen Platz hier aufgeben, wie ich gehört habe. Emily heißt seine Yacht.« Der Angestellte tippte etwas in die Tastatur seines Computers, schaute auf den Bildschirm und wollte antworten, als plötzlich aus dem Vorraum vor der Glastür ein Heidenlärm ins Büro drang. Zwei Männer schrien sich wütend an. Der eine packte den anderen gar beim Kragen und hätte wohl ernsthaft zugeschlagen, wenn nicht der diensthabende junge Mann aufgesprungen und rechtzeitig dazwischen getreten wäre. Grace brauchte nicht mehr als ein paar Sekunden im Durcheinander, um unbemerkt hinter den Schalter zu treten und die Information auf dem Bildschirm zu lesen. Zur Sicherheit schoss sie ein Foto mit ihrem Handy. Unbeachtet vom jungen Mann verließ sie das Büro wieder und wartete auf dem Parkplatz hinter dem Haus auf die beiden Streithähne.
»Klasse Stunt«, begrüßte sie die Männer. Matt grinste.
»Und, haben wir die Information?« Sie nickte nur und zeigte das Foto auf ihrem Telefon.
HALIBUT / 67
E M I L Y SR 290 Amberjack 06
Dr. Victor de Moreau
2513 Via Mar, Venice, CA 90294
»Ist doch schon was«, brummte Matt befriedigt. Fühlen wir diesem Doc Moreau doch mal auf den Zahn. Wir melden uns wieder.« Er winkte seinem Kollegen und sie stiegen in den Wagen. Bitte schön, gern geschehen , dachte Grace missgelaunt, als sie davonfuhren. Sie war noch nicht wieder in ihrem muffigen Büro angekommen, als das Telefon klingelte.
»Matt hier. Venice war leider ein Flop. Auch dieser Moreau ist spurlos verschwunden. Ein verdammtes Dead End.«
»Dann bleibt uns nur noch das Boot.«
»Ja, ich möchte, dass es überwacht wird. Irgendwann muss dort jemand auftauchen.« Sie klappte das Handy zu. Der Anruf hatte ihre Laune kein bisschen verbessert. Der Job wurde zwar gut bezahlt, aber sie konnte sich entschieden interessantere Beschäftigungen vorstellen.
Moorea
Vic deutete nach unten und rief: »Cook’s Bay.« Julie lehnte sich über Nick zum Fenster unter dem Flügel der knatternden Cessna und blickte auf die fremdartige Landschaft, die sich wie ein riesiger Garten im leuchtend türkisblauen Wasser des Pazifiks zu ihren Füßen ausbreitete. »Die Pyramide rechts ist Mount Rotui und die Nadel im Hintergrund Mount Tohiea, der höchste Berg der Insel. Gleich dahinter liegt meine Bucht.« Nick hatte seinen Freund nicht lange zureden müssen, bis er mit ihrem Besuch einverstanden war. Im Gegenteil, er schien begierig, mehr über den Stand ihrer Arbeiten zu erfahren, doch er war allzu leicht zu durchschauen. Im Wesentlichen wollte er nichts anderes, als über Emily reden. Vic drosselte die Geschwindigkeit auf 80 Knoten und begann den Sinkflug auf die Bucht. Sie wasserten vor einer kleinen Ansiedlung an der Westküste der Cook’s Bay, die bei den Einheimischen nur unter dem Namen UCB, oder Station Gump, bekannt war. Das kleine Dorf war die Richard B. Gump Research Station der Universität Berkeley, eine Forschungsstation vorwiegend für Biologen, die Dr. Brooke Weller leitete, eine von Julies ehemaligen Kommilitoninnen. Julie hatte denn auch vorgeschlagen, die Basis hier einzurichten, wo sie wohnen und essen konnten, eine Bibliothek, einfache Labors und vor allem das Netzwerk der Universität zur Verfügung hatten.
»Maeva« - »Willkommen«, begrüßte die zierliche, braungebrannte Frau in weißen Shorts, weißem T-Shirt und breitkrempigem Strohhut ihre Gäste.
»Hi, Brooke, wie ich sehe, seid ihr noch nicht aus dem Garten Eden vertrieben worden.« Julie stellte ihre Begleiter vor und Dr. Weller führte sie zu ihrem
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