Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
Waffe zu nehmen. Doch dann fiel mir das dritte Sixpack ein, und der Ehrgeiz verdrängte die Depression.
Wenig später, bei meinem nächsten Date mit Munita, sagte ich, dass ich Kinder mit ihr wolle, eine Familie gründen. Mary Lou und Bobby Boksic. Auch ich wollte ein paar glückliche Gesichter in meinem Portemonnaie. Aber sie wollte noch warten, bis sie sich in den 20. Stock hochgearbeitet hätte. Fünf Stockwerke noch. Fünf unverheiratete Wichser.
Der Fußweg führt vom Ufer weg, folgt der Straße in Richtung einer Art Weißrussland. Niedrige Industriegebäude zu meiner Linken, höhere Wohnblöcke zur Rechten. Erinnert mich an meine Woche in Minsk. Niko und ich warteten fünf Tage in einem Hotelzimmer auf einen lausigen Aktenkoffer. Schauten uns jedes einzelne Spiel der Frauen-Handball-WM an. Die Norwegerinnen waren geil.
Inzwischen einige Autos. Der Morgenverkehr kommt in Gang, mir entgegen, Richtung Innenstadt. Ich habe kein Ziel. Ich folge nur Munitas frostigem Kopf, der alle sieben Minuten vor mir auftaucht, während ich hoffe, dass ein Polizeiauto vorbeifährt. Ich habe den Punkt erreicht, der früher oder später im Leben eines jeden Killers kommt: an dem er sich nach Handschellen sehnt. An dem er seine Mitmenschen anschreit: Bitte, kommt doch endlich und nehmt mich fest!
Ich komme an einem Kino vorbei (es läuft irgendeine talienische Mafiascheiße) und an dem üblichen IKEA-Monster in gelb und blau. Der Morgen ist jetzt endgültig angebrochen. Die Autos kommen angeflogen wie Reime aus dem Mund eines Rappers. Ich bin der einzige Fußsoldat. Keine anderen Passanten. Kein Wunder, dass der Bürgersteig abrupt endet. Ich gehe trotzdem weiter, auf schmutzigem Gras an der Schnellstraße entlang. Vor mir erscheint ein Betonknäuel aus Ausfahrten, Auffahrten und Brücken. Inzwischen ist der Verkehr sehr dicht, die Leute in ihren Autos sehen mich an, als wäre ich Hannibal Lecter auf dem Weg zum Frühstück.
Ich habe die Schnauze voll von Toten. Mir ist, als ob mein Kopf eine vollgestopfte Tiefkühltruhe wäre. Nun, wo der Stecker gezogen ist, taut alles auf. Genau wie an unserem ersten Tag im TDO. Frischer Schnee war gefallen, so dass am Morgen alles ruhig und friedlich wirkte, obwohl wir die ganze Nacht geschossen hatten. Aber bis Mittag war der Schnee geschmolzen, und die Leichen kamen zum Vorschein.
Nummer 51 war diese Jersey-Geschichte. Das Einfamilienhaus. Der kleine fette Cheeseburger mit dem Schnurrbart, der sich mehr als einen Monat in seinem Haus im Wald von New Jersey versteckt hatte. Zwei Stunden saß ich in meinem Auto, bis seine Frau und die Kinder losgefahren waren. Sobald er am Boden lag und den Teppich mit Urin und Blut einfärbte, kam seine Frau zurück. Sie hatte etwas vergessen. »Ich bin's nur!«, hallte ihre Stimme durch das Haus. Sie ging direkt in die Küche, und ich duckte mich hinter ein Sofa. Während sie Schränke und Schubladen durchwühlte, schaffte ich es, zu den Fenstern zu kriechen und mich hinter den bodenlangen Vorhängen zu verstecken. Ich wollte sie nicht auch noch töten. Wo die Kinder doch im Auto warteten und so. Ich habe nie eine Frau getötet. (Na ja, abgesehen von den zwei alten Schachteln im TDO, aber die waren längst keine Frauen mehr.)
Dann hörte ich, wie sie ins Wohnzimmer kam: »Schatz, ich wollte ...« Und dann ein furchtbares Geschrei.
Ich musste eine ganze geschlagene Stunde da stehen, bevor ich abhauen konnte. Sie schrie eine halbe Stunde lang, dann saß sie eine weitere halbe Stunde einfach nur da, bevor sie endlich die Polizei rief. Hätte ich sie auch abknallen sollen? Vielleicht wäre es besser für sie gewesen. Stattdessen ging ich zur Beerdigung, hauptsächlich, um mir die Witwe anzusehen. Sie war sexy. Was gut war. Attraktive Frauen erholen sich schneller von solchen Sachen. Diese sah aus, als könnte sie in America's Next Topwidow mitmachen, und als ich sah, dass mindestens sechs gutaussehende Junggesellen bei der Beerdigung waren, fühlte ich mich sofort besser. Vielleicht hatte ich sogar die perfekte Auflösung für ihren jahrelangen Ehebruch geliefert.
Mein Kopf ist voller Köpfe. Schreiende und stumme. Munitas taucht erneut auf, immer drei Meter vor mir, woraufhin ich etwas schneller gehe. Ich muss zugeben, dass es Zeiten gab, in denen ich mir ihren Kopf auf einem Silbertablett gewünscht hätte. Nun habe ich ihn. Ich glaube, ich sollte froh sein. Da fängt sie auf verführerische Art an zu lächeln, und ich möchte ihre kalten, violetten
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