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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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sexy-hässlich-Blondine, bei der ich mich nie entscheiden konnte, ob sie Tag 5 oder Tag 25 war. Am Ende des Semesters nahm ich meinen Mut zusammen, hob die Hand und fragte die Lehrerin, wie es denn wäre, wenn, sagen wir mal... ein bestimmter Mann seit einer bestimmten Zeit mit einer bestimmten Frau ausgehen würde, und in einem bestimmten Moment versichert sie ihm, dass sie nie mit verheirateten Männern rummachen würde ...
    »Das bedeutet, dass Sie aufhören sollten, sich mit ihr zu treffen«, lautete das Urteil.
    Alle brachen in Gelächter aus, die immerlächelnden Philippinerinnen ebenso wie die Bin-Laden-Jungs. Ich dachte ernsthaft darüber nach, zur nächsten Stunde meine Maschinenpistole mitzubringen, aber ich war dieser Kaari zu dankbar dafür, dass sie mein Englisch innerhalb von drei Monaten um zwanzig Stockwerke angehoben hatte. Ihre Schüler sterben zu sehen, hätte sie sicher verstimmt.
    Ich verdanke mein Englisch der alten Tante Eifersucht. Sie half mir, über mich hinauszuwachsen. Dikan & Co sind nie über Grundkenntnisse hinausgekommen. »Bring mich zu Auto.« Was mich in eine etwas vertrackte Lage brachte (man will nicht viel cleverer wirken als sein Boss), so dass ich versuchte, mein Wissen zu verbergen. Aber irgendwann hatte Dikan mich durchschaut und fing an, mich als Dolmetscher zu einigen seiner größeren Deals mitzunehmen. Ich hatte immer ein ungutes Gefühl in der Magengegend, wenn der Fingerlutscher sich im The Zagreb Samovar neben mich setzte, an seiner erloschenen Zigarre saugte und mich anstarrte, während ich erst den Jungs aus Chicago, dann den polnischstämmigen Yankees unsere Position darlegte. Meine schnellen Fortschritte schienen ihm suspekt zu sein. Wahrscheinlich dachte er, sie kämen daher, dass ich mich heimlich mit einer der Bush-Zwillingstöchter verlobt hätte, meine freien Wochenenden im West Wing verbrachte und mit dem FBI-Chef samt Frau dinierte.
    Weit gefehlt. Meine Fortschritte kamen nur daher, dass ich mich unermüdlich mit Munitas Liebesleben beschäftigte, sogar anfing, ihr hinterherzuspionieren, was leider auch keinen Erfolg brachte.
    Doch wenigstens das Rätsel ihres dahergesagten Satzes hatte ich gelöst. Dadurch, dass Munita gesagt hatte, sie würde nie mit verheirateten Männern rummachen, hatte sie indirekt zugegeben, mit unverheirateten Männern rumzumachen, und durch das profane Wort rummachen klang es so, als würde sie dies nicht gerade selten tun. Das war ja schon fast Nuttensprache. Munita war eine Matratze für halb Manhattan, entschlossen, sich den ganzen Trump Tower hochzuschlafen.
    Nein, ihr gegenüber erwähnte ich von all dem nichts. Und ja, ich ging weiterhin mit ihr aus. Ich war ja auch nicht verheiratet. Aber die Liebe musste draußen bleiben wie ein weißes Kreuzfahrtschiff, das zu groß für den Hafen war. Bis jetzt, offenbar. Nun ist sie tot, und auf einmal werde ich ganz sentimental. Ich kapiere das nicht. Ich sollte mich doch freuen, dass sie die gerechte Strafe bekommen hat. Sie hat es einfach zu bunt getrieben. Hätte ja nicht unbedingt in meiner Wohnung rummachen müssen. Auf meinem Ledersofa.
    Oder wurde sie von den Talienern dazu gezwungen? Haben sie Munita nur bestraft, um mich zu bestrafen? Dann war das Ganze vielleicht eine Vergeltungsaktion für einen meiner 66. Doch für wen? Oder welche? Tut nichts zur Sache. Früher oder später musste es ja so kommen. Der Meisterkiller von Manhattan, der dreifache Sixpacker, der grausame Kroate, der einzig wahre Toxic musste ausgeschaltet werden. Vielleicht waren das sogar meine eigenen Leute. Niko? »Was rufst du mich an, äh?« - Niko? Der Portier hat gesagt, sie wäre »mit einem italienisch aussehenden Typen« hochgegangen. Könnte genauso gut ein Kroate gewesen sein.
    Verstehe.
    Sie haben sie umgebracht. Meine Freunde und Arbeitgeber haben mein Mädchen getötet. Und ich merke erst jetzt, wie viel sie mir bedeutet hat. Sie war echt nicht schlecht. Sie hat mir fast jedes Mal Blumen mitgebracht. Sie hat mir die Massage meines Lebens verpasst. Und alle zwei Wochen hat sie mir ein Lieblingsgericht aus ihrer Kindheit in Lima gekocht - ein Fischgericht namens ceviche oder anticuchos, einen peruanischen Fleischspieß, der mich immer mit Heimweh erfüllte, weil er mich an unsere ćevapi erinnerte.
    Scheiße, ich vermisse sie so.
    Nun finde ich ihren berüchtigten Satz gar nicht mehr so schlimm. »Tom, du weißt doch, dass ich nie mit einem verheirateten Mann rummachen würde.« Das bedeutet doch

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