Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
Lippen küssen. Aber sie hält Abstand, schwebt über eine Schnellstraßenausfahrt hinweg. Ich folge ihr. Eine Bigband aus Autohupen spielt mir eine böse Melodie.
Nummer 56 war der Robert-Redford-Doppelgänger, ein muskulöser Typ mit gelber Krawatte, großen Kieferknochen und grauem Haar. Er brauchte einige Minuten, um zu sterben, im Hinterzimmer unseres Restaurants. Ich war ziemlich stolz darauf, einen typischen Amerikaner umgelegt zu haben.
Nummer 59 war der polnischstämmige Pornoproduzent in Queens. Ein Tag im April mit niedrigstehender Sonne und langen Schatten. Ich musste eine Maske tragen, seine Freundin war da.
Irgendwann verschwindet die Straße unter einer Brücke aus Beton, und ich gehe einen kleinen steilen Hügel am Straßenrand hinauf, der mich zu eben dieser Brücke führt, auf der eine weitere Schnellstraße verläuft. Hier oben fahren die Autos noch schneller.
Nummer 63 war ein kleiner schüchterner Chinese auf der Canal Street. Er wirkte so einsam, dass er fast froh zu sein schien, als der Tod zu Besuch kam.
Nummer 68 bin ich, wie ich von dieser beschissenen Brücke springe, nachdem ich Split noch kurz Lebewohl gesagt habe.
19. JENSEITS
Ich krieche beinahe, als ich endlich das Haus erreiche. Ja, dieses muss es sein. Ich erkenne den silbernen Land Cruiser. Das bedeutet, sie sind zu Hause. Ich bin der einzige Fußgänger, den dieses Land je gesehen hat. Die Blutung hat aufgehört. Aber der Zahn fehlt. Ich muss aussehen, als hätte ich ein paar Tage am Kreuz gehangen. Atem- und hilflos klingele ich.
Läute die verdammten KIRCHENGLOCKEN.
Zickrita öffnet die Tür und knallt sie sofort wieder zu, gegen meine gebrochene Nase. Ich sorge für mehr Glockengeläut. Gutmunduhrs Gesicht erscheint in dem schmalen Fenster neben der Tür. Der gute alte Lama-Kopf mit den langen Schneidezähnen. Ein Mann wie er, der in die Tiefen seiner eigenen Seele getrampt ist, lässt sich durch Blut, Schweiß und Tränen nicht abschrecken. Er öffnet die Tür. Wir stehen uns gegenüber: der mit den gebürsteten und der mit den geborstenen Zähnen.
»Was ... was ist dich zu sehen?«, fragt er. Muss irgendeine isländische Redewendung sein. »Was ist denn mit dir passiert? Du blutest ja.«
»Hi.«
Sprechen tut sauweh. Jedes Wort brennt in meiner Kehle und sprengt meinen Schädel. Also lasse ich meine Augen sprechen. Ich bin so froh, die beiden zu sehen! Ich komme ins Stolpern und falle auf ihrer goldenen Schwelle auf die Knie. Ich greife nach seinen Hosenbeinen, er weicht etwas zurück, seine Frau steht hinter ihm. Meine wunde, geschwollene Hand berührt seine bestrumpften Zehen, und ich fange an zu heulen wie ein Walross mit einer gebrochenen Flosse.
»Gutmuu ...«, mehr kann ich nicht sagen. Der Schmerz ist zu stark. Ich muss ihn zu meiner Seele durchstellen und sie weiterreden lassen. Ihre Stimme ist tief und unhörbar wie Barry White, der unter Wasser spricht. Ich verstehe sie selbst kaum, aber es klingt so ähnlich wie: »Bitte hilf mir.«
Nun wird es interessant.
Ich krieche in ihren Flur und schmiere meine schwarzen Sünden auf ihren weißen Kachelfußboden. Sieh sie dir an, mein guter Hirte. Sieh sie dir an, nimm sie hin und schmeiße sie auf den großen Scheiterhaufen in der Hölle oder lasse sie im Himmel reinigen.
Ich spüre Unschlüssigkeit über mir. Ich höre, wie sie sich etwas zuflüstern, dann merke ich, dass Gutmunduhr über mich hinweggreift, um die Tür zu schließen. Er hilft mir auf und führt mich in das Badezimmer.
Zickrita wäscht meinen schmerzenden Kopf und mein geschwollenes Gesicht. Ich versuche, nicht in den Spiegel zu sehen, höre aber, wie er mir zuflüstert, dass ich aussehe wie der Elefantenmensch. Mit meinem linken Auge kann ich kaum etwas sehen. Die Nase ist doppelt so groß wie sonst. Sie muss gebrochen sein. Der linke Eckzahn fehlt. Die Unterlippe scheint aus Obervolta zu stammen. Das meiste Blut kommt allerdings aus der Stirn. Über meinem linken Auge ist ein Schnitt, der bis zum Haaransatz reicht. Als Zickrita die Wunde spült, wird er wieder sichtbar. Mein rechter Arm ist taub von dem Schmerz in meiner Schulter, und es würde mich nicht überraschen, wenn mein Brustkorb auf einem Röntgenbild aussehen würde wie Spare-Ribs. Jeder Atemzug tut weh. Mein rechtes Fußgelenk fühlt sich so verdreht an wie ein nicht mehr richtig nasses Handtuch, das jemand ohne Erfolg auszuwringen versucht hat.
»Hattest du einen Unfall?«, fragt der Prediger. »Mmhmm.«
Es ist, wie mit
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