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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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Arm um meine Kehle und verdreht mit der linken meinen Kopf. Scheiße. Ich werde gerade von einem Priester abgemurkst.
    Das kann ich nicht zulassen.
    Tief in mir erwacht der altgediente Soldat zu neuem Leben, erhebt sich wie Tito aus seinem Grab und macht sich sofort an die Arbeit. Meine geistige und körperliche Schwäche ist wie weggeblasen. Die Kraft eines hungrigen Wildschweins fährt in meinen ausgehungerten Körper. Ich beiße ihm in die Hand, bis ich den Knochen spüre, und schüttele den Wichser mit einer schnellen Drehung des Rückens von mir ab. Er landet auf dem Boden, schreit vor Schmerzen, und ich werfe mich auf ihn wie eine gallespuckende Geisha, die ihr Date dafür bestrafen will, dass er in so einem schwulen Gewand erschienen ist. Ich packe seinen Hals und drücke immer fester. Fast hätte ich ihn für immer zum Schweigen gebracht, da steht Genosse Tito plötzlich vor mir. In seiner guten alten Generalsuniform mit Munitas Kopf in der Hand. Ich kneife die Augen zusammen und schüttele den Kopf. Öffne sie wieder, doch die beiden sind noch da. Je fester ich Torturs Hals würge, desto schärfer wird das Bild. Als ich lockerlasse, verschwindet es, nur um sofort zurückzukehren, als ich wieder fester zupacke. Was soll denn das jetzt? Das Oberhaupt meines Heimatlandes mit dem Kopf meiner großen Liebe ...
    Tortur bemerkt meine Verwirrung und kommt wieder zu sich, reißt meine linke Hand von seinem Hals, sie verfängt sich in seiner Brille, die im hohen Bogen davonfliegt. Ich vergesse Tito und falle wieder über mein heiliges Opfer her, schaffe es erneut, seinen Hals zu packen. Mit roher Gewalt bringe ich seine Gesichtsfarbe von rot zu dunkelrot, von dunkelrot zu blass, von blass zu weiß. Ich sehe nicht auf, ich traue mich nicht. Aber irgendwas beunruhigt mich: Plötzlich wird aus dem Gesicht von Tortur das meines Vaters. Ohne die Brille sieht er aus wie er. Plötzlich würge ich meinen Vater.
    Sofort lasse ich los, springe auf und verkrieche mich in einer Ecke, drehe mich weg und versuche, zu Atem zu kommen, während das Blut von meiner Oberlippe tropft.
    Scheiße.
    Sieben Tage Seelenrettung haben überhaupt nichts gebracht. Ich habe die Fastenwoche damit beendet, ein Wildschwein zu töten. Mein bekehrtes Ich ist schon wieder gestorben. Ein doppelter Priester mörder zu sein, hat auf meiner Bewerbung für den Himmel sicher nicht besonders gut ausgesehen, nun bin ich dreifacher.
    Nach ein paar Augenblicken in der Hölle merke ich, wie sich auf der plastikbezogenen Matratze etwas bewegt. Das heilige Tier kommt wieder auf die Beine.
    »Tomislav Bokšić ...« Die Stimme ist brüchig, aber ausdrucksvoll. »Tomislav Bokšić. Der Balkansoldat ...«Er hat offensichtlich seine Hausaufgaben gemacht. »In deinem eigenen Spiel kann ich dich nicht besiegen, wir versuchen also besser meins.«
    Er packt mich an der Schulter und dreht mich zu sich um.
    Die Brille sitzt wieder auf seiner Nase, die Wangen haben wieder etwas Farbe, doch sein blutbeflecktes Gewand ist total ruiniert. Er atmet ein. Das freut mich.
    »Du nichtsnutziger Sohn einer Kroatenfotze«, sagt er und gibt mir eine Ohrfeige. »Du nichtsnutziger Sohn einer durchgeknallten Kroatenfotze!« Er packt mich an den Schultern. »Was denkst du eigentlich, wer du bist? Denkst du, du bist mehr als eine kleine beschissene Schabe, die in Gottes Himmelreich über den Küchenfußboden krabbelt, während auf ihrem Rücken bereits das Fegefeuer brennt? DU NARR!«
    Er schubst mich. Ich reagiere nicht. Dann legt er seine Hände auf meine Schultern und schiebt mich rückwärts durch den Raum. Seine Beine zittern vor Erschöpfung. Er benutzt mich als unterhosentragende Gehhilfe. Und lallt dazu:
    »Du verdammter Narr. Du verdammter Sohn eines serbokroatischen Narren.«
    »Kroatisch.«
    »SCHNAUZE!«
    Er stoppt. Wir stehen still. Starren uns an. Dann fragt er etwas ruhiger: »Wie viele Menschen hast du getötet?« »Ah, wie viele? Hundertzwanzig oder so.« »Hundertzwanzig ODER SO?« »Ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »Soll das heißen, du hast sie nicht gezählt? Du zählst sie nicht, so wie du die Frauen zählst, die du hattest? Wie viele waren das?«
    »Ich weiß nicht. Zählen Nutten mit?«
    »Ob Nutten mitzählen? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.« »Also ... Ich weiß nicht, sechzig, siebzig vielleicht...« »Sechzig, siebzig? Du hast mehr Menschen getötet als Frauen gehabt? Du bist schlimmer, als ich dachte.« »Aber ich habe nie eine Nutte getötet.«

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