Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
an. »Weißt du, wir haben miteinander geschlafen, als er noch vor uns auf dem Boden lag. Das war natürlich total krank, aber es war wie ... Gott.«
Ich glaube, ich habe mir die falsche Waffe ausgesucht.
27. FLUESSIGE LAVA
Ich lebe so einfach wie möglich. Seit meinem peinlichen Ausrutscher in dem Strip-Club bin ich wieder auf dem rechten Weg. Der Karatepriester ruft mich jeden zweiten Tag an, fragt, ob alles in Ordnung sei, gibt mir Lesetipps oder lädt mich zu einem großen sonntäglichen Fleisch-satt-Mittagessen mit Gutmunduhr und Zickrita ein. Die sind alle so stolz auf mich, dass sie gar nicht aufhören können, mich anzusehen wie ein Bauer einen vielversprechenden Deckhengst. Ich bin ihr Versuchskaninchen, die schwarze Ratte, die weiß geworden ist. Die Kinder von Tortur und Hanna, ein schweigsames Mädchen und zwei kleine Jungs mit großen Augen, sehen mich an, als wäre ich der David Beckham des Glaubens.
Ich versuche, wie der bekehrte Einfaltspinsel zu lächeln, der ich nun bin; mit glattrasiertem Gesicht und kurzem, von Hanna geschnittenem Haar. Wenn ich jetzt noch eine Krawatte umhätte und eine Bibel in der Hand, würde mich niemand ins Haus lassen.
»Du arbeitest und hast deine eigene Wohnung und alles, das ist so wunderbar«, sagt Zickrita und klingt schon jetzt wie meine Schwieger mutter.
Ich sollte sie mal zu mir einladen, vielleicht hat sie ein paar Einrichtungstipps.
»Ja. Er wird das schon schaffen. Er ist ein guter Mensch«, sagt Hanna.
Ich lächele mein Neues-Ich-Lächeln, doch die anderen sehen mit stiller Verwunderung in ihr naturtrübes Gesicht. Mit dem letzten Satz hat sie wohl überzogen. Schnell wendet sie sich zu mir und fügt hinzu: »Ich meine ... du hattest nur ... Pech. Wenn du in Island geboren wärest und nie im Krieg gewesen und ... Jetzt bist du ein neuer Mensch. Hoffen wir nur, dass die Amerikaner dich nicht finden.«
Sie murmeln zustimmend, und ich versuche sie zu beruhigen: »Mit meinem isländischen Pass wird mir schon nichts passieren.« Dann nicken sie noch eine Runde.
»Father Friendly ist nicht umsonst gestorben«, sagt Tortur und lässt seine schwere Hand auf meine Schulter fallen.
Gutmunduhr versteht nicht, was das heißt. Seine Freunde übersetzen ihm ins Isländische, was »umsonst gestorben« bedeutet. Daraufhin erhellt sich sein Gesicht: »Ja, er ist für Tommys Sünden gestorben.«
Da haben wir's. Jesus hat einen Tag frei, und Father Friendly springt für ihn ein.
Man muss diese Religion einfach mögen. Erst schießt du 125 Leute ab, und sobald du ein schlechtes Gewissen bekommst (so ungefähr bei Nummer 124), musst du nur jemanden finden, der heilig genug ist, deine Sünden zu tragen. Dann bringst du den auch um und ZACK! - nimmt er sie alle mit sich hinauf in den Himmel. Und du musst nie wieder an sie denken.
Langsam gewöhne ich mich an meinen neuen Namen. Gunnhildur sagt allerdings immer noch Todd. Sie ruft mich oft an. Jedes zweite Mal gehe ich ran. Eine Hochzeit lässt sich kaum noch vermeiden, aber in der Zwischenzeit möchte ich sie etwas auf Abstand halten. Ich bin noch nicht so weit. Ich muss erst Munita aus meinem System bekommen oder zumindest aus meinem Kühlschrank. (Manchmal sehe ich ihren Kopf darin, zwischen der Milchpackung und der polnischen Monstersalami.) Außerdem bin ich mir unsicher, wie das heilige Paar das aufnehmen wird. Mir das Leben zu retten ist eine Sache, mir die eigene Tochter zu geben eine ganz andere. Zuallererst muss ich diese bekloppte Therapie zu Ende bringen.
Meine Eisprinzessin will mich dauernd besuchen kommen, aber ich habe ihr klargemacht, dass bisher noch keine Frau unsere Sklaven-Etage betreten hat und der Anblick einer einheimischen Schönheit zu einem Lageraufstand führen könnte. Die Jaroslaws würden meine Tür aufbrechen, über Gunnhildur herfallen und mich bitten, dabei die Kamera zu halten.
Aber Liebe zurückhalten ist wie Lava zurückhalten. Flüssige Lava, natürlich. Als ich eines Tages von der Arbeit zurückkomme, sitzt das Morgen-von-Tag-1-Mädchen in der Küche und plaudert mit der bulgarischen Spaßkanone. Ich frage mich, worüber sie reden. Wahrscheinlich hat er sie gefragt, ob einer ihrer vierzig Liebhaber schwarz gewesen sei. Ich bin überrascht, dass sie noch unvergewaltigt dasitzt.
»Ich habe dir gesagt, du sollst nicht herkommen. Das ist die reinste Löwenhöhle«, flüstere ich ihr zu, als wir zu meiner Zelle gehen.
»Wenn du nicht zu mir kommen willst, muss ich eben zu dir
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